Mini Shopaholic: Band 6
es beide. Sie muss es haben. Es ist ein Etuikleid, schwarz wie dunkle Schokolade, mit einem Hauch von Chiffon, und es kostet fünfhundert Pfund und ist jeden Penny wert.
Jetzt muss ich mir also überlegen, wie wir es machen wollen. Und bis sie wieder angezogen ist und das Sandwich aufgegessen hat, das ich ihr bestellt habe, weiß ich auch wie. Hiermit führen wir einen neuen, ganz besonderen Shopping Service bei The Look ein, den SIP (Shop In Private). Bis zum Mittag habe ich alle Arrangements für Davina getroffen und mir zusätzlich ein paar Neuerungen einfallen lassen. Ich habe sogar eine kurze E-Mail zum Thema SIP verschickt, die anfangt mit: »Haben Sie ein schlechtes Gewissen, weil Sie in diesen schweren Zeiten einkaufen gehen? Brauchen Sie mehr Diskretion?«
Ich will nicht prahlen, aber ich bin ziemlich stolz auf meine Ideen. Die Kundinnen können in die Personal-Shopping-Abteilung kommen, sich neue Sachen aussuchen und dann unter folgenden, diskreten Lieferoptionen wählen:
Die Ware wird bei uns auf Standby gehalten und zu einem passenden Zeitpunkt (wenn niemand zu Hause ist) per Fahrradkurier zugestellt.
Die Sachen werden in einem Pappkarton mit der Aufschrift »Druckerpapier« oder »Hygieneartikel« geliefert.
Eine Mitarbeiterin (ich oder Jasmine) gibt sich als Freundin aus, die sie zu Hause besucht und die Sachen als »abgelegte Kleidung« deklariert.
Eine Mitarbeiterin (ich oder Jasmine) gibt sich als Putzfrau aus und versteckt die Kleider bei Ihnen zu Hause an einem vorher vereinbarten Ort.
Für ein größeres Entgelt bauen Mitarbeiterinnen von The Look (ich und Jasmine) an einem mit Ihnen abgesprochenen Ort einen »Wohltätigkeitsstand« auf, an dem die Kundin im Beisein ihres Ehemannes oder Partners Kleidung zu einem äußerst günstigen Preis »erwerben« kann.
* Diese Option dürfte sich vermutlich besonders für Gruppen eignen.
Davina hat sich für die »Druckerpapier«-Option entschieden. Als sie ging, leuchteten ihre Augen vor Begeisterung, und sie nahm mich fest in die Arme, sagte, sie würde mir Fotos von dem Empfang schicken, und ich hätte ihr absolut den Tag gerettet. Nun, sie hat es verdient. Sie sieht in diesem Kleid fantastisch aus, und diese Feier wird sie nie vergessen. Als ich mich auf den Weg zu meinem Lunch mit Bonnie mache, bin ich eigentlich ganz zufrieden mit mir.
Hin und wieder kommen mir allerdings gewisse Zweifel, weil ich den ›Shop In Private‹-Plan mit keinem meiner Bosse abgesprochen habe. Etwa dem Geschäftsführer oder dem Marketing-Chef. Streng genommen hätte ich mir eine neue Initiative wie diese genehmigen lassen sollen, bevor ich sie öffentlich mache. Aber das Problem ist, dass sie Männer sind. Die würden es nie verstehen. Vermutlich würden sie nur unsinnige Einwände äußern, und uns würde die Zeit weglaufen, und wir würden alle unsere Kundinnen verlieren.
Also tue ich das Richtige. Ja. Da bin ich mir ganz sicher.
Ich treffe mich mit Bonnie in einem Restaurant in der Nähe von Brandon Communications, und als ich eintreffe, sitzt sie schon an einem Tisch, das personifizierte Understatement im beigefarbenen Tweedkleid mit Lackpumps.
Wenn ich Bonnie bisher getroffen habe, schien sie mir immer zurückhaltend und mustergültig, fast übermenschlich. Inzwischen jedoch weiß ich, dass sie etwas verbirgt - denn ich habe es gesehen. Bei der letzten Weihnachtsfeier von Brandon Communications habe ich sie zufällig beobachtet, als wir alle auf der Tanzfläche waren und wie wild bei ›Dancing Queen‹ mitgesungen haben. Bonnie saß allein an einem Tisch, und als ich hinsah, hat sie sich heimlich eine der übrig gebliebenen Haselnussschokoladen genommen, die noch auf den Tellern lagen. Dann noch eine. Sie ging um den ganzen Tisch herum, bediente sich diskret bei der Schokolade, wobei sie das Papier fein säuberlich faltete und es in ihre Abendtasche steckte. Ich habe es niemandem erzählt, nicht mal Luke, denn irgendetwas sagte mir, sie wäre entsetzt, wenn sie feststellen müsste, dass man sie beobachtet hat. Und aufziehen dürfte man sie damit schon gar nicht.
»Becky«, begrüßt sie mich mit ihrer tiefen, wohlklingenden Stimme. »Wie schön, Sie zu sehen. Ich habe uns etwas Mineralwasser bestellt ... «
»Prima!« Ich strahle sie an. »Und vielen Dank, dass Sie mir helfen wollen.«
»Oh, das macht doch keine Umstände. Lassen Sie mich Ihnen kurz zeigen, was ich bisher gemacht habe.«
Sie holt eine Plastikmappe hervor und fängt an, verteilt bedrucktes
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