Mini Shopaholic: Band 6
scheußlich!«
»Ekelhaft!«
Plötzlich bemerke ich einen Pulk kleiner Mädchen, die sich auch das Bild ansehen. Eine hat stramme Zöpfe und hält sich den Mund zu. »Mir wird übel«, verkündet sie. »Wisst ihr, wer das gemalt hat? » Ernest .«
»Er malt immer Schafe«, sagt eine andere spöttisch. »Was anderes kann er nicht.«
Die anderen brechen in zickiges Gekicher aus. Wütend starre ich sie an. Sie sehen alle aus wie kleine Zimtzicken. Eine Glocke läutet, und alle laufen eilig weg, was gut ist, weil ich sonst wahrscheinlich etwas Würdeloses und Unreifes unter Verwendung des Wortes »Tussis«, gesagt hätte.
Plötzlich bemerke ich eine Frau mit einem dunklen Dutt und hochherrschaftlicher Ausstrahlung, die durch den Raum schwebt, gnädig lächelt und hin und wieder kurz Konversation betreibt. Ich stehe wie auf glühenden Kohlen, als sie sich mir nähert.
Ja! Das dachte ich mir doch. Am Revers ihrer Strickjacke trägt sie ein Namensschild, auf dem »Harriet Grayson MA, Rektorin«, steht. Das ist die Frau, die Ernie das Leben schwer macht.
Nun, ich werde ihr das Leben schwer machen. Besonders, da ich mich immer noch dafür schäme, dass ich Suze so anfahren musste.
»Hallo.« Sie lächelt und reicht mir die Hand. »Ich fürchte, Sie werden mir helfen müssen. Gehören Sie zu einer unserer Neuaufnahmen?«
»Oh, nein, ich gehöre nicht zu den Eltern dieser Schule«, setze ich an. »Ich bin ...«
Ich wollte schon sagen: »Ich bin die Patentante von Ernest Cleath-Stuart und habe Ihnen einiges mitzuteilen.« Doch plötzlich habe ich noch eine bessere Idee. Hier kennt mich ja keiner, oder?
»Ehrlich gesagt ... ich bin beruflich auf der Suche nach künstlerischen Talenten«, sage ich kühl.
»Auf der Suche nach Talenten?« Sie scheint mir perplex.
»Ja, Professor Rebecca Bloomwood von der Guggenheim Jugendstiftung. Tut mir leid, ich habe keine Karte bei mir.« Ich schüttle kurz ihre Hand, ganz Profi. »Ich bin geschäftlich hier. Wir Talentsucher sehen uns gern inkognito Schulausstellungen an, um neue Talente aufzuspüren. Und ich habe schon eins gefunden, gleich hier.«
Ich deute auf Ernies düsteres, verschmiertes Bild, und unsicher folgt die Schulleiterin meinem Blick. »Das ist von Ernest Cleath-Stuart«, sagt sie schließlich. »Ein interessantes Kind, dieser Ernest ... «
» Unglaublich begabt, wie ich Ihnen vermutlich nicht erst erklären muss.« Ich nicke feierlich. »Sehen Sie sich an, wie subtil er seine Botschaft in die ... die Bildkomposition einarbeitet.« Ich zeige auf das Schaf. »Sehen Sie sich dieses Motiv an. Das unterschätzt man nur allzu leicht. Aber als Profi habe ich es sofort erkannt.«
Die Rektorin legt ihre Stirn in Falten, als sie prüfend das Bild betrachtet.
»Unbedingt«, sagt sie.
»Ich bin mir sicher, dass eine ausgezeichnete Schule wie die Ihre ein solch einzigartiges Kind liebevoll hegt und pflegt. « Mit scharfem Blick lächle ich sie an. »Denn - glauben Sie mir - dieser Junge ist etwas ganz Besonderes. Hat er ein Kunststipendium?«
»Ernest? Ein Stipendium?« Bei dem bloßen Gedanken scheint es der Schulleiterin die Sprache zu verschlagen. »Also, nein ... «
»Ich vermute, dass andere Schulen Ihnen dieses außergewöhnliche Talent abspenstig machen werden.« Ich widme ihr noch einen scharfen Blick und sehe auf meine Uhr. »Unglücklicherweise muss ich gehen, aber vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben ... «
»Ich würde Ihnen gern noch einige Arbeiten anderer Schüler zeigen!«, sagt die Rektorin, während sie neben mir zur Tür eilt. »Das hier ist von einem sehr talentierten kleinen Mädchen namens Eloise Gibbons, das uns gerade verlassen hat ...« Sie deutet auf ein Mohnfeld, das sehr nach Van Gogh aussieht.
»Epigonal«, sage ich abschätzig und widme dem Bild kaum einen Blick. »Vielen Dank. Auf Wiedersehen.«
Eilig schreite ich durch das Schultor auf den Bürgersteig hinaus und muss meine Lippen zusammenpressen, um nicht laut loszulachen. Ha. Vielleicht wissen sie Ernie jetzt zu schätzen. Und es war mein Ernst! Okay, es war ein bisschen schräg, aber trotzdem fand ich Ernies totes Schaf das Beste an dem ganzen Laden.
Als ich zu The Look komme, merke ich gleich, dass Danny schon da ist, und zwar an der Limousine draußen vor der Tür und dem Pulk junger Mädchen im Erdgeschoss, die seine Autogramme auf ihren T-Shirts vergleichen.
Ich fahre zum Konferenzraum in der obersten Etage, und als ich eintrete, ist das große Meeting bereits im
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