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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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Leben lang suche ich nach dir!« Sie beugte sich tief zu dem Drachen herunter. »Aber diesmal wirst du mir nicht mehr entkommen.«
    Der Drache stieß ein rotes Wölkchen aus, das direkt vor der Nase der schwarzen Hexe zerplatzte. Sie wedelte die Wolke weg und wich zurück.
    »Denke nur, wie mächtig wir gewesen wären, hätten wir uns damals zusammengeschlossen.« Sie ballte ihre Fäuste. »Stattdessen ... stattdessen zogst du es vor, einfach so zu verschwinden.« Wieder ließ der Drache eine rote Wolke aufsteigen. Sie schwebte nach oben, verwandelte sich dann in einen Ring, der sich schnell wie ein Kreisel drehte, und verschwand.
    Die Hexe blickte irritiert auf das Spektakel und sah dann dem Drachen lange in die Augen. »Ja, hättest du doch nur vor vielen Hundert Jahren mein Angebot angenommen. Wir hätten uns die Macht geteilt. So großzügig war ich! Aber nun sind die Karten neu gemischt. Und ich muss sagen, nicht gerade zu deinem Vorteil!« Sie lachte laut, aber nicht sonderlich fröhlich, wie Mira registrierte.
    Der Drache schwieg zunächst und entließ seinen Nüstern ein weiteres Wölkchen. Diesmal hatte es die Form eines Balls, den er vorsichtig auf seiner glitzernden Schwanzspitze auf und ab hüpfen ließ.
    »Was willst du denn mit der Macht?«, fragte er nach einer langen Pause: »Nichts ist so zerbrechlich und so kurzfristig wie die Macht.«
    Die Hexe war inzwischen rot angelaufen vor Zorn und versuchte, ihm den Ball wegzunehmen. Doch kaum wollte sie die Wolke berühren, war sie nicht mehr da und die Hexe griff ins Leere.
    Der Drache lachte vergnügt.
    »Du willst den Stillstand. Das ewige Eis. Denn dann lässt sich alles gut kontrollieren. Ich aber bin frei! Immer! Alles bewegt sich. Und wir verwandeln uns. Dauernd. Davon handeln die Metamorphosen . Sie handeln vom Leben und nicht vom Tod! Von der Bewegung und nicht vom Erstarren. Alles geht ineinander über. Alles wandelt sich! Dauernd. Auch du!« Er lachte und schickte einen weiteren Ring nach oben. Diesmal war er golden und sah aus wie strahlendes Feuer. »Deshalb kannst du mich nicht besitzen! Und das Buch ist nichts für dich, weil du es nicht verstehst. Gib es den Kindern hier und geh nach Hause!«
    »Gerede!«, schrie die Hexe in wildem Zorn. »Aber das wird dir nicht viel nützen. Du bist jetzt mein! Das Buch ist mein, und damit gehörst du mir! Für immer!« Sie versuchte, dem Feuerring, der sich schnell auf sie zu bewegte, auszuweichen.
    »Und jetzt, da du dich dummerweise entschlossen hast, ein Geistwesen zu sein, ist es noch einfacher für mich, dich zu beherrschen. Du wirst das denken, was ich dir zu denken vorgebe, du wirst mir ganz gehorchen und mit dir werde ich die mächtigste und klügste aller Hexen sein. Endlich!«
    Das Feuerrad schwebte jetzt vor der Hexe, und Mira sah zu, wie es sich über ihren Kopf bewegte, wo es zerplatzte, noch ehe die Hexe es ergreifen konnte. Der Drache grinste zufrieden und schickte ein paar schneeweiße Wölkchen hinterher, die nun zwischen ihm und der Hexe hingen.
    »Sind diese Wolken nicht schön?«, fragte er träumerisch. »Sie erinnern mich an den Himmel im Frühsommer.«
    Die Wolken verformten sich zu kleinen Schafen, dann sahen sie plötzlich aus wie Gänseblümchen und schließlich wie Rosen.
    »Genug der Spielerei!«, rief die Hexe außer sich. Der Drache lächelte sie an. »Du hast recht. Genug damit!« Er betrachtete bedauernd seine Wölkchenrosen und ließ sie nach oben zur Decke gleiten, wo sie sich wie Nebel lang zogen und dann in Luft auflösten. Dann ließ der Drache seinen Blick über Mira und Miranda schweifen, die dem Gespräch mit offenen Mündern zugehört hatten. »Ich will nicht, dass ihr durch mich noch mehr Schwierigkeiten bekommt, als ihr ohnehin schon habt.«
    Er blickte über ihre Köpfe hinweg und grinste. »Und, wie ich sehe, hat uns dieser überaus findige Koch, mit dem ich mich vorhin unterhalten durfte, bereits verlassen.«
    Mira drehte sich um. Tatsächlich! Hippolyt war verschwunden! Er musste sich wohl heimlich davongestohlen haben. Der Drache seufzte tief.
    »Dann werde ich mich wohl auch verabschieden müssen!« Die Hexe starrte den Drachen verständnislos an. »Was soll das heißen, verabschieden ?«, fragte sie und ihre Augen sahen kalt und wütend auf den Drachen nieder. Der stieg, ohne sie weiter zu beachten, vorsichtig über die Zeichnung des schwarzen Drachen und setzte sich dann neben ihm auf das Papier. Dann breitete er seine schimmernden Flügel aus und

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