Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
„Scheiß doch einfach ein neues Ei.“
Willi schaute streng zu Frederick rüber, bis er keinen Mucks mehr von sich gab. Dann fragte er Löckchen: „Wie ist dein Name?“
„James.“
„Vergiss deinen Namen und dein altes Leben auf der Stelle. Die Menschen sollen uns an unserem Ruf erkennen, nicht an unserem Namen. Wir rufen uns hier nur beim Spitznamen. Außer Frederick, sein vorgeschlagener Spitzname war so unfassbar dämlich, dass ich ihn lieber bei seinem richtigen Namen nenne.“
„Der Jungfernschlächter!“, murmelte Frederick. „Ist doch viel besser als Zack oder Lüc. Das mit dem Schlächter ist auch nicht ernst gemeint, aber es klingt furchteinflößend.“
Ohne auf Frederick zu achten, nannte Löckchen Willi seinen Spitznamen.
„Löckchen?“, fragte der Pinguin. „Woher stammt dies?“
„Ich hatte als Kind blonde Locken.“ erwiderte Löckchen.
Frederick fing lautstark an zu lachen: „Der Bimbo hatte blonde Locken! Ich glaube, ich vergesse mich.“
Löckchen war über Fredericks rassistische Bemerkung verärgert, versuchte dennoch gefasst zu wirken. Leute wie er, die aufgrund von Herkunft oder Hautfarbe sich ein abschätziges Urteil, sei es auch nur ein Schimpfwort, erlaubten, waren Löckchen schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Leute wie er waren auch der Grund, warum er sich schwer tat vor anderen zu beweisen. Stets sah er in ihren Augen bereits die Vorurteile aufblitzen, noch ehe sich Löckchen als Mensch beweisen konnte.
Der Pinguin kramte genervt unter seinem Tisch und sagte: „So Löckchen. Es wird Zeit für deine Prüfung.“
Der Muskelberg konnte sich weiterhin nicht beherrschen und fing an zu klatschen. „Ei, ei, ei, was seh’ ich da? Der Bimbo mit dem blonden Haar!“ Frederick machte vor lauter Amüsement ein Radschlag zur Seite.
Willi nahm unter dem Tisch einen Revolver hervor und warf ihn Löckchen zu, der ihn reflexartig auffing.
„Frederick hat dich aufgrund deiner Hautfarbe beleidigt“, resignierte der Pinguin. „Jag ihm ne’ Kugel durch sein Kleinhirn.“
Frederick und Löckchen machten zeitgleich große Augen und schrien auf: „Was?“
„Ihn erschießen?“, fragte Löckchen: „Aber, er machte doch bestimmt nur Witze.“
„Ja, das war alles nur Spaß. Wirklich!“, bestätigte Frederick. „Wie als ich erzählte, ich hätte einmal gebratenen Pinguin gekostet.“
„Du willst einer von uns werden, also darfst du dich nicht von solchen Kleingeistern wie ihm knechten lassen“, betonte Willi. „Vor allem nicht von solch niederen Wesen wie ihm, der sich den ganzen Tag am eigenen Geschlecht leckte, wäre er in der Lage es zu erreichen.“
Der Revolver wurde von Löckchens zittrigen Händen fest umklammert. Seine ängstlichen Augen starrten Frederick mitleidig an.
Auch Lüc protestierte: „Willi! Das geht zu weit! Frederick hätte zweifelsohne einen sauberen Streifschuss verdient, aber den Tod hätte nicht einmal Frederick verdient.“
„Worauf wartest du, Löckchen?“, fragte Willi. „Deine Zeit ist knapp. Sobald du zögerst, wird Frederick seine Chance nutzen und dich totschlagen.“
Ich kann ihn doch nicht erschießen ! Löckchens Gedankengänge wurden von Panik vergiftet. Aber, er würde mich töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich darf nicht versagen. Ich darf nicht...
„Erschieß den Bastard!“, schrie Willi.
„Ich lass mich von diesem Bimbo nicht erschießen!“, rief Frederick entschlossen. Er sprang von seinem Stuhl auf, holte mit seinen gigantischen Armen aus und seine Faust eilte auf Löckchen zu, doch bevor seine Faust mit Löckchens Kopf kollidierte, sah Frederick den Revolver vor seinen Augen.
Klick - klick - klick.
Löckchen bestätigte den Abzug, wodurch die Trommel weitergedreht wurde. Die nächste Patrone sollte bereits im Lauf liegen und durch den Hahn, der mit einem „Klick“ nach vorne schnellte, den Schuss auslösen. Aber nichts geschah - außer das verräterische „Klick“.
„Der ist nicht geladen?“, fragte Löckchen.
Frederick fing an zu grinsen. „Du solltest mal dein scheiß Gesicht sehen.“
Er spürte, wie Lücs Hand ihm beruhigend auf den Rücken klopfte. „Herzlichen Glückwunsch, Löckchen.“
Auch der Pinguin fing an zu lachen. „Die Scheiße funktioniert jedes Mal.“ Er schmiss seine Flosse in die Luft und signalisierte der Truppe, dass es Grund zum Feiern gab.
„Ich habe wirklich bestanden?“, fragte Löckchen ungläubig.
Auch Zack kam nach vorn und gratulierte Löckchen mit einem
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