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Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)

Titel: Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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doch erst einmal ruhen“, sagte der Wal. „Es war ein langer Ritt von der Antarktis bis hier her.“
    „Tut mir Leid. Ich wollte nicht hetzen.“
    Vom Ufer aus hörten die beiden Könige der Meere hysterisches Kindergeschrei. Nach Unterrichtsschluss liefen vier Schüler von Frau Hart, darunter auch Boris an das Wasser. Auf dem halben Steg ließen sie ihre Rucksäcke fallen und am Ende des Stegs sprangen die Kinder ins Wasser. Sie schwammen zu dem freundlichen Wal und pressten sich ganz nah an die feuchte, aber dennoch warme Walhaut.
    „Hallo Kinder!“, sagte der Wal strahlend. „Oh, springt doch nicht direkt ins Nass. Eure Eltern werden wieder schimpfen.“
    „Wir haben dich so vermisst, Friedel!“, sagte ein junges Mädel, das ihre Backen an dem freundlichen Wal rieb.
    Willi schaute lächelnd dem Schauspiel zu, wie die Kinder mit dem kuscheligen Orca schmusten und absolut keine Angst vor so einem gewaltigen Herrscher der Meere hatten.
    Boris, der kleine blonde Junge, mit dem Verband um seinem Finger, fragte ganz lieb den großen Wal: „Friedel, hast du uns wieder Geschenke aus der Antarktis mitgebracht?“
    Verlegen musste Friedel verneinen: „Tut mir Leid Kinder, ich war so weit geschwommen und hatte wenig Zeit, euch noch etwas mitzubringen.“ Als die die Kinder einen enttäuschten Hundeblick aufsetzten, brach der große Wal in ein brummiges Gelächter aus. „Wie könnte ich vergessen, euch etwas mitzubringen?“
    Er öffnete seinen Mund, rollte seine Zunge aus und präsentierte den jubelnden Kindern bunte Muscheln, die er extra auf dem Meeresgrund für sie aufgesammelt hatte.
    „Ich will die rote Muschel!“, schrie ein Mädchen, während sich zwei Jungs, um eine schöne, blaue Muschel zankten.
    „Und ich nehme das abgebissene Taucherbein!“, schrie Boris.
    Der Wal lachte peinlich berührt. „Oh, tut mir Leid. Das ist mir wohl rausgerutscht.“
    „Ernährst du dich wieder ungesund?“ schmunzelte Willi. „Ich wollte es zwar nicht erwähnen, aber du hast an Leibesfülle zugenommen.“
    „Was?“, staunte Friedel. „Ich bin doch nicht dick.“
    Nachdem die Kinder ihre Geschenke eingesammelten, drückten sie alle mit offenen Armen ihren Körper gegen den lieben Wal. Sie stimmten sich ein: „Wir haben dich lieb, Friedel! Egal wie dick du bist.“
    Dankbar schenkte er den Kindern noch eine Wasserdampffontäne aus seinem Hinterkopf, dessen kleine Wassertropfen sich im Sonnenlicht brachen und einen kleinen Regenbogen über dem freundlichen Wal, mitsamt seinen Kindern, zauberten.
     
     
    5
     
    Am so genannten „Dorfigel“, dem geographischen Zentrum von Blutwäldchen, gesellten sich Lüc und Löckchen auf eine der Parkbänke.
    Das Zentrum war eine der wichtigsten Plätze in Blutwäldchen. Alle Schotterwege, die durch Blutwäldchen führten, endeten wieder an diesem Ort. Von hier führte je der kürzeste Weg, über einen Schotterpfad, der entweder von Holzhäusern, von Ahornbäumen oder Rosenbüschen und Hecken gesäumt wurde, zu den wichtigsten Lokalitäten. Wie der Nordwestlichste Punkt, das große Baumhaus, in der Löckchen einen Tag zuvor seine Prüfung bestand. Oder der südlichste Punkt, das Flussufer, an dessen Steg der Treffpunkt mit Friedel lag. Oder auch der Schotterpfad der nach Osten, zum einzigen Ein- und Ausgang Blutwäldchens führte.
    Der dorfbekannte Künstler George Power durfte einst eines seiner bizarren Kunstwerke im Dorfzentrum aufstellen: Eine braune Metallplattform, aus dem mehrere silberne Stahlspeerspitzen, mit der spitzen Seite nach oben ausgerichtet, raussprossen. George Power hatte sich damit erklärt, dass sein Kunstwerk einen Engel darstellen solle. Den Sinn dahinter konnte niemand nachvollziehen, bis jemand die Idee äußerte, dass dieses Gerüst eigentlich einen Igel darstellte und Igel fand in Blutwäldchen so ziemlich jeder süß. Daher der Name „Dorfigel“.
    Löckchen betrachtete mit zugekniffenen Augen wie die Jugendliche um den scharfen Dorfigel herum spielten. „Ich würde mein Kind nie in der Nähe dieses Monstrums spielen lassen.“
    „Sie hätten wenigstens Sicherheitsvorkehrungen treffen können“, sagte Lüc.
    „Wie willst du diese Plattform voller... Speere absichern können?“, fragte Löckchen. „Das einzige, was etwas Sicherheit garantierte, wäre eine völlige Abschirmung oder besser gesagt, wenn man dieses hässliche Ding endlich aus dem Dorf schafft.“
    „Nananana!“ Lüc hob den Zeigefinger hoch und bewegte ihn scherzhaft hin und her.

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