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Mingus

Mingus

Titel: Mingus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keto von Waberer
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Er drückt mir die Luft ab. Ich spüre den Schmerz meiner Wut im ganzen Körper. Vor mir das unversehrte breite Gesicht. Eine einzige Träne Blut nur auf dieser Backe, das ist alles. Wieder fallen wir hin, rollen im Gras. Er hält mich umklammert, drückt sein Gesicht in meine Mähne. Er lacht. Er lacht. Ich brülle. Ich rolle über ihn. Er ist unter mir. Er presst alle Luft aus mir. Ich fühle nichts, nur die Wut. Sie macht mich stark. Wir umklammern uns ohne einen Ton. Meine Krallen treffen den Panzer. Ihn nicht. Er ist über mir. Er röchelt. Ich muss heraus aus dieser grausamen Umarmung, aus diesem Griff, der mich erstickt. Ich will sein Blut schmecken, meine Zähne rutschen ab an seinem Helm. Einen Augenblick nur lässt er nach. Ich stemme mich gegen ihn. Wir kommen auf die Füße, eng aneinandergeklammert, torkeln hin und her. Er hustet. Speichel spritzt an meinen Hals. Ich spüre sein Husten überall. Harte Stöße. Ich spanne die Muskeln. Ich verliere den Boden. Ich schlage meinen Kopf gegen seine Brust, spüre wieder Halt unter meinen Sohlen, stemme mich gegen den Boden. Seine Arme werden schlaffer, sein Griff wird leichter. Ich schnappe wieder Luft. Mit dem frei gezerrten Arm schlage ich nach seinem Schädel. Papa will mich ersticken. Er presst seine Hand auf meinen Mund.Der Koloss taumelt. Ich kriege den anderen Arm los und ziele mit der Faust auf seine Augen. Treffe nur die Stirn unter dem Helm. Er lässt locker. Ich komme frei. Ich werfe mich auf ihn mit geöffnetem Rachen. Wo ist dieses weiche, ungeschützte Gesicht? Ich schleudere Papa gegen die Wand. Sein Kopf platzt, fliegt durch die Luft, spritzt in mein Gesicht. Heiß. Das ist sein Blut. Sein Gehirn. Da liegt er, wirft sich hin und her. Er gibt nicht auf.
    Der Goldene aber fällt schwer gegen mich, rutscht an mir herunter, ganz langsam, hinunter ins Gras. Er kniet vor mir, kippt ganz langsam zur Seite, fällt. Der goldene Koloss liegt vor mir. Seine rudernden Arme umfassen die Luft. Er bäumt sich auf. Hustet. Seine Beine zucken. Sein Atem pfeift. Er gibt nicht auf.
    Da liegt er am Boden, und ich stehe aufrecht. Da liegt er, und Schaum blubbert aus seinen Nasenlöchern. Er reißt den Mund auf, verdreht die Augen. Er windet sich. Ächzt. Fuchtelt mit beiden Armen. Ich schaue zu, höre mich heftig atmen, fühle das Zittern meiner Muskeln, das Stechen in meiner Brust. Ich bin ganz ruhig. Ich habe ihn besiegt.
    Matt ist neben mir und beugt sich tief über ihn. Er gibt ihm einen Tritt. »Aus!«, sagt er. »Ende und aus.« Dann schaut er mir ins Gesicht. »Katzenallergie«, sagt er. »Klassische akute Katzenallergie!« Er lacht. »Verengung des Larynx. Atemnot. Schleimbildung. Kreislaufversagen. Exitus! So sieht so was aus.«
    Ich drehe mich um nach Aglaia. Sie liegt zappelnd da und versucht, ihre Fesseln zu lösen. »Pass auf !«, schreit sie und reckt ihr Kinn. »Hinter dir! Pass auf !«
    Und wirklich, vom Waldrand nähert sich ein Schwarm Robos. Sie kommen zwischen den Bäumen hervor. Ganz geordnet. Ich sehe keine Waffen, aber sie haben ihre Arme ausgestreckt und zielen damit auf mich.

TARA
    »Es geht los«, zischt Nin.
    Ich bin eingeschlafen. Wir warten hier oben, seit vielen Stunden. Ich sitze sehr bequem in einer Astgabel. Nin hat das Glas.
    »Lass mich mal«, sage ich, meine Augen sind alt, aber sie stößt meine Hand weg. Ich mache meine Augen schmal. Ein großer Robo, zwei Menschen am Waldrand, das sehe ich, wenn auch undeutlich. Das ist der Robo des Präsis. Das sind seine Opfer. Wo ist er?
    »Mingus!«, schreit Nin und vergisst das Glas. »Mingus, siehst du ihn, da! DA! Mingus!«
    Ich sehe ihn. Ich würde ihn immer erkennen. Er kommt angeflogen durchs Graugrün der Wiese, als hätte er Flügel. Die Geier machen ihm Platz. Ich hebe das Glas an die Augen. Er ist gewachsen. Ich lasse das Glas sinken. Ich will nicht sehen, was jetzt kommt. Sie werden ihn töten. Der blöde Kerl, was hat er hier verloren? Ich will das nicht sehen. Ich kneife die Augen fest zu. Nin schreit und schreit.
    »Was ist?«, frage ich atemlos. »Ich kann nicht alles sehen.«
    »Schau mit dem Glas!«, schreit Nin. »Da!« Aber ich will nichts sehen.
    »Er hat den Robo umgenietet. Ha!«, schreit Nin. »Der Präsi hat ihn gepackt.«
    »Der Präsi?«
    »Da, nein, nein, sie ringen. O nein. Der ist viel größer als er. Sie fallen hin. O nein. Er wird ihn zerdrücken, er ist so stark.« Nin heult laut und krallt sich an meinen Arm. Ich mache die Augen auf und sehe undeutlich ein

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