Mini Shopaholic: Band 6
Softplay Center«, sage ich eilig zu Nanny Sue.
» Tax-iiiii!« Minnie bekommt diesen Blick, wie ein wilder Stier mit roten Bäckchen. Oh, Gott. Im Beisein von Nanny Sue kann ich keinen Wutanfall riskieren. Vielleicht könnten wir ja doch mit dem Taxi irgendwohin fahren.
»Also ... « Pete beugt sich aus dem Fenster. »Wohin soll‘s denn heute gehen, meine Hübschen?«
»Starbucks«, artikuliert Minnie deutlich, bevor ich etwas sagen kann. »Starbucks-Shops.«
»Wie immer also?«, sagt Pete fröhlich. »Rein mit euch!«
Ich spüre, wie mein Gesicht rot anläuft.
»Wir wollen nicht zu Starbucks, Minnie!«, sage ich schrill. »Was für eine ... eine verrückte Idee! Würden Sie uns bitte zum Kinderturnen bringen, Pete? In diesem Softplay Center in Leatherhead, wo wir immerzu sind?«
Verzweifelt blicke ich ihm tief in die Augen, damit er nicht sagt: »Wovon reden Sie da?«
»Muffin?« Voller Hoffnung blickt Minnie zu mir auf. »Muffin Starbucks?«
»Nein, Minnie!«, schnauze ich sie an. »Jetzt sei ein braves Mädchen, sonst kriegst du ein Stilles Schleifchen.« Ich hole die Stillen Schleifchen aus meiner Tasche und schwenke sie unheilschwanger vor ihr hin und her. Augenblicklich greift Minnie danach.
»Mein! Meeeiiiin!«
Sie soll die Stillen Schleifchen doch nicht haben wollen!
»Vielleicht später«, sage ich und stopfe sie wieder in meine Tasche. Das ist alles Nanny Sues Schuld. Sie verdirbt mir noch alles.
Wir steigen ein, ich schnalle Minnie an, und Pete fahrt los.
»Rebecca«, sagt Nanny Sue freundlich. »Wenn Sie Besorgungen zu machen haben, lassen Sie sich von mir bitte nicht aufhalten. Ich komme gern mit zum Shoppen. Ich mache alles mit, was Sie auch sonst tun würden.«
»Aber natürlich!« Ich gebe mir Mühe, so locker wie möglich zu klingen. »Heute ist ein ganz normaler Tag! Kinderturnen steht an! Hier, nimm, Schätzchen«, füge ich an Minnie gewandt hinzu und gebe ihr einen Dinkelkeks, den ich aus dem Bioladen habe.
Skeptisch sieht sie ihn an, leckt daran, dann wirft sie ihn auf den Boden und schreit: »Muffin! Muffin STARBUCKS!«
Mein Gesicht wird puterrot.
»Starbucks ist ... der Name von der Katze unserer Freundin«, improvisiere ich verzweifelt. »Und Muffin ist die andere Katze. Minnie liebt Tiere über alles. Stimmt es nicht, Schätzchen?«
»Haben Sie den großen Kasten da drüben schon gesehen?«, höre ich Petes fröhliche Stimme von vorn. »Jetzt haben sie ihn endlich aufgemacht!«
Wir sind auf der Schnellstraße angekommen. Plötzlich sehe ich, wohin Pete zeigt. Da steht eine riesige, schwarzweiße Plakatwand mit der Aufschrift:
HEATHFIELD VILLAGE! NEUES LUXUS OUTLET ZENTRUM ERÖFFNUNG HEUTE!
Wow. Seit Ewigkeiten ist davon die Rede, dass das Riesending da eröffnet werden soll. Mein Blick schweift auf der Plakatwand weiter abwärts.
HEUTE SPEZIELLE EINFÜHRUNGSANGEBOTE! JEDER KUNDE BEKOMMT EIN GESCHENK! NÄCHSTE AUSFAHRT!
Jeder Kunde bekommt ein Geschenk?
Ich meine, wahrscheinlich wird es nichts Aufregendes sein. Eine winzige Duftkerze oder ein Stück Schokolade oder so was. Und die Läden dort sind bestimmt auch gar nicht so toll. Außerdem habe ich überhaupt kein Interesse an irgendeinem Einkaufszentrum, weil wir ja auch nicht zum Einkaufen hergekommen sind, oder? Wir sind hergekommen, um etwas pädagogisch Wertvolles zu machen, das unsere Bindung zueinander stärkt.
»Guck mal, die Wolken!“, sage ich zu Minnie und zeige eilig aus dem gegenüberliegenden Fenster. »Weißt du, wie Wolken entstehen, Süße? Das geht mit. .. äh ... Wasser.“
Meine ich Wasserdampf? Oder einfach nur normalen Dampf?
»Burberry“, sagt Pete interessiert. »Nicht schlecht. Mein Schwiegersohn kriegt das ganze nachgemachte Zeug aus Hong Kong, und der sagt ... „
Burberry? Mein Kopf zuckt herum, und ich sehe die nächste Plakatwand - diesmal mit allen Designern, die sie im Outlet führen.
Burberry. Matthew Williamson. Dolce & Gabbana. Oh, mein Gott. Anya Hindmarch. Temperley. Vivienne Westwood? Alles zu Discount-Preisen? Zum Greifen nah?
Das Taxi rückt ein Stück vorwärts, und mich ergreift die nackte Panik. Jeden Moment sind wir an der Ausfahrt vorbei. Dann ist es zu spät.
Okay, denken wir es mal vernünftig durch. Ich weiß, wir sollten nach Lcatherhead fahren und in einem Bällebad herumhüpfen. Aber andererseits ... Nanny Sue hat gesagt, sie hätte nichts dagegen, wenn wir shoppen gehen würden. Sie hat es wortwörtlich so gesagt.
Nicht, dass ich etwas für mich kaufen
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