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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hältst.«
    »Verstehe ich nicht.«
    Schekiras goldene Augen waren vergleichsweise groß und jetzt funkelten sie auf geheimnisvolle Art. »Wie gesagt, du bist noch jung, mein Retter. Sei geduldig und lausche ab und zu in dein Inneres, dann wirst du schon herausfinden, was ich gemein t habe.«
    »Warum sagst du mir nicht einfach, wieso wir zwei uns gleiche n sollen?«
    »Ich schulde dir ein Leben, Ergil«, wich die Elvin seiner  Frage aus.
    »Na also. Dann verrate mir, was mich zu so etwas Besonderem macht. Wieso zerreißt sich der ganze Wald über mich das Maul? Antworte einfach und wir sind quitt!«
    »Das wäre ein schlechter Dank, mein tapferer Retter, wenn ic h dic h deine r Z u kunft berauben würde.«
    Ergil hatte sich nie ernsthaft Gedanken über die Schwierigkeiten des Gedankenaustauschs zwischen Elven und Menschen gemacht und selbst wenn, hätte er deren Ausmaß wohl nie erahnt. Schekira sprach für ihn in Rätseln. Ihre helle, sanfte Stimme half ihm über die Verwirrung hinweg.
    »Ich habe allen Grund, traurig zu sein, Ergil, aber nicht du. Bitte lass mich jetzt allein, damit ich Tarakas zur letzten Ruhe geleite n kann.«
    »Ich würde dir gerne dabei helfen, deinen Liebsten zu begraben.«
    Si e legte sich die Handflächen auf die Brust und seufzte.
    »Das würdest du wirklich für mich tun?«
    »Es wäre mir eine Ehre, Prinzessin.«
    »Auf den Titel verzichte ich – jetzt erst recht. Aber deine  Hilfe nehme ich gerne an, mein Freund.«
    Kein Erlebnis in Ergils Erinnerung war mit der Beisetzung des kleinen Elvenmannes vergleichbar. Die einfache Zeremonie berührte den Knaben durch und durch. Gewiss lag das an den starken Gefühlen, die den Moosfelsen wie eine Aura umhüllten. Obwohl Ergil in derlei Verrichtungen k e ine Erfahrung besaß, gab er sich alle Mühe, eine dem Anlass angemessene Feierlichkeit an den Tag zu legen. Bedächtig grub er mithilfe eines Stockes unter dem Felsen ein Loch, kleidete es sorgfältig mit Moos aus, bettete darauf behutsam Tarakas’ Leichnam, bedeckte ihn zuerst mit einigen Tarpunfedern (das war Schekiras Idee), danach mit Erde. Zuletzt türmte er auf dem Grab einige Steine übereinander, damit Schekira und die Angehörigen des Verstorbenen es schnell wiederfinden konnten. Die Elvenprinzessin sang dazu ein herzzerreißend schönes Lied. Zuletzt sprach sie ein paar ergreifende Abschiedsworte.
    »Werden wir uns Wiedersehen?«, fragte der Junge, als die  Bestattung vorüber war.
    Schekira schwirrte vor seinem Gesicht. »Da bin ich mir sicher, mein Retter. Ich s chulde dir ja noch ein Leben.«
    Obwohl Ergil seine Leistung bei weitem nicht so hoch einschätzte, war sein Herz zu schwer, um mit der Elvenprinzessin darüber zu streiten. Stattdessen zuckte er die Achseln und sagte: »Ich werde dich nie vergessen, Schekira.«
    »Das weiß ich, mein Retter. Und obwohl ich nicht daran zweifle, möchte ich dir etwas zur Erinnerung schenken.« Sie griff über ihre Schulter, holte von irgendwo unter ihren Flügeln einen dünnen, spitzen, silbernen Gegenstand hervor und streckte ihn Ergil e ntgegen. »Nimm das als Zeichen meiner Dankbarkeit.«
    Augenscheinlich handelte es sich um ein Schwert, wenngleich es für den Jungen kaum mehr als ein silberner Dorn war, nur wenig länger als sein Zeigefinger. Der Handschutz über dem winzigen Griff glich den weit geöffneten Blättern einer Blume. Ergil steckte den »Stachel« in die ebenfalls silberne Scheide zurück und bedankte sich.
    »Es ist, wie du vermutlich schon erraten hast, ein Elvenschwert«, erläuterte Schekira. »Du darfst es nicht unterschätzen, weil es dir so klein und spitz wie eine Nadel erscheint. Wenn du in Not bist, stich dich damit, bis es blutet. Die Hilfe wird dann nicht lange auf sich warten lassen.«
    »Ich soll was tun?«
    »Du hast mich schon richtig verstanden. Vergiss es nicht! Und jetzt lebe woh l , mei n Retter.«
    Ohne eine weitere Erwiderung abzuwarten, schoss die Elvin hoch in die Luft, verwandelte sich in einen schillernden Eisvogel und flatterte davon.
    Die Reaktion des alten Waldläufers auf Ergils Bericht fiel nicht gerade überschwänglich aus. Er ließ die Fasankeule auf den Holzteller fallen, starrte den Jungen aus seinen wasserblauen Augen über die Kerze hinweg grimmig an und stieß ein ungläubiges »Wa s hast du getan?« hervor.
    Ergil wich dem bohrenden Blick aus und sah zum Fenster hinüber. In der warmen Jahreszeit wurden die hölzernen Läden der Hütte selten geschlossen, sodass man über den

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