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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Boden.
    »Sieht aus, als sei er gestürzt und habe dabei seine Waffen verloren. Es ist aber nirgendwo ein Pfeil oder eine Verletzung zu sehen, die auf einen gewaltsamen Tod hindeutet.«
    »Um diese Höhlen zu schützen, bedarf es nicht unbedingt körperlicher Gewalt.«
    »Du meinst… die Wächter könnten ihn…?« Die Frage versickerte, bevor sie ganz über Ergils Lippen gekommen war.
    »Wunderst du dich nicht, warum wir bisher unbehelligt geblieben sind? Wikand e r scheint seinen Wächtern blind zu vertrauen. Möglicherweise haben sie den armen Recken mit seiner eigenen Angst getötet. Oder sie raubten ihm die Orientierung, sodass er sich in diesem steinernen Irrgarten verlaufen hat und irgendwann vor Erschöpfung zus a mmengebrochen ist. Wir werden es wohl nie erfahren. Und jetzt komm! Ein Stück über uns liegt Gandarin - helel, die  ›Halle des schlafenden Glanzes‹.«
    Ergil riss sich vom Anblick des Skeletts los und sah den Tunnel entlang. Die Halle des schlafenden Glanzes? » Klingt geheimnisvoll«, murmelte er.
    »Es ist auch nur eine große Tropfsteinhöhle.«
    »Un d waru m ha t si e diese n Namen?«
    »Vermutlich, weil im Dunkeln niemand ihr Schimmern bewundern kann. Wenn wir die Halle durchquert haben, gelangen wir in die Verliese der Bu rg.«
    »Ei n Kerker?«
    »Nicht ausschließlich. Es handelt sich um Gänge und Kammern, die mit Werkzeugen in die natürlichen Höhlungen geschlagen wurden. Früher hat man darin für den Fall einer Belagerung Vorräte und Waffen aufbewahrt. In diesem oder jenem Winkel haben manche Könige von Soodland auch ihre Gefangenen untergebracht. Lass dich überraschen.«
    Ergil war nicht gerade erpicht auf solche »Überraschungen«, aber er folgte trotzdem weiterhin gehorsam seiner Führerin. Mit jedem Schritt wuchs jetzt in ihm das Ge füh l des Beobachtetseins. Wie ein wucherndes Geschwür drückte es auf seine Seele. Jedes Klackern eines versehentlich mit dem Fuß angestoßenen Steinchens ließ ihn zusammenfahren. Schon ein Tröpfeln, das irgendwo durch die Gänge hallte, rief ihm Schauer über den Rücken.
    Nach einigen weiteren Abzweigen öffnete sich vor den beiden Wanderern abermals der Tunnel. Der Prinz konnte am Hall ihrer Schritte hören, dass dies wohl die von Múria erwähnte große Tropfsteinhöhle war. Tatsächlich sah er nach wenigen Schritt e n über sich stattliche Stalaktiten und am Boden mindestens ebenso große Stalagmiten. Die im Fackelschein glänzenden Säulen hatten die Farbe rosiger Haut. Sanfte Schwünge, Wellen und Verdickungen verliehen ihnen eine fast organische Form. Es bedurfte keiner blühenden Phantasie, um in diesen aus Tropfen geschaffenen Skulpturen schlafende Wesen auszumachen, die man besser nicht wecken wollte. Sein Blick blieb an einem mannshohen Tropfstein hängen, der ihn irgendwie an eine Zeichnung erinnerte, die er in Harkon Hakennases Reiseberichten gefunden hatte. Das  Bild zeigte einen Xk, eines jener larvenähnlichen Wesen, deren  Städte weit im Südwesten des Herzlandes lagen…
    Plötzlich spürte er Múrias Hand am Oberarm, ihre Finger krallten sich im Stoff seines Mantels fest. Auf der Stelle blieb er stehen und sah sie fragend an.
    Ihr Gesicht war eine versteinerte Maske, deren Züge  Entsetzen verrieten. Sie deutete nach vorn.
    Ergil hob die Fackel höher, um besser sehen zu können. Dann schrak auch er zusammen.
    Im flackernden Zwi e licht, etwa sechs oder sieben Schritte vor ihnen, standen drei Gestalten. Wäre man in einiger Entfernung an ihnen vorübergegangen, hätte man sie in ihrer Bewegungslosigkeit leicht für Stalagmiten halten können. Aber sie versperrten Ergil und Múria genau den Weg.
    Es handelte sich um ein kleines, hübsches Mädchen, einen wohlgestalteten Mann in der Blüte seines Lebens und eine greise, gebeugte, von Warzen übersäte Frau. Das Kind war blond, der Mann schwarzhaarig und die Alte schlohweiß. Alle drei trugen lange, graue, schlichte, bis zum Boden reichende Gewänder aus grober Wolle. Unter den Säumen lugten nackte Füße hervor.
    Ergils ganzer Körper verkrampfte sich. Seine Linke umklammerte den Jagdbogen, der über seiner Schulter hing. Die Finger seiner Rechten umspannten den Griff der Fackel. Trotz der Nähe des Feuers fühlte er von den drei Gestalten dieselbe unheimliche Kälte ausgehen, die er zum ersten Mal in der Seeigelwarte gespürt hatte, als er wie sein Bruder im Traum eine schwarze Lohe aus der Sooderburg züngeln sah. Dank Múrias Stärkungsmittel war sein Geist in

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