Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
traute er seinen Augen kaum, als er vor sich einen Mann mit braunem Mantel und schwarzen Hut zwischen den Bäumen gehen sah.
Löckchen schlich sich von hinten an und suchte hinter einem Ahornbaum Deckung. Mit zittrigen Händen richtete er seinen Revolver auf den Kartenspieler, der geduldig seinen Weg zwischen den Bäumen entlang spazierte. Langsam verließ Löckchen seine Deckung, dabei hielt er den Kartenspieler immer noch in seinem Visier und den Finger am Abzug. Er versuchte seinen Finger zu bewegen, doch er konnte nicht. Er hatte nicht die Entschlossenheit, geschweige denn den Schneid seinen Finger zu krümmen, um die größte Gefahr für Blutwäldchen endgültig zu eliminieren.
Der Kartenspieler roch bereits die Lunte, blieb stehen, drehte sich um und präsentierte Löckchen sein diabolisches Grinsen. „Huhu! Hast du einen „ Schokopinguin “ für mich?“
Löckchen erschrak. Der Kartenspieler hatte nicht die leiseste Andeutung gemacht, dass er Löckchen bemerkt hätte und dennoch wusste er, dass er ihm auflauerte. Er gab keine Antwort und zielte weiterhin mit klammenden Fingern auf den Kartenspieler.
„Hey! Kannst du nicht sprechen?“, fragte der Kartenspieler. „Das war eine normale, höfliche Frage.“
„Blei-blei-bleib bloß da, wo du bist!“ stammelte Löckchen.
„Keine Sorge, Gringo. Ich will nur einen Schokopinguin, sonst nichts.“
„Ich hab-habe keinen!“
Das Grinsen floh aus dem Gesicht des Kartenspielers. Stattdessen verfinsterte sich sein Blick zutiefst. „Oh... Falsche Antwort.“
„Ich warne dich, ein Schritt näher u-u-und du we-we-wirst heute sterben.“
Der Kartenspieler zuckte mit den Schultern. Er fing wieder an zu schmunzeln: „Ich glaube nicht, ich glaube nicht.“
Er ging einen Schritt nach vorne.
Der Revolverhahn schlug donnernd auf die Trommel. Der Schuss verfehlte den Kartenspieler um weiten, parallel fiel Löckchens Revolver in das Gras. Das Messer flog dermaßen schnell auf Löckchen zu, dass ihm der Ausweichreflex verbot, einen präzisen Schuss anzusetzen. Das Messer traf seine rechte Hand und tackerte sie gegen den Baumstamm.
„Hm.“ Gelangweilt betrachtete der Kartenspieler das Resultat. „Bis zum nächsten Mal.“
Löckchen schaute mit Tränen im Gesicht auf das Messer das seine Hand durchbohrte und ihn als Beweis seines Versagens anlachte. Zack vernahm den Schuss und eilte zur Hilfe, doch bis dahin war der Kartenspieler schon längst in der Ferne verschwunden.
„LÖCKCHEN! Was ist passiert?“
„Ich ... Ich... Ich konnte es nicht!“
„Was konntest du nicht, Löckchen?“ Er bemerkte nun das Messer, welches mit einer unmenschlichen Präzision Löckchen entwaffnete. „Das war der Kartenspieler! Er war hier!“
Zack zog vorsichtig das Messer aus Löckchens Hand und drückte sein Sakko auf die blutende Wunde.
„Drück das hier gut drauf. Pass auf, dass du nicht zu viel Blut verlierst.“
Löckchen nickte beschämt, mit der Gewissheit Zack enttäuscht zu haben. Zack ließ von ihm ab und begab sich auf seiner besessenen Verfolgungsjagd nach dem Kartenspieler.
16
Vor der Kirche flüchteten die letzten V3er vor dem schießwütigen Pinguin in Richtung Ortsausgang.
„Die schnapp ich mir!“, sagte Lüc und setzte mit den Zügeln Elvis in Bewegung, der in Windeseile auf das Tor zutrampelte.
Die V3er waren nur wenige Meter vor dem Ausgang entfernt, als die Kutsche ihnen den Weg versperrte. Lüc drohte den V3ern mit ihrem Revolver, sodass diese ihre Schleudern fallen ließen und die Hände erhoben.
Hinter den V3ern kam Zack angerannt, der die V3er nicht beachtete, sondern im schnellsten Tempo auf die Kutsche zulief.
Neben Lüc erklang eine bedrohliche Stimme. „Hallo mein Kind.“
Sie wollte sich reflexartig umdrehen, spürte jedoch ein Messer an ihrer Kehle. „Lass die Waffe wo sie ist, aber mich anlächeln darfst du.“
Lüc drehte langsam ihren Kopf zu ihrer Rechten und erblickte den grinsenden Kartenspieler auf dem Beifahrersitz. „Hast du zufällig einen Schokopinguin für mich?“, fragte der Kartenspieler.
Selbst als ihr Marian drohte, sie umzubringen, verspürte sie nicht derartige Angst, wie in diesem Augenblick. „Tu-Tu mir bitte nichts“, flehte sie.
„Falsche Antwort. Schau mal da, zwischen deinen Brüsten.“
Die verängstigte Kutscherin sah langsam nach unten und erblickte in ihrem Ausschnitt eine steckende Karte, an der sie seitlich das bekannte Totenkopfmotiv sah.
Zack näherte sich von der Seite und
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