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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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rauschte sie aus der Küche.
    Hippolyt schloss eilig die Tür zum Gastraum und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mira kam aus ihrem Versteck hervor und schüttelte sich. »Ich weiß nicht, was sie von dir will, aber hier in der Küche bist du vor ihr nicht mehr sicher. Ich weiß ein besseres Versteck. Solange sie drüben ist, kannst du dort bleiben«, sagte er und ging in den hinteren Teil der Küche. Dort öffnete er eine schwere, hölzerne Falltür, die unauffällig im Dielenboden eingelassen war. Mira sah nach unten. Eine abgetretene Holztreppe führte in einen dunklen Keller. Ein Geruch nach Schimmel schlug Mira entgegen und sie schauderte.
    »Bleib hier unten und warte auf mich. Ich sage dir Bescheid, wenn sie weg ist!«, befahl Hippolyt. Mira nickte tapfer und stieg vorsichtig die steilen Treppenstufen hinunter, die bei jedem ihrer Schritte zu ächzen schienen. Unten war es dunkel und sie ertastete einen Lichtschalter. Eine Glühbirne, die an einem verschlungenen Kabel von einer der Treppenstufen baumelte, sorgte für ein fahles Licht. Hippolyt winkte ihr von oben zu, und über Mira schloss sich mit einem ohrenbetäubenden Quietschen die schwere Tür.

15. Kapitel
    in dem Mira einen schlecht gelaunten Zwerg rettet
    Als oben die Tür zufiel, fröstelte es Mira. Was meinte wohl die Hexe mit »misslicher Lage«? Hieß das, dass Miranda in Gefahr war? Hoffentlich würde Hippolyt bald wiederkommen und sie hier herausholen!
    Doch als Mira ein paar Schritte umherging und sich in dem Kellergewölbe umsah, verflogen ihre Ängste. Neugierig besah sie sich die vielen seltsamen Einmachgläser, Fässer, Flaschen und Steintöpfe, die hier in tiefen Holzregalen lagerten. Der Vorratskeller des Blauen Pfaus musste für Zauberer eine wahre Schatzkammer sein!
    Mira nahm einen braunen Tiegel aus dem dunklen Regal und las das Etikett, auf dem mit kleinen, sauberen Buchstaben »Krötenschleim« stand, dahinter in Klammern »Hopfenkröte«. Sie stellte den Topf schnell wieder ins Regal und holte daneben einen anderen Tiegel heraus. »Tollkirschenessenz« war darauf zu lesen. Das Anhängeschild eines größeren Steintopfs war ganz vergilbt und hatte sich schon zusammengerollt. Mira strich es glatt und hatte Mühe, die altmodische, bereits verblassende Schrift zu lesen: Spinnweben 1920 . In einem großen Glas schwammen eingelegte Eidechsen und in einem anderen konnte Mira die Saugnäpfe von Tintenfischen erkennen.
    Beim Weinregal entdeckte Mira in einer Ecke den Korb mit dem Krötenpunsch der Hexe Fa. Mira nahm eine Flasche und hob sie gegen das Licht der nackten Glühbirne. Auf dem Boden hatte sich der dunkle Teil des Safts abgesetzt und die übrige Flüssigkeit schimmerte golden im Licht. Jemand, wohl Hippolyt, überlegte Mira, hatte ein Etikett auf die Flasche geklebt. Feinster Import aus Japan war da zu lesen, und darunter gab es ein paar Schriftzeichen, die Mira nicht verstand. Sie stellte die Flasche wieder zurück ins Regal neben ein Gefäß mit durchsichtiger Flüssigkeit, auf dessen Boden sich ein dicker Wurm zusammenkrümmte.
    Je weiter Mira in die Tiefen des Kellers vordrang, desto merkwürdiger wurden die Behältnisse und desto geheimnisvollere Aufschriften besaßen sie. Aßen und tranken Zauberer wirklich all diese Dinge?
    In einem großen Eichenfass lagerten Unmengen von Schnecken und Mira schloss den Deckel umgehend wieder. Das Licht der Glühbirne dünnte aus und sie konnte kaum noch etwas erkennen. Hier standen ausrangierte Möbel, schwere Eichenstühle und Tische und das Skelett eines kleineren Tieres. Schließlich stieß Mira mit dem Scheinbein an eine Holzlatte, und als sie aufsah, erkannte sie, dass sie eine Treppe vor sich hatte, genau wie die, von der sie herabgestiegen war. Am oberen Ende der Treppe erkannte sie eine Tür, durch deren Spalt helles Licht schimmerte. Wo würde sie diese Treppe wohl hinführen? Mira ging die Stufen hoch, und je weiter sie nach oben kam, desto deutlicher konnte sie ein leises Gluckern vernehmen.
    Oben angekommen, ertastete sie einen Eisenhebel, und es gelang ihr mit einiger Mühe, die schwere Tür aufzudrücken. Eine kühle, feuchte Luft schlug ihr entgegen, und sie musste die Hand vor die Augen halten, so sehr blendete sie die Sonne. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, blieb ihr Mund vor Staunen offen. Unter ihr floss der Fluss, den sie schon beim Haus der schwarzen Hexe gesehen hatte! Und über den Fluss spannte sich eine kleine, schiefe Brücke. Das Ende der

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