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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Körperfäden. Links davon schwang Dormund seinen Schmiedehammer gegen einen weiteren Angreifer. Zwar zerplatzte dabei dessen Lebensknoten, a ber die sterblichen Überreste wickelten sich um den Stiel der Waffe. Dormund schüttelte sie verzweifelt hin und her, um die ätzenden Fäden abzuwerfen und nicht abermals mit ihnen in Berührung zu kommen.
    Ergil sah ein, dass sie jede Hilfe gebrauchen konnten, die sich ihnen bot. Was müssen wir tun?, fragte er den Netzling, der sich – offenbar als Zeichen seiner Friedfertigkeit – nur noch an Hals und Schultern seines Wirts festhielt. Der Rest des Netzes flatterte wie ein Umhang hinter dem Reiter her.
    Meine Stammesbrüder sinnen auf euren Tod, aber ich kann euch in Sicherheit bringen. Lenkt eure Tiere scharf nach rechts.
    Ergil reckte den blutenden Arm zur Felswand hin und rief:
    »Wir müssen da rüber!«
    Die Reiter rissen die Zügel herum. Der plötzliche  Richtungswechsel irritierte die niederschwebenden Fänger. Sie  konnten ihm nicht so schnell folgen. Das sorgte für eine vorübergehende Entspannung der Lage. Aber auch der Rand der Schlucht war voller Netzlinge. Ergil tat, was er schon lange hatte tun wollen. Er löste die Schlaufe des gläsernen Schwertes.
    Was tust du?, fragte erschrocken die gurrende Stimme in seinem Kopf.
    Ich wecke das Himmelsfeuer.
    Traust du mir etwa nicht?
    Vielleicht war es kein Argwohn, den Ergil verspürte, aber trotzdem hätte er sein Anhängsel am liebsten sofort abgeschüttelt. Einer direkten Antwort ausweichend, erwiderte er: Zijjajims Licht soll nur eine Warnung für jene sein, die sich uns in den Weg stellen. Was hast du vor?
    Es gibt eine Höhle, nicht weit von hier. Sie führt mitten durch den Berg. Dorthin können die Weberknechte uns nicht folgen, weil sie in der Kälte erstarren würden.
    Weberknechte sind doch Spinnen. Ergil hatte sich an die Spitze der Gruppe gesetzt, um für seine Gefährten den Weg frei zu machen. Er ließ das grüne Feuer in der erstarrenden Schwertklinge aufsteigen, wie er es so oft bei Twikus abgeschaut hatte.
    Ja, aber die kleinen Krabbler verdanken ihren Namen uns. – Jetzt entlang der Wand. – Gut so. – Der Eingang liegt direkt vor uns. – Gib Acht, über dir kommt…!
    Ergil hatte das Schwert bereits hochgerissen, bevor in seinem Kopf die Warnung erschollen war. Der Angreifer hatte sich einer neuen List bedient, die sein Opfer, wie er wohl glaubte, nicht kennen konnte. Er formte, während er eben noch wie seine Artgenossen durch die Luft g e glitten war, seinen Körper unerwartet zu einer Kugel und fiel jetzt wie ein Stein herab. Dicht über Ergil breitete er sich wieder zu einer Art Segel aus, das den Sturz abbremste. Kaum war er jedoch in Zijjajims  Reichweite gelangt, machte das Schwert seinem Lebe n ein jähes Ende.
    Armer, törichter Tosmoh, klagte das Anhängsel.
    Ihr habt Namen? Ergil wusste selbst nicht, warum ihn diese Erkenntnis überraschte. Vielleicht weil die Netzlinge so anders waren als alle vernunftbegabten Geschöpfe, die er je kennen ge l ernt hatte.
    Ihr doch auch, antwortete der lebende Umhang erstaunt. Ich heiße übrigens Nisrah.
    Und ich Ergil. Die andere Stimme in unserem Körper gehört  Twikus.
    Ich kenne eure Namen. Der Herr in den Eisigen Höhen hat sie uns genannt.
    Wikander!, stieß Twikus hervor. Kein Wunder, dass diese pflanzenfressenden Netze zu Bestien werden.
    Ist das der Name, den ihr Menschen und Sirilim für ihn benutzt?, fragte Nisrah. Mich hat er mit seinem Zauber jedenfalls nicht umgarnen können, weil ich die Bosheit hinter seinem verlockenden Gesäusel erkannt habe. Leider bin ich wohl der Einzige von meinem ganzen Volk, der so denkt.
    »Wir halten nicht mehr lange durch«, keuchte Dormund. Endlich hatte er seinen Hammer von den Resten des Netzlings befreien können.
    »Die Höhle liegt da hinter dem vorspringenden Felsen«, antwortete Ergil. Im nächsten Moment wunderte er sich, woher er davon wusste.
    Die Fänger schienen zu ahnen, dass ihnen ihre schon sicher geglaubte Beute doch noch zu entwischen drohte. In Schwärmen glitten sie auf die Stelle zu, die über Sieg oder Niederlage entscheiden sollte. Der Durchdringer erkannte die Gefahr. »Sammelt euch dicht um mich und bedeckt so gut es geht eure Gesichter und Hände!«, rief er seinen Gefährten zu und zügelte gleichzeitig sein Krodibo.
    Angetrieben von ihren Reitern drängten sich die fünf weißen Tiere wie eine verängstigte Herde Schafe zusammen. Aber sie waren alles andere als

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