Mini Shopaholic: Band 6
wollte. Selbstverständlich nicht. Ich halte mein Versprechen. Aber das da ist ein brandneues, hochmodernes Discount-Shopping-Center, das Geschenke verteilt. Wir können nicht einfach daran vorbeifahren. Das wäre ... das wäre ... falsch. Es wäre undankbar. Es wäre gegen die Natur. Und Minnie darf ich ja was kaufen, oder? Es gehört zu den Pflichten einer Mutter, ihr Kind einzukleiden.
Ich werfe noch einen Blick auf die Liste. Petit Bateau. Ralph Lauren Girls & Boys. Funky Kids. Baby in Urbe. Ich werde etwas atemlos. Es gibt kein Entrinnen.
»Wissen Sie, mir ist gerade was eingefallen. Minnie braucht noch ein paar neue Söckchen.« Ich versuche, beiläufig zu klingen. »Vielleicht könnten wir mal einen Blick in dieses neue Shopping Center werfen, statt zum Turnen zu fahren. Nur so eine Idee. Was meinen Sie?«
»Das ist Ihre Entscheidung.« Nanny Sue hebt beide Hände. »Voll und ganz.«
»Also, äh, Pete, könnten Sie uns stattdessen zum Outlet bringen?« Ich spreche etwas lauter. »Ich danke Ihnen!«
»Dann sollte ich wohl lieber meinen Kofferraum ausräumen, was?« Er dreht sich um und grinst mich an. »Für die vielen Tüten.«
Kraftlos lächle ich zurück. Ich werde Nanny Sue nachher erklären, dass er einen echt schrulligen Sinn für Humor hat.
»Dann gehen Sie also gern shoppen, Rebecca?«, sagt Nanny Sue freundlich.
Ich mache eine Pause, als müsste ich darüber nachdenken.
»Nicht gern«, sage ich schließlich. »Gern würde ich nicht sagen. Ich meine, es muss einfach gemacht werden, oder? Es muss ja was im Kühlschrank sein.« Zerknirscht zucke ich mit den Schultern. »Eine verantwortungsvolle Mutter kann sich dem nicht entziehen.«
Wir halten vor dem Haupteingang, dessen gigantische Glastüren in ein riesiges, luftiges Atrium führen. Dort stehen Palmen, und Wasser plätschert an einer Stahlwand herab, und als wir eintreten, glitzern mich schon »Valentino« und »Jimmy Choo« aus der Ferne an. Die Luft ist von duftendem Zimtgebäck und dampfenden Cappuccino-Maschinen erfüllt, gemischt mit teuren Leder-und Designerdüften und einfach ... Neuheit.
»Und wohin müssen Sie?«, fragt Nanny Sue mit einem Blick in die Runde. »Wir suchen Söckchen, richtig?«
»Ich ... äh ...«
Ich kann kaum geradeaus denken. Mulberry ist direkt vor uns, und ich habe schon eine traumhafte Tasche gesehen. »Mh ... « Ich muss mich zusammenreißen. »Ja. Söckchen.«
Kindersöckchen. Nicht Valentino. Nicht Jimmy Choo. Nicht Mulberry. Oh, Gott, ich frage mich, was diese Tasche wohl kosten mag ...
Aufhören. Nicht hinsehen. Ich kaufe nichts für mich. Ich denke nicht mal daran.
»Mein! Meeeeiiiinn Püppi!« Minnies Stimme reißt mich in die Gegenwart zurück. Sie steht draußen vor Gucci und deutet auf eine Schaufensterpuppe.
»Das ist kein Püppchen, Süße. Das ist eine Schaufensterpuppe! Komm.« Ich nehme sie fest bei der Hand und führe sie zum Wegweiser. »Wir kaufen dir ein paar Söckchen.«
Wir machen uns auf den Weg zur Kid Zone, in der sich alle Kindergeschäfte befinden. Da gibt es einen Clown, der die Kunden begrüßt, und Stände voller Spielzeug, und der ganze Bereich kommt einem eher wie ein Jahrmarkt vor.
»Buch!« Minnie ist schnurstracks zu einem der Stände gelaufen und hat sich ein großes, rosafarbenes Buch mit Feen geschnappt. »Mein Buch.«
Ha! Zufrieden werfe ich Nanny Sue einen Blick zu. Meine Tochter hat sich für ein pädagogisch wertvolles Buch entschieden, nicht für irgendwelchen Plastikschrott!
»Selbstverständlich darfst du dir ein Buch kaufen, Minnie«, sage ich laut. »Wir bezahlen es von deinem Taschengeld. Ich bringe Minnie nämlich Finanzplanung bei«, füge ich an Nanny Sue gewandt hinzu. »Ich schreibe alles auf, was wir von ihrem Taschengeld kaufen.«
Ich zücke mein kleines, pinkes Smythson-Büchlein, auf dem vorn »Minnies Taschengeld« steht. (Ich habe es extra prägen lassen. Es war ziemlich teuer, aber es ist ja auch eine Investition in das ökonomische Verantwortungsbewusstsein meiner Tochter.)
»Männlein!« Minnie hat sich außer dem Buch noch eine Puppe geschnappt. »Mein Männlein! Meeeiiin!«
»Äh ...« Skeptisch betrachte ich die kleine Puppe. Sie ist ganz süß, und wir haben kaum Puppen. »Na gut, okay. Solange du sie von deinem Taschengeld bezahlst. Verstehst du, Süße?« Ich spreche superdeutlich: »Wir müssen sie von deinem Taschengeld bezahlen!«
»Sagen Sie mal!«, meint Nanny Sue, als wir zur Kasse gehen. »Wie viel Taschengeld bekommt
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