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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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dann die Verfolgung auf.

14. Kapitel
    in dem Mira ein Butterbrot bekommt
    »Es gibt manchmal seltsame Zufälle«, dachte Mira. Sie war der Hexe schon eine Zeit lang gefolgt, was kein leichtes Unterfangen gewesen war. Die engen Gassen waren menschenleer, und immer wieder hatte Mira das Gefühl gehabt, die Hexe würde sich gleich umdrehen und sie erkennen. Doch zu Miras Glück blieb sie unentdeckt. Schließlich war die schwarze Hexe in einen belebten und sonnigen Platz eingebogen und auf einen Schwarm Tauben zugestöckelt, der eiligst aufgeflogen war und Mira die Sicht versperrte hatte. Als Mira wieder etwas sehen konnte, bemerkte sie, wie die Hexe in einem großen, alten Haus verschwand. Mit goldenen Buchstaben stand über dessen Eingangstür: Zum blauen Pfau .
    Neben der Tür war ein großes Fenster, unter dem ein Blumenkasten hing, aus dem bunte Herbstastern blühten. Mira stellte sich auf ihre Zehenspitzen und versuchte über die Blumen hinweg ins Innere zu blicken. Das Restaurant war voll besetzt. Gut gekleidete Männer und Frauen saßen an gedeckten Tischen vor einem riesigen, weiß getünchten Schrank, der mit Weinflaschen gefüllt war. Kellner wuselten zwischen den schweren dunklen Eichentischen hin und her. An einer Wand am Ende des Restaurants hing das riesige Ölbild eines Pfaus. Er hielt den blau schimmernden Kopf stolz und gerade und spreizte sein schillernd buntes Federkleid. Da erschien die Hexe unter dem Gemälde und gab ihren Mantel einem Kellner, der sich vor ihr verneigte. Dann, gerade als sie sich setzen wollte, blickte sie kurz in Miras Richtung. Mira trat eilig einen Schritt vom Fenster zurück.
    »Ah, da ist ja meine kleine Freundin«, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. Mira drehte sich rasch um. Hinter ihr stand Hippolyt. »Schön, dass du mich besuchen kommst!«, sagte er, strahlte sie freundlich an und wischte seine Hände an einer weißen Schürze ab, die sich um seinen gewaltigen Bauch spannte. »Hast du Miranda etwa auch mitgebracht?«, fragte er dann und senkte seine Stimme. Mira trat unsicher von einem Bein auf das andere. »Wir wollten uns eigentlich hier treffen«, sagte sie und versuchte noch einmal unauffällig in das Restaurant zu spähen. Hippolyts Augen folgten ihrem Blick und blieben an der schwarzen Hexe hängen. Er zuckte leicht zusammen.
    »Du kommst wohl besser mit in die Küche«, sagte er leise. Er öffnete die schwarze Tür zur Eingangshalle und schob Mira dann hinter ein paar großen Säulen, die den Blick auf die Gäste versperrten, gleich nach rechts in einen großen, dampfigen Raum. Dort arbeiteten Küchenjungen, die sich bei Hippolyts Eintreten eifrig daranmachten, Gemüse zu schnippeln und Kartoffeln zu schälen. Mit einer barschen Stimme, die so gar nicht zu seinem sonst so freundlichen Auftreten passte, befahl ihnen Hippolyt zu verschwinden.
    »Du und deine Freundin, ihr solltet euch heute besser nicht hier herumtreiben«, sagte er eindringlich, während er einen kleinen Schemel für Mira hinstellte und ihr bedeutete, sich zu setzen. »Der Laden ist voll mit schwarzen Zauberern. Und das ist keine gute Gesellschaft für euch Kinder.«
    Hippolyt seufzte und lächelte Mira dann aufmunternd an. »Aber weißt du, was? Wenn du schon nicht im Restaurant essen kannst, dann bekommst du wenigstens das Beste, was ich heute zu bieten habe. Also, was möchtest du?« Er blickte Mira fragend an und seine türkisblauen Augen glänzten aus seinem aufgedunsenen roten Gesicht. »Ameiseneier? – Frittierte Heuschrecken? – Oder vielleicht Mehlwürmer?« Mira sah Hippolyt mit weit aufgerissenen Augen an. Der lächelte zuversichtlich.
    »Oh, die Mehlwürmer sind ganz köstlich! Gestern geschlüpft und seitdem prima mit Äpfeln gefüttert, du wirst es nicht bereuen, glaub mir!« Mira konnte nur stumm den Kopf schütteln. Hippolyt überlegte. »Aah, ich weiß ...« Er lief zu einem großen Topf und hob den Deckel. Sogleich erfüllte ein seltsamer Geruch den Raum. Hippolyt wedelte sich mit seinen kleinen dicken Fingern den Dampf zu und sog ihn mit seiner großen roten Nase ein. »Ich könnte dir auch Käferbouillon anbieten.«
    Mira schluckte. »Nein?« Hippolyt sah nun sehr ratlos aus. »Dann ... vielleicht eine Heuschrecke in einem Lolli? – Das mögen Kinder eigentlich immer.«
    Mira holte tief Luft und schüttelte abermals den Kopf. »Äh«, sagte sie langsam, »haben Sie vielleicht ein Butterbrot?«
    Hippolyt lachte. »Ein Butterbrot! Aber natürlich!« Er schloss

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