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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich auf den Angriff vorzubereiten.«
    »Sein Herzogtum ist klein im Vergleich zum ganzen Herzland, das untergehen wird, wenn wir Wikander nicht aufhalten. Ihr habt doch erlebt, wie seine Macht unablässig wächst. Bald wird er unbesiegbar sein. Wollt Ihr nichts dagege n tun?«
    »Mit solchen Fragen könnt Ihr mich nicht einschüchtern, Herrin Múria. Ich werde meine Geburtsstadt keinesfalls im Stic h lassen.«
    »Aber es wird seit Wochen von der Bedrohung durch die Waggs gesprochen. Der Herzog dürfte ohnehin längst sämtliche Maßnahmen zur Verteidigung ergriffen haben.«
    »Bei aller Dankbarkeit, die ich Euch gegenüber empfinde, Herrin, aber Ihr werdet mich nicht davon abhalten, in Bolk einen Zwische n aufenthalt einzulegen.«   
    Der Schlagabtausch zwischen den beiden hatte stetig an Lautstärke zugenommen. Ehe Múria zu einer weiteren Erwiderung anheben konnte, legte Falgon seine Hand auf die ihre und sagte sanft: »Lass es gut sein, Inimai. Menschenleben kann man nicht gegeneinander aufrechnen. Wir sind es den Bewohnern Bolks schuldig, sie zu warnen.«
    Sie starrte den Waffenmeister eine Weile mit offenem Mund an, atmete tief durch und erklärte überraschend ruhig: »Du hast Recht, mein Lieber. Ich musste im Kampf gegen Wikander schon so viele Opfer bringen, dass ich manchmal genauso hart gegen andere wie gegen mich selbst bin.« Sich wieder Bombo zuwendend, neigte sie ihr Haupt und sagte: »Bitte verzeiht meine Selbstgerechtigkeit, Kapitän.«
    Dem Kommandanten war es sichtlich peinlich, dass die von allen geachtete Heilerin sich dieserart vor ihm demütigte. Er murmelte etwas von seinen eigenen Ausrutschern, die er sich während der gemeinsamen Reise geleistet habe, und damit war die Angelegenheit für ihn erledigt.
    Wenig später gab er Befehl, jedes verfügbare Fetzchen Stoff bis zu den Topp- und Brahmsegeln hinauf zu hissen. Die Meerschaumkönigin glich kurz darauf einem majestätischen Vogel, der über das Wasser glitt. Zum Glück hielt sich die Hauptstreitmacht der Waggs im Hinterland. Offenbar war weiter südlich nur eine Vorhut bis an den Fluss vorgestoßen, um die Flanken des Heeres zu sichern. Dessen wahre Stärke sollte wohl möglichst lange geheim gehalten werden.
    Am Nachmittag meldete der Ausguck: »Reiter am  Westufer!«
    »An die Waffen!«, befahl Bombo sofort.
    Bald waren die Soldaten als dunkle Punkte auch vom Oberdeck aus zu sehen. Ungefähr ein Dutzend galoppierten stromaufwärts das Ufer entlang. An Bord herrschte eine gespannte Stimmung. Zweimal hatte man sich gegen  Fiederfische verteidigen müssen. Einige Piraten litten immer noch unter den Folgen dieser Begegnungen. Was kam nun auf si e zu?
    »Es sind unsere«, erscholl mit einem Mal der erlösende Ruf aus dem Krähennest. Alsbald konnten es auch die an der Reling Stehenden sehen. Die Spitzhelme und das übrige Rüstzeug der Reiter machte sie als Leibgardisten des Herzogs Quondit Jimmar von Bolk kenntlich.
    Schiff und Soldaten näherten sich einander rasch. Als die Reiter auf Höhe der Seskwin waren, wendeten sie und ließen ihre Tiere p arallel zum Schiff galoppieren.
    »Ihr müsst sofort anhalten!«, rief der Hauptmann herüber.
    »Beidrehen ist ausgeschlossen. Wir bringen wichtige Nachricht für den Herzog«, antwortete Jonnin auf Bombos Geheiß (der junge Seemann hatte die kräftigere Stimme).
    » W erft auf der Stelle Anker und lasst sie un s wissen. Wir geben sie dann weiter.«
    »Das erledigt der Kapitän lieber selbst.«
    »Wie könnt Ihr Euch erkühnen…!«
    »Erkennt Ihr nicht mein Schiff? Ich bin Bombo von Bolk«, schrie jetzt ebender in schrillem Ton.
    Ergil verfolgte den lautstarken Wortwechsel von der Reling aus. Ihm kam es so vor, als sei dem Hauptmann der Schreck in die Glieder gefahren – aus der Entfernung ließ sich das aber nicht so genau sagen. Irgendwie steif ritt der Leibgardist neben de r Seskwin her. Musste er nachdenken, weil seine Richtlinien nichts über befreundete Piraten aussagten? Bombo genoss im Herzogtum ja den Ruf eines Mannes, dessen Methoden man gegenüber der Krone zwar offiziell verurteilte, aber trotzdem wohlwollend duldete. In gewisser H insicht war er des Herzogs liebster Wadenbeißer am Bein des verhassten Hjalgord.
    Einer der Soldaten schloss zu seinem Kommandanten auf und rief ihm etwas zu, das ihn endlich aufrüttelte. Der Hauptmann  stellte sich in den Steigbügeln auf und wiederholte au f geregt in  Richtung Schoner: »Haltet an! Sofort!«
    »Diese verdammten Sturköpfe!«,

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