Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
vom toten Marian abwenden, der in ihr eine hässliche Schuld erzeugte. Sie fühlte sich noch nie am Tod eines Menschen so verantwortlich wie in diesem Moment.
Zack fand die Schlüssel und befreite Lüc, die ihm sofort in die Arme fiel. Bevor sie wieder in der Lage war zu reden, ließ sie Zack nicht los, der sie aus der finsteren Hütte im Walde heraustrug. An der Türschwelle angekommen, fasste sie wieder die ersten Wörter.
„Ich dachte, es ist vorbei Zack. Ich dachte wirklich, ich würde sterben. Und Marian... Er tut mir so verdammt Leid.“
„Psscht“, zischte Zack. „Ich halte dich. Es ist vorbei.“
Nach einer weiteren Minute in Zacks Armen hörte sie auf zittern und auch die Tränen stoppten. Sie ließ von ihm ab und schaute ihm in die Augen. Sie sagte: „Zack, ich... Ich... Es tut mir so Leid, ich wollte nicht mit dir streiten.“
Seine Hände wanderten auf ihre Taille. Als er ihr in ihre blauen Augen schaute war er, zum ersten Mal seit langem, wieder am lächeln.
„Ich werde dir nie wieder wehtun“, versprach er.
Er hielt sie so lange in seinen Armen, bis ihr Schluchzen und Zittern aufhörte.
„Lass uns von hier verschwinden.“
„Nach Hause?“, fragte Lüc.
„Nach Hause.“
3. Kartenhaus
1
Willi und Frederick trugen beide Lätzchen mit einer aufgemalten orangefarbenen Krabbe, die freudestrahlend ihre Scheren in die Höhe streckte. Sie verspeisten vor Schrubbis Imbiss genüsslich ihre Krabben. Lautstark brach Frederick eine Schere ab, während Willi das kostbare Krabbenfleisch aus dem Panzer saugte.
„Ich liebe Krabben!“, schmatze Frederick.
Willi umfasste mit seinen Flossen ein Scherenbein seiner Krabbe. KRRRIICK ; Ein Geräusch wie ein fallender Baum später, schon hielt er das Krabbenärmchen in seinen Flossen und pickte mit seinem Schnabel in das leckere Innenfleisch.
„Nachher sind die Hände immer so fettig... oder halt die Flossen“, überlegte Frederick.
Willi packte die zweite Krabbenschere. „Ihr Menschen habt viel zu hohe Ansprüche. Du solltest wirklich einen Naturtrip unternehmen, zelten, Fische fangen und mit Freunden am Lagerfeuer grillen. Dann wärst du froh, du könntest fettige Krabben speisen. Und so ein Pfadfinderausflug würde dir vielleicht etwas Sozialkompetenz einhämmern.“
Frederick winkte ab: „Alles schon erlebt. Ich war drei Jahre lang in Tibet.“
„Ach wirklich?“ Willi grinste und prüfte Frederick: „Wo liegt denn Tibet?“
„Natürlich in Amerika. Ach Pappalapapp. Was ich sagen möchte: So lange es den Luxus gibt, habe ich auch das Recht, ihn zu benutzen. Ich mag diese Moralapostel nicht, die mir ständig sagen, ich solle mich bescheiden geben und nicht von dem Luxus Gebrauch machen. Wenn es heutzutage Komfortmöglichkeiten gibt, sollte man sie auch nutzen. Es ist unmenschlich jemand die Möglichkeit zu präsentieren, wie man das Leben für sich einfacher gestalten könnte, gleichzeitig aber der Person zu verbieten, davon Gebrauch zu machen, unter Vorbehalt moralischer Gründe.“
„Frederick, was redest du da?“
„Ach, keine Ahnung.“
„Diese Lätzchen mit den Krabben drauf sehen wirklich süß aus, aber anderseits muss ich mir überlegen, dass irgendwo auf der Welt, genau in diesem Moment, irgendein Japaner am Tisch sitzt und sich Lätzchen mit einem glücklichen Pinguin um den Hals bindet.“
Frederick brach seiner Krabbe noch eine Schere ab. „Schmecken Pinguine?“
Willis Blick durchbohrte Frederick. „Das willst du nicht heraus finden.“
„Aber wir haben doch die Krabbe auf dem Lätzchen, weil wir gerade Krabben essen!“, sagte Frederick so triumphierend, als hätte ihn der Geistesblitz seines Lebens getroffen.
Willi schluckte etwas Krabbenfleisch herunter und sagte: „Würdest du ohne das Lätzchen etwa nicht wissen, was du gerade isst?“
„Hm... Also was sollten denn MEINE Lätzchen haben, außer ein glückliches Motiv von dem Tier, das gerade verspeist wird?“ Frederick überlegte, dann schrie er: „Ich habe es! Wir schreiben drauf: ESSEN MACHT STARCK !“
Vor lauter Euphorie sprang er von seinem Stuhl auf, woraufhin ihn Willi mit seinen fettigen Flossen wieder auf seinen Sitz runterdrückte.
„Damit werde ich reich, mein guter Freund!“, sagte Frederick. „Dann mach ich es wie Hörnchen: Scheiß auf alles und geh mit meinem Einhornkind auf einen Angelausflug.“
„Er macht den Ausflug heute, gerade wenn er die Messe für die ganzen verstorbenen der letzten Tage verpasst. Aber er
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