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Mingus

Mingus

Titel: Mingus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keto von Waberer
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brennen. Los!«
    Doch ich will nicht hierbleiben.
    »Im Keller, sucht im Keller!«, schreie ich und stürze mich die Treppe hinunter. Ich hole sie ein. Sie wollen, dass ich bleibe und rasch die Wohnung anzünde. Die Ci-Po wird alles durchsuchen, wir haben sie landen sehen, drüben, auf den Dächern rings um den Park.
    »Im Keller waren wir längst«, schreit Rosy und stößt mich zurück, als ich sie festhalten will. »Wir müssen noch mal zum Park. Mach schon, zünd alles an, verdammt noch mal!«
    Und Tulip. »Tu, was man dir sagt!«
    Sie wollen keine Spur von Mingus oder mir zurücklassen.
    Ich aber bin plötzlich voller Angst. Laufe ihnen nach
    auf die Straße. Klammere mich an Rosi und Tulip. Schreie. Ich bin wie von Sinnen, lasse mich nicht abschütteln. Sie haben Erbarmen. Tulip rennt noch mal ins Haus und legt ein Feuer. Wir warten. Sie kommt nicht zurück.
    Jetzt pfeifen sie nach ihr. Sie brüllen nach ihr. Jetzt sind alle in Panik.
    »Gefahr!« Ein großer Baurobo nähert sich auf derStraße. Seine Lichter wie riesige Augen. Wir drängen uns in die Maschine, Tulip als Letzte, atemlos. Wir heben vom Boden ab. Der Baurobo hupt. Ein Ton wie von tausend Trompeten. Aber wir steigen auf. Nur weg.
    Keine sagt ein Wort zu mir. Sie werfen sich Blicke zu. Genauso haben sie sich das vorgestellt mit mir.
    Ich tauge zu nichts. Aber das kümmert mich wenig.

BORIS
    Nichts ist schlimmer als der Geruch in einem Siechenhaus. Mein alter Freund Dr. Matthäus, ich nenne ihn Matt, hat mir eine Einzelkoje gegeben. »Wie für einen Aristo«, sagt er. Dass ich nicht lache.
    Der Anfall war stärker als alle seine Vorgänger. Alia hat mich eingeliefert. Ich kann mich an nichts erinnern. Meine Tasche war längst gepackt und stand bereit. Jetzt steht sie unter dieser unbequemen hochbeinigen Pritsche, die sich Bett schimpft. Alia hatte ihre Anweisungen, es tut mir leid um sie. Was wird aus ihr werden?
    »Wieder ein Volksauflauf«, sagt Matt und schaut aus dem Fenster. Ich höre das Geschrei, aber von mir aus sollen sie doch machen, was sie wollen. Matt ist besorgt, das sehe ich, besorgter als um meinen Zustand. »Dich päppeln wir schon wieder auf«, sagt er. Das sagt er immer. Er schaut mich nicht an dabei.
    »Dr. Matthäus in OP zwei, Dr. Matthäus in OP zwei.« Er geht.
    Ich taste nach der Tasche. Alles Wichtige ist drin. Papiere, Tabellen, Berechnungen und natürlich das ganze Zeug aus dem Safe. Ich höre unten auf der Straße Schreie und Explosionen. Ich lächle. Was wollen diese Idioten eigentlich? Es wird alles so enden wie letztes Mal im Herbst. Mit Hinrichtungen und Blut auf dem Pflaster. Idioten.
    Sobald ich mich wieder etwas erholt habe, muss ich weg hier. Ich habe das alles seit Wochen geplant. Als Erstes werde ich Leos Versteck noch einmal gründlich durchsuchen. Die Ci-Po hat noch nie funktioniert bei solchen Aktionen. Dämliche Maschinen! Wie sollen die Leos Geheimnissen auf die Spur kommen. Das Einzige, was sie können, ist, alles kurz und klein zu schlagen. An diesem Ort hat er seine Unterlagen versteckt. Ich bin jetzt ganz sicher. Er war ein umsichtiger, schlauer Fuchs. Kein Wissenschaftler lässt seine Forschung so einfach untergehen. Dann, danach, fängt ein neues Kapitel an. Der Präsi wird mir die Füße küssen. Sie werden sich um mich reißen. Alle. Die Atox steigt wie ein Phönix aus der Asche.
    Aber vorerst muss ich mich erholen. Matt hat mir Infusionen mit dem neuen Mittel versprochen. Er nennt es Propolis. Angeblich bekommt es nur der Präsi.
    Unten auf der Straße rumst es, und die Scheiben zittern.
    »Ich mach zu«, sagt die kleine Hilfsschwester, die mit den mausigen Haaren und der Leidensmiene. Ich kann sie nicht ausstehen.
    »Ja, schließen Sie das Fenster«, sage ich. »Was ist eigentlich los?«
    »Sie haben angefangen, die Häuser einzureißen, die Häuser der verbotenen Zone. Diese Bakterien werden ja nun überall herumgewirbelt.« Sie wendet mir ihr trauriges Gesicht zu.
    »Humbug«, sage ich. »Da waren nie irgendwelche Bakterien.«
    Ich sehe, sie glaubt mir nicht.

ALAN
    Hier ist unsere Zeit abgelaufen. Das ist klar. Ich habe sie beschworen, nicht auf die Straße zu gehen, zu dem ganzen Pöbel, der sich dort zusammenrottet. Die wollen doch nichts weiter als übereinander herfallen. Die wollen nichts als ihre Gewalt ausleben. Die wollen sich selbst vernichten.
    »Du, Alan, hast hier nicht mehr zu bestimmen«, sagt Beppo. Die Männer murmeln und lachen. »Los!«, ruft Beppo. »Es lebe die

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