Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
er jetzt noch eine von Zack gebundene Krawatte an, wäre das geschmackloseste Beerdigungs-Outfit überhaupt perfekt.“
„Entschuldigt mich kurz“, sagte Zack als er Marians Mutter erblickte. Er ging auf Gretel zu, hielt ihr die Hand hin und entschuldigte: „Ich möchte Ihnen mein herzliches Beileid ausdrücken und mich für alles entschuldigen.“
Gretel schüttelte Zacks Hand schaute ihn verwundert an. Sie fragte: „Kennen wir uns?“
„Nicht wirklich. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass Ihr Sohn ein guter Mensch war.“
„Danke“, sagte sie etwas peinlich berührt. Nach dem Spott, den Sie im Dorf aufgrund von Marians Taten erfuhr, war es eine willkommene Abwechslung. Dennoch schien sie leicht dement und durch den Wind zu wirken, was nach einer solchen Nacht auch zu erwarten war.
Zack wünschte ihr noch einen schönen Tag, ehe er mit seiner Truppe in die Kirche ging.
Die Kirche war nicht besonders groß, doch um die über hundert Bewohner Blutwäldchens unter zu bekommen reichte es. Die Kirche wurde vor Jahrhunderten nach dem Vorbild der römischen Basiliken erbaut. Der große lange Raum der Kirche wurde durch zwei Säulenreihen in drei Teile getrennt. Im Mittelschiff standen zehn Meter breite Sitzbänke, insgesamt zehn Bänke nacheinander. An den Seiten war je ein schmaler Gang, gerade so breit, dass zwei Personen aneinander vorbeigehen konnten. Neben den Lampen, die längs über den Bänken hingen, spendete die Sonnenstrahlen, die durch die bunten Kirchenfenster fielen, Licht in der kleinen Kirche.
St. Angelo ging durch den schmalen Gang, die drei langen Stufen nach oben und stellte sich hinter seinen Altar. Er beobachtete wie nach und nach alle Dorfbewohner in die Kirche kamen, sich aus dem Karton am Eingang ein Liederbuch schnappten und auf den Bänken Platz nahmen.
Lüc, Zack, Löckchen und Frederick saßen in der hintersten Reihe. Lüc und Löckchen legten ihre Liederbücher auf die Lehne der Bänke vor ihnen, was Frederick verwehrt blieb, da Zack ihm Konsequenzen androhte, sollte er auf die Idee kommen, die Lieder mitzuträllern.
4
Während die Messe im vollen Gange war, schonte sich Willi auf seinem Thron. In seinen Flossen hielt er ein Buch namens „Die Rache des siebten Richters“ des unbekannten und erfolglosen Schriftstellers „Robin Theis“. Das Buch fand Frederick einst im Müll und schenkte es Willi zum Geburtstag und von Seite zu Seite wurde Willi bewusst, warum das Buch ursprünglich im Müll lag: Es war grottenschlecht.
Die Handlung drehte sich um einen Richter, der das erste Mal Sex mit einer Transexuellen hatte und daraufhin an Schizophrenie erkrankte. Seine zweite, schizophrene Seite, entpuppte sich als eiskalter Mörder, der in den ersten 300 Seiten bereits sechs Richter tötete. Seine schizophrene Seite kam jedoch der ordentlichen Seite auf die Schliche und spielte mit dem Gedanken sich selbst und damit auch den Richter zu töten. Jedoch wollte er abwarten, bis seine transexuelle Geliebte vollständig zur Frau umoperiert wurde, damit er auch mal mit einer vollständigen Frau schlafen konnte. Bis dahin würde seiner Richterpersönlichkeit genügend Zeit bleiben, einen Plan zu schmieden, um seine böse Seite zu überführen und zur Todesstrafe zu verurteilen.
Seine grausame Lesestunde wurde unterbrochen, als er von draußen ein flüchtiges Geräusch vernahm.
Er legte das Buch auf den Holztisch, stand auf und begab sich zum Fenster, erhaschte jedoch lediglich das idyllische Blutwäldchen. Die Rotkehlchen und andere Vögel flogen von Ast zu Ast und sangen ihr schönes Lied. Beruhigt saß sich Willi wieder auf seinen Thron, nahm das Buch und las widerwillig weiter.
5
Nach Einkehr der kirchenüblichen Stille bat St. Angelo die Dorfbewohner den Toten zu Gedenken. „... neben Samuel musste auch Frau Hart ihr Leben lassen. Sie war bekannt dafür ihre Lernmethoden konsequent durchzusetzen, wurde jedoch von den Eltern ihrer Schulkinder geliebt, denn niemand sonst wusste den Lehrstoff so gut zu vermitteln wie sie. Denn niemand sonst setzte sich so dafür ein, Blutwäldchens Kindern eine gute Schuldbildung und somit eine Zukunft zu vermitteln.“
Frederick schnäuzte unter Tränen in sein „BLEIB STARCK“-Taschentuch. „Ich vermiss sie so schrecklich. Wir haben uns geliebt.“
Lüc tätschelte ihm sanft auf die Schulter.
St. Angelo fuhr fort: „Auch Heinz, eine eher unscheinbare Person wurde von Gott zu sich gerufen. Er war ein guter Mensch und
Weitere Kostenlose Bücher