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Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Titel: Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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„Siehst du nicht? Es ist ein Engel !“
    „Wie konnte ich das nur vergessen“, sagte Löckchen.
    Der junge Samuel, ein Prolet und Rüpel, spielte inmitten des gefährlichen Dorfigels. Er setzte sein Fuß auf die Stangen der Speere und krabbelte so von Stange zu Stange, ohne sich an den Spitzen zu verletzen. Neben dem vermeintlichen Kunstwerk stand Manuel, Hörnchens Sohn, der auffällig den Körper eines Menschen, aber den Kopf eines Einhorns besaß. Aufgrund seines Aussehens, das halb einem Fabeltier ähnelte, besaß er eine Sonderstellung im Dorf. Manuel war ein Zeichen dafür, dass in Blutwäldchen alles möglich war.
    Noch vor wenigen Jahren war Löckchen noch einer von ihnen. Innerhalb eines Tages konnte sich sein drohendes Schicksal, in dieser Einöde zu versauern, einen neuen Weg in eine Zukunft als Held des Dorfes wandeln. Es war sicher nicht die schönste Auszeichnung, die man sich als Mensch verdienen konnte, aber es war außergewöhnlicher als das, was sich der gewöhnliche Bürger in seinem Leben erhoffte.
    „Wenn es dir gestern zu viel war, dann kann ich es verstehen“, sagte Lüc plötzlich. „Du musstest zum ersten Mal sehen mit welchen Schikanen wir tagtäglich konfrontiert sind, nur um den Wohlstand des Dorfes zu sichern. Ich glaube Willi oder Zack werden es dir nicht so schonend beibringen, wie ich es gerade versuche: Irgendwann wird dir dein Revolver nicht mehr bloß zur Abschreckung dienen.“
    „Ich war mir der Konsequenz bereits vor meiner Anmeldung bewusst“, sagte Löckchen und verlor sich in Gedanken. „Seit Beginn meines Lebens war ich auf der Suche nach einer Heimat. Meine Eltern gaben mich und meinen Bruder fort und Jahre später trennte das Schicksal sogar meinen Bruder von mir. Nach zig Stationen auf meinem Weg kam ich vor Jahren hier an und so befremdlich die ersten Tage diese Leute für mich waren, letztendlich kristallisierte sich dieser Ort als meine Heimat heraus. Als mich meine Eltern und mein Bruder im Stich ließen, war dieses Dorf für mich wie eine Familie, die sich manchmal peinlich benimmt, aber jederzeit für mich da ist, wenn ich sie brauche. Jetzt ist es an mir, mich zu bedanken.“
    „Erstaunlich wie entspannt du trotz der gestrigen Ereignisse bleibst“, sagte Lüc und legte ihre Hand auf seine Schultern. „Du hast ein gutes Herz, Löckchen , lass es dir nicht von dem Verderben, was die V3 uns entgegensetzen wird.“
    Das intime Gespräch wurde gestört, als sich Marian den Zwei näherte. Marian war der Außenseiter unter den Jugendlichen. Oft sonderte er sich von den Gruppen ab und widmete sich seinem Hobby: Der Natur. Ehrenamtlich pflegte er die Grasflächen zwischen den Schotterwegen mit der Liebe, die er zu gerne anderen Menschen geben würde. Warum genau er anders als die Anderen war, lag der Vermutung nahe, dass die Erziehung seiner Erzieherin „Gretel“, nicht die beste für einen jungen Burschen wie ihn war. Gretel war mit sechzig Jahren die älteste Frau in Blutwäldchen und der große Altersunterschied führte zu Differenzen zu heutigen Erziehungsmethoden. Marian war in allen Belangen anders, aber nicht so anders, dass ihn Lüc nicht irgendwie lieb haben konnte. Aber wohl nie so lieb, wie er es sich stets wünschte.
    Kurz vor Lüc blieb Marian stehen und starrte giftig auf Löckchens Schulter. Die Knie, an deren Stelle seine weiße Stoffhose mit grünbraunen Grasflecken übersät waren, schlackerten nervös. Seine Fingerspitzen, die jeweils in schwarzbraune Fingernägel endeten, umklammerten zittrig ein Stück Papier.
    Er drückte ihr den Zettel in die Hand. „Für dich... Louise... Ähm, Lüc.“
    Sie versuchte zu lächeln, ohne einen mitleidigen Blick aufzusetzen. „Danke, aber wir haben doch schon darüber gesprochen.“
    Löckchen schaute abwechselnd Marian und Lüc an, mit einem Blick der völlige Ratlosigkeit enthielt.
    „Ich wäre auch wirklich nett zu Ihnen, ich würde Ihnen nichts Böses tun“, schwor Marian.
    Lüc schnaufte, versuchte aber trotzdem freundlich zu lächeln. Sie erklärte ihm: „Hör mal, ich will ehrlich zu dir sein. Ich finde dich wirklich nett, aber ich könnte mir keine Beziehung mit dir vorstellen, weil...“
    Marian unterbrach sofort: „Ich kann Sie verstehen... ICH BIN SO DUMM, DUMM, DUMM.“ Er schlug sich bei jedem „dumm“ selbst auf den Kopf, drehte sich um und ging enttäuscht.
    „Hey, Marian! Jetzt warte doch!“, rief ihm Lüc hinterher.
    „Er ist in dich verliebt?“, fragte Löckchen

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