Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
Revolver tragen darf, dachte sich Löckchen und kicherte innerlich.
Willi lenkte das Gespräch wieder in eine geschäftlichere Richtung. „Steven, du hast sicherlich mitbekommen, dass Frederick den Pferden Schwimmen beibringen wollte. Wir brauchen gezwungenermaßen Ersatz.“
„Ay. Fragst sicher, ob ich dir einen Ersatz leihen könnte? Versprich mir, ihn nicht in Fredericks Obhut zu stellen, sonst kannst du die Sache knicken.“
Willi nickte. „Wir wären dir sehr dankbar. Und nein, Frederick wird in Zukunft von allen Tieren ferngehalten.“
Steven führte die Drei über die Hühnerfarm, wo zu Löckchens Erstaunen keine kleinen Hühner ihr Unwesen trieben, sondern riesige Hühner, die mit geschätzten acht Kilogramm das doppelte eines gewöhnlichen Huhnes wogen. Sie reichten Löckchen bis zur Hüfte und wegen der nach vorne schnellenden Bewegung ihres Schnabels beim gehen, waren sie vor allem für Löckchens Geschlecht eine riesige Gefahr. Verwunderlich war auch, dass die Hühner kein einheitlich braunes Federkleid trugen, sondern ein Gefieder aus teils roten, braunen, grünen, blauen und sogar goldenen Federn.
„Jungchen, das hier ist ne’ prächtige Zucht.“ Eines der Hühner wurde von Steven umschlossen und auf dem Arm getragen. „Stell dich mal vor, Nicole.“
„Sie haben Namen?“, fragte Löckchen erstaunt.
„Es ist wichtig den Hühnern viel Liebe zu geben. Das Frutter allein bringt es nicht, sondern die Zucht. Sobald die Hühner geschlechtsreif sind, lass ich sie die erste Nacht in meinem Bett schlafen, damit sie sich an den Gestank gewöhnen.“
Als Steven seine „Nicole“ wieder auf den Boden ließ, machte diese sich gackernd davon. „Ich hab was für dich“, sagte der Hühnerwirt zu Willi und führte ihn mitsamt seiner Begleiter in die große Scheune.
„Ich bin ganz Ohr“, erwiderte Willi nüchtern.
„Hast du überhaupt Ohren?“, fragte Frederick erstaunt.
„Bessere als deine. Da mein Gefieder wasserdicht ist, habe ich niemals Wasser im Ohr.“
„Geil“, staunte Frederick. „Seitdem die eine Granate neben mir explodierte, höre ich leider nicht mehr so gut. Dafür habe ich andere Qualitäten. Meinen Verstand.“
Als Steven das Tor zur Scheune öffneten, erstarrten die Hofbesucher. Vor ihnen stand ein an die zwei Meter hoher Hahn, mit goldenem Gefieder, das den Raum in ein strahlendes Licht tauchte.
Ich brauch etwas von diesem Frutter!, dachte sich der neidische Frederick.
Steven gab Löckchen einen kleinen Anschubs: „Komm, geh ruhig zu ihm. Der tut dir schon nichts. Elvis tut keinem was.“
Zögernd ging Löckchen auf den goldenen Hahn zu, der zu seinem Verwundern schon direkt zutraulich wirkte und seinen glänzenden Hals an seiner Hand rieb.
„Den nehmen wir“, sagte Willi fröhlich. „Wir lassen dir auch gerne Frederick als Pfand zurück.“
„Ay, würden die Hühner Schwein fressen, würde ich einschlagen“, antwortete Steven und blickte zu Frederick, der vor lauter Verwunderung neben sich stand.
Frederick sprang auf seine Knie und untersuche den Boden unter dem goldenen Hahn ab. „Wo hat das Mistding seine Eier?“
„Hähne legen keine Eier“, erklärte Steven.
„Das hättest du jetzt wirklich wissen müssen“, meinte Löckchen.
„Die anderen Eier“, sagte Frederick und prüfte den goldenen Hahn, bis er letztendlich auf die Hoden des Hahns stieß. „Ach, da liegt ja der Hase im Pfeffer begraben.“
Ohne jeglichen, nachvollziehbaren Grund griff Frederick dem stolzen Hahn an seine Glocken, was der Hahn weniger lustig auffasste und sofort anfing mit seinem steinharten Schnabel auf Fredericks Oberarm einzuhämmern. Schreiend stand dieser auf, hielt seinen verletzten Oberarm fest und lief im Kreis davon. Der goldene Hahn, immer noch zornig auf den Eingriff in seine Privatsphäre, war immer noch hinter Frederick, bis der Hühnerwirt in seine Laufbahn sprang, seine Hand ausstreckte und schrie: „ Babusch na kutt lem fa! “, woraufhin der Hahn sofort Inne hielt. Erschöpft ließ sich Frederick auf den Boden fallen. „SCHEISS VIEH!“
„Warum greifst du ihm in seinen Schritt?“, fragte Löckchen.
Willi nahm die Antwort vorweg: „Weil er nicht mehr alle Zahlen auf dem Würfel hat.“
Verwundet schleppte sich Frederick wieder vor den goldenen Hahn, der sich mittlerweile beruhigt hatte. „Scheiß Vieh“, tönte Frederick. „Kannst hier ruhig den Starken markieren, aber einen Handstand wie ich machen, kannst du nicht.“
„Der Hahn schafft den
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