Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Mira und das Buch der Drachen (German Edition)

Titel: Mira und das Buch der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
Vom Netzwerk:
du also von mir?«
    »Wie soll ich sonst von dir denken?«, stieß die Hexe hervor.
    Der Drache stellte sich vor die Kugel und sah hinein. »Bitte! Sieh einfach hin!«, sagte er sanft.
    Die Hexe wirkte misstrauisch und neugierig zugleich. Schließlich siegte die Neugier und sie schaute in die Kugel. Widerwillig zunächst, doch dann mit immer größerem Staunen.
    Mira und das Silbermännchen folgten ihrem Blick. Sie sahen zunächst nichts als die riesigen Augen des Drachen. Doch dahinter erblickten sie nach einiger Weile eine Gestalt.
    In der Kugel lief ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren. Es war ungestüm und fröhlich und rannte über die Stoppelfelder. Bunte Bänder flatterten in seinem Haar. Das Mädchen breitete die Arme aus und verwandelte sich in einen Sperber. Der Vogel kreiste über der Stadt, wild und frei.
    Dann sahen sie die Hexe als junge Frau. Sie stand auf dem Marktplatz und schaute einem Gaukler zu. Sie lachte und staunte und ihre Augen blitzten vor Vergnügen.
    Dann rannte die junge Frau zusammen mit Cyril durch einen unterirdischen Gang. Sie mussten sich unter den engen Torbögen ducken, hielten sich an den Händen und lachten ausgelassen.
    Das Bild verschwand und nun sah man in der Kugel die Hexe im Turmzimmer der alten Burg. Sie gab sich die größte Mühe, auf einem Stuhl stillzusitzen, während Cyril sie malte. Schließlich war die gekrümmte Oberfläche der Kugel ausgefüllt mit einem einzigen Standbild. Es war ein Gemälde.
    Mira erkannte es wieder. Sie hatte es in der Dachkammer der Bibliothek gesehen. Es zeigte die schwarze Hexe, strahlend und schön. In ihren Augen und in ihrer Haltung mischten sich unbezähmbarer Mut mit unbekümmerter Wildheit.
    »Das ist sehr lange her«, flüsterte die schwarze Hexe. Schimmerten da Tränen in ihren Augen?
    »Ich weiß«, sagte der Drache.
    Mira starrte die Hexe an und wunderte sich. Da waren tatsächlich Tränen. Sie liefen der Hexe über beide Wangen.
    Der Drache entließ seinen Nüstern eine kleine goldene Wolke. »Nun weißt du, wie ich dich sehe, Arachonda. Anders als dir ist es mir nämlich nie gelungen, die Liebe zu überwinden.«
    Mira sah ihn verwundert an. Er sah plötzlich so anders aus. Die strahlende Helligkeit war von ihm gewichen und ein gespenstisch fahles Licht ging von ihm aus.
    Dann, ganz plötzlich, schloss er die Augen und faltete seine Flügel zusammen. Seine Vorderpfoten knickten um. Dann bog er seinen zierlichen Kopf und ringelte sich auf der Buchseite ein.
    »Cyril? Was ist mit dir, Cyril?«, flüsterte die schwarze Hexe und wischte sich die Tränen fort.
    »Er stirbt!«, sagte das Silbermännchen mit erstickter Stimme.
    »Steh auf, Cyril! Das ist sicher wieder einer deiner Tricks! So wie das letzte Mal!«, rief die schwarze Hexe verzweifelt.
    Das Silbermännchen schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Trick«, sagte es langsam und traurig. »Er hat den Fluch, mit dem Ihr Mira verwünscht habt, auf sich genommen.«
    »Nein!« Der Schrei der schwarzen Hexe hallte in der Kammer. Ein kalter Wind kam auf, zerrte an den Blättern des Buchs und fegte das Silbermännchen fast vom Tisch. Es konnte sich gerade noch an dem Kerzenständer festhalten.
    Der Drache zitterte leicht und lag nun flach auf dem Papier. Die Zeichnung verblasste bereits und nur noch der schwarze Drache war neben ihm sichtbar. Dunkel und mächtig.
    Die Hexe starrte auf das Buch. »Was soll ich nur tun?«
    Das Silbermännchen ließ von der Kerze ab und trat vor die Hexe. »Es gibt nur einen Einzigen, der ihm noch helfen kann. Einen Einzigen.«
    »Wer ist das?«, fragte Arachonda. »Hol ihn her! Beeil dich!«
    »Er ist schon da!«, sagte das Silbermännchen und blickte ihr in die Augen. »Der schwarze Drache kann ihn heilen.«
    »Dann muss er beschworen werden!«, rief die schwarze Hexe. »Schnell!«
    Sie sank in sich zusammen, als ihr plötzlich etwas klar wurde. »Aber keiner kennt den Spruch!«
    »Doch, ich kenne ihn«, erklärte Mira. Sie sah zur Hexe auf. »Cyril hat ihn mir verraten.«
    »Dir hat er ihn also anvertraut«, murmelte die Hexe und sah Mira erstaunt an.
    »Dann benutze ihn! Rasch!«
    »Es gibt da noch etwas, das Ihr wissen müsst«, sagte das Silbermännchen langsam. Es räusperte sich. »Gewissermaßen hat die Sache einen kleinen Haken.«
    »Einen Haken? Was für einen Haken?«, fragte die schwarze Hexe.
    »Nun, es geht um die Person, die hinter dem schwarzen Drachen steckt.«
    »Was meinst du damit?« Die Hexe sah ihn verwirrt an.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher