Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
Vom Netzwerk:
ihm, als er nach ihrer zarten Hand greifen wollte. Kein Zentimeter war mehr zwischen ihnen, als das sirenenhafte Piepsen aufhörte und sein Herz wieder zu schlagen anfing.
    Selin war verschwunden, stattdessen starrten ihn die Gesichter der neugierigen Bewohner Blutwäldchens an. Er spürte den kalten Schnee in seinem Genick und den weichen Boden unter seinem Rücken. Seine Hand hatte er zum Himmel ausgestreckt.
    Mantis stand immer noch in Doktor Kaspers Arztpraxis, während der Kartenspieler auf magische Art und Weise den Weg nach draußen gefunden hatte. Er erkannte in Mantis Hand eine silberne Elektrode, die genau auf seine Handfläche angepasst war, von der aus ein Kabelsalat in seinen weißen Kittelärmel führte.
    Die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen gestaltete sich dem Kartenspieler ungewohnt holprig. An jeder Stelle seines Körpers verspürte er den Drang zu zappeln.
    Die Dorfbewohner um ihn munkelten, ob der Tierarzt „Doktor Mantis“ den geheimnisvollen Mann, der sich als Kartenspieler ausgab, mit einem Defibrillator betäubt hatte.
    „Ich bin kein Doktor“, sagte Mantis. „Es schadet nicht ständig einen Defibrillator am Mann zu haben, zum Beispiel falls man einem Bär mit Kammerflimmern begegnet. Der frühzeitige Einsatz dieses Geräts entscheidet über Leben und Tod.“
    Zitternd raffte sich der Kartenspieler auf und sah sich um. „War ich tot?“
    „Vielleicht für eine Millisekunde.“ Mantis zwinkerte ihm zu. „Aber keine Sorge. Mir stirbt kein Patient weg. Wäre deine Kleidung nicht im Weg gewesen, wäre dein Schock um einiges größer ausgefallen.“
    Der paralysierte Kartenspieler fragte sich, ob sein Gehirn ihm ein Streich gespielt hatte oder Selin wirklich auf der anderen Seite auf ihn wartete. Ein Sonnenstrahl hatte es tatsächlich in seinen eisigen Kerker geschafft. Verzweifelt und doch fröhlich schubste der Kartenspieler die neugierigen Passanten zur Seite und lief an ihnen vorbei. Er sprintete ohne sich umzudrehen aus Blutwäldchen hinaus und flüchtete tief in den Wald zurück.
    Er nahm eine Hand voll Messer aus seinem Mantel und warf sie blind durch die Gegend, traf Bäume, traf nichts, schaute nicht einmal nach seinen Zielen. Mit je einem Messer in der Hand ließ er sich in den nassen Schnee fallen und fing an diesen mit Messerstichen zu bearbeiten. Als würde er versuchen eine Schneeskulptur zu formen, hackte er sich durch den Schnee. Als ihn die Kräfte verließ, brüllte er wie ein gequälter Wolf durch den Wald. Seine Messer fielen zeitgleich mit seinem Gesicht auf den Boden. Die heißen Bäche aus seinen Augen bahnten sich ihren Weg durch den Schnee.
     
     
    8
     
    Im mysteriösen Ferienörtchen brach erneut eine Nacht voller Abenteuer an. Nach den überaus intimen, aber auch schockierenden Geschehnissen im Hotelzimmer, rafften sich unsere Helden auf und begaben sich nach einem ausreichenden Abendessen in die Kneipen des Urlaubsgebiets. Außer Frederick, der sich zuerst ein zweites Abendessen an der Currywurstbude gönnen wollte, denn laut ihm gab es keine bessere Stärkung vor einer Sauftour.
    Nachdem er den Preis seiner Currywurst, abzüglich Mengenrabatt, zahlte begab sich Frederick mit seinem Teller zu einem der weißen Stehtische. Er stellte den Teller vor sich ab, halbierte zuerst das Brötchen in zwei Hälften und tunkte die eine Hälfte in die scharfe, tomatige Currysoße. Mit der Gabel pikste er gleichzeitig Pommes sowie Würstchenstücke auf, bis jede der vier Gabelspitzen mit reichlich Futtermaterial vollgepackt war. Mit einem großen Bissen versenkte er die Speisen in seinem Mund. Beim Kauen spießte er, um Zeit zu sparen, schon mal die nächste Portion auf seine Gabel.
    Die um den Currywurstwagen stationierten Händler und vorbeigehenden Passanten, die oft in dieser Gegend verkehrten, erkannten den sympathischen Stammgast Frederick auf Anhieb, der ihnen grinsend zunickte, während er erneut sein Brötchen halbierte und in der leckeren Soße aufweichte. Stets passte er auf, dass kein Krümmel oder gar ein Klecks der dunkelroten, dickflüssigen Soße auf sein perlweißes „SEI STARCK“-Unterhemd fiel. Um den scharfen Nachgeschmack der würzigen Soße zu kompensieren, trank Frederick eine Flasche Bier und nach der Mahlzeit ein Glas „Theison“-Schnaps, um die große Portion verträglicher zu verdauen. Nach getaner Arbeit putzte er mit einer Serviette gründlich rund um seinen Mund und Oberlippenbart, um die letzten Überreste seines Abendessens

Weitere Kostenlose Bücher