Mini-Dame mit Maxi-Schnitt
mir gedacht, daß es gar nicht so
schlecht wäre, wenn man jemanden innerhalb des Hauses hätte. Jemand ganz
spezielles, einen skrupellosen glatten Lügner mit der Moral eines Dachkaters.«
»Was Sie nicht sagen — so einen
Untergebenen haben Sie in Ihren Rängen ?«
»Noch nicht, aber ich werde ihn
gleich als Deputy vereidigen .« Sein Grinsen erinnerte mich an das eines großfleckigen Katzenhais, dem ich
einmal an der nordaustralischen Küste begegnet war. »Sie nämlich.«
»Mich!« Meine Stimme kippte
beinahe über. »Sie spinnen wohl !«
»Sie besitzen eine
Privatdetektivlizenz des Staates New York«, entgegnete er gelassen. »Das
bedeutet, daß Sie hier bei uns nicht zugelassen sind. Da Sie aber so großzügig
Ihre Hilfe angeboten und sich bereit erklärt haben, als Deputy für uns zu arbeiten, habe ich mich entschlossen, Ihr Anerbieten anzunehmen und
Ihre Position bei uns zu legalisieren. Ich erwarte, daß Sie umgehend Meldung
erstatten, wenn Sie etwas entdecken, das mit dem Mord in Zusammenhang stehen
könnte; und wenn ich umgehend sage, meine ich auch umgehend .«
»Was soll ich tun ?« Die Worte blieben mir beinahe im Hals stecken. »Die
rechte Hand hochnehmen und schwören, ein braver kleiner Boyd zu sein und zu
tun, was der Leutnant sagt ?«
»Ich glaube, auf die
Formalitäten können wir verzichten«, murmelte er. »Sobald ich wieder in meinem
Büro bin, werde ich eine Notiz schreiben, daß D. Boyd heute als Deputy eingeschworen wurde. Wenn Sie es später abstreiten,
wird Ihnen kein Mensch glauben .«
»Jawohl, Sir, Leutnant«,
brummte ich. »Noch etwas, Leutnant, Sir?«
»Halten Sie sich eins vor
Augen«, entgegnete er kalt. »Die Wächter werden die Reporter aussperren,
trotzdem wird dieser Mordfall Schlagzeilen machen. Ich denke nicht daran, mich
als Hinterwäldlerpolizist verreißen zu lassen.
Wenn jemand also den Wölfen
vorgeworfen wird, dann zuerst Sie .«
»Okay«, fauchte ich. »Dann
seien Sie wenigstens so nett und erzählen Sie mir auch, wenn Sie auf etwas
Interessantes gestoßen sind .«
»Warum nicht?« Wieder hatte er
dieses Haifischgrinsen im Gesicht. »Schön, Deputy ,
ich glaube, das wäre alles für heute .«
Ich ging in die Halle zurück,
während ich Schells sämtliche Vorfahren mit einer Reihe nicht druckreifer Namen
bedachte. Vielleicht konnte mich die frische Luft etwas abkühlen, darum verließ
ich das Haus und trottete zum Swimming-pool hinunter. Als ich näher kam, sah
ich die hagere Gestalt von Polly Peridot am Becken stehen. Als sie meine
Schritte hörte, wandte sie mir das Gesicht zu, und ich erkannte, daß sie
ziemlich mitgenommen aussah, trotz des starken Make-ups. Die schweren Lider
hingen noch etwas tiefer, während der Wust der beinahe orangefarbenen Locken
ihr ein surrealistisches Aussehen verlieh.
»Ich muß immer an das arme
Mädchen denken«, sagte sie leise. »Wie sie hier in der Dunkelheit mit
durchschnittener Kehle gelegen hat...« Sie schluckte krampfhaft. » Wieviel Uhr ist es, Mr. Boyd ?«
»Viertel vor zwölf«, sagte ich
nach einem Blick auf die Uhr.
»Ich könnte einen Drink
vertragen .« Sie brachte ein etwas schiefes Grinsen zustande.
»Ob Sie mir einen Martini mixen ?«
»Tu ich, Polly .«
»Vielen Dank, Danny.« Etwas wie
Hohn klang in ihrer Stimme mit. »Mord hat etwas Gleichmachendes an sich, nicht
wahr ?«
Die fahrbare Bar stand neben
dem Schwimmbecken, schimmernd und mit neuen Flaschen und sauberen Gläsern
bestückt. Offenbar ließ sich das Freidelsche Hauspersonal von einem Mord nicht aus der Fassung bringen. Ich mixte zwei
Martinis à la Boyd und reichte ihr das eine Glas hin. Mit einem Schluck hatte
sie die Hälfte des nicht sehr kleinen Glases geleert, dann setzte sie sich in
einen Liegestuhl.
»Das tut gut«, gab sie zu.
»Arme Stephanie! Dieser schrecklich unmanierliche Polizeibeamte behauptet,
jemand aus dem Haus muß sie umgebracht haben. Ich kann mir einfach nicht
vorstellen, daß einer von uns einer solchen Tat fähig sein soll .«
»Einer von uns ist entweder ein
gemeingefährlicher Irrer oder hatte einen starken Grund, sie umzubringen«,
entgegnete ich sachlich.
Sie zitterte. »Ich mag gar
nicht mehr daran denken. Gott sei Dank war Dion geschmackvoll genug, diese
alberne aufblasbare Puppe aus dem Becken nehmen zu lassen .«
»Geschmack hat er immer,
besonders was Frauen angeht«, meinte ich lässig. »Diese Libby Cathcart ist
schon ein tolles Mädchen .«
Sie verzog den Mund. »Sie
meinen damit wohl, er ist ein
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