Mini Shopaholic: Band 6
dir darüber im Klaren, dass der Laden hier in absehbarer Zeit zumachen wird?«, fügt sie fast fröhlich hinzu und deutet um sich. »Im Grunde ist das ganze Land geliefert. Es ist eine Riesenschweinerei. Ich ziehe wahrscheinlich nach Marokko.« Argwöhnisch mustert sie mein Hemd. »Ist das nicht von Chloe, vorletzte Saison?«
So etwas entgeht Jasmine nicht. Ich überlege, ob ich sagen soll: »Nein, das ist von einem kleinen Label, das du nicht kennst« , oder: »Ja, das ist Vintage«, als eine Stimme ängstlich sagt: »Becky?« Da ich meinen Namen höre, drehe ich mich um und staune. In der Tür steht Davina, eine meiner Stammkundinnen. Ich erkenne sie kaum wieder, im Regenmantel, mit Kopftuch und Sonnenbrille.
»Davina! Sie sind gekommen! Schön, Sie zu sehen!«
Davina ist Mitte dreißig und Ärztin am Guy‘s Hospital. Sie ist eine weltweit anerkannte Spezialistin für Augenkrankheiten und außerdem mehr oder weniger eine weltweit anerkannte Spezialistin für Prada-Schuhe, denn die hat sie schon mit achtzehn gesammelt. Heute hatte sie zwar einen Termin, um sich ein neues Abendkleid auszusuchen, aber nach meinem Kalender zu urteilen wurde er abgesagt.
»Ich sollte gar nicht hier sein.« Misstrauisch sieht sie sich um. »Ich habe meinem Mann versprochen, ich hätte abgesagt. Er macht sich ... Sorgen ums Geld.«
»Wie alle«, sage ich verständnisvoll. »Möchten Sie Ihren Mantel ablegen?«
Davina rührt sich nicht.
»Ich weiß nicht«, sagt sie schließlich und klingt bedrückt.« Ich sollte nicht hier sein. Wir hatten einen Streit deswegen. Er hat mich gefragt, wozu ich ein neues Kleid brauche. Und dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, Geld aus dem Fenster zu werfen. Aber ich habe ein Forschungsstipendium vom Taylor Research Fellowship gewonnen. Meine Abteilung gibt mir zu Ehren einen Empfang.« Plötzlich fängt ihre Stimme an zu beben. »Es ist gewaltig, dieses Stipendium. Es ist eine unglaubliche Ehre. Ich habe dafür geschuftet, und ich werde nie wieder eins bekommen, und ich habe das Geld für ein Kleid. Ich habe gespart, und es ist kein Problem. Wir sind nicht mal bei der Bank of London!«
Sie klingt so aufgebracht, dass ich sie am liebsten umarmen würde. Davina nimmt nichts auf die leichte Schulter. Sie denkt über jedes Stück nach, das sie kauft, und hält sich an die gut gearbeiteten Klassiker. Wahrscheinlich freut sie sich schon seit Ewigkeiten auf dieses Kleid.
Wie gemein ihr Mann ist! Er sollte stolz auf seine Frau sein, wenn sie einen Preis bekommt.
»Wollen Sie reinkommen?«, versuche ich es noch mal. »Auf einen Kaffee?«
»Ich weiß nicht«, sagt sie wieder ganz leise. »Es ist so schwierig. Ich sollte gar nicht hier sein.«
»Sie sind aber hier«, gebe ich zurück. »Wann ist der Empfang?«
»Freitagabend.« Sie nimmt die Sonnenbrille ab, um ihre Stirn zu massieren, und starrt plötzlich an mir vorbei zur Kleiderstange in meinem Ankleideraum. Dort hängen alle Kleider, die ich letzte Woche für sie ausgesucht habe. Ich hatte Jasmine gesagt, sie sollte sie heute Morgen rauslegen.
Da hängen ein paar traumhafte Stücke. In jedem davon würde Davina toll aussehen. Ich sehe, wie das Verlangen in ihren Augen wächst.
»Sind das ... ?«
»Nur ein paar Optionen.«
»Ich kann nicht.« Verzweifelt schüttelt sie den Kopf. »Ich kann nicht in etwas Neuem auftauchen.«
»Würde Ihr Mann denn merken, dass es neu ist?«, kann ich mir nicht verkneifen. Ich sehe, wie der Gedanke in ihr arbeitet.
»Vielleicht nicht«, sagt sie schließlich. Ihre Stirn glättet sich ein wenig ... dann runzelt sie sich wieder sorgenvoll. »Aber ich kann unmöglich mit irgendwelchen Einkaufstüten nach Hause kommen. Oder mir etwas liefern lassen. Und ich kann es mir auch nicht zur Arbeit liefern lassen. Alle meine Kollegen würden darüber reden und es sehen wollen, und das würde meinem Mann zu Ohren kommen. Das ist der Nachteil, wenn man im selben Krankenhaus arbeitet.«
»Wie wollen Sie dann ein Kleid kaufen?«, sagt Jasmine barsch. »Wenn Sie es nicht mit nach Hause nehmen und auch nicht liefern lassen können?«
»Ich weiß nicht.« Davina wirkt etwas geknickt. »Ach, es ist hoffnungslos. Ich sollte gar nicht hier sein.«
»Doch, das sollten Sie!«, sage ich energisch. »So schnell geben wir nicht auf. Kommen Sie rein, trinken Sie einen Kaffee, und sehen Sie sich die Kleider an! Und ich lasse mir derweil was einfallen.“
Im seIben Moment, als Davina Philosophy di Alberta Ferretti anzieht, wissen wir
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