Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
aus. Die Spitzen der Lanzen senkten sich und zielten direkt auf Twikus.
    »Nehmt Euren Helm ab«, blaffte der Bärtige den Prinzen an. Twikus gehorchte.
    Als die Soldaten seine grasgrünen Augen und das sonnengelbe Haar sahen, wichen sie erschrocken ein Stück zurück.
    Ihr Kommandant bewies mehr Stehvermögen. »Nennt mir  Euren Namen!«, verlangte er barsch.  
    Twikus ließ sich von dem rüden Ton nicht beeindrucken.
    »Den kennt Ihr doch längst, Hauptmann. Ich kann es an den  Blicken Eurer Männer sehen.«
    »Ihr seid Torlunds Sohn.«
    »Fürwahr, da habt Ihr Recht. Und wollt Ihr mir nicht auch  Eure n Name n verraten?«
    »Ich heiße Rolaf.«
    »Glückwunsch, Hauptmann Rolaf. Ihr habt den Prinzen von Soodland gefunden, den Euer König seit Jahren im ganzen Herzland suchen lässt. Naja, es war keine besondere Leistung, mich hier aufzugreifen, aber Wikander wird Euch sicherlich trotzdem fürstlich belohnen.«
    Erkennbar begann im Kopf des Kommandanten ein Räderwerk in Gang zu kommen. Offensichtlich hatte er seine Entdecku n g noch gar nicht unter diesem Gesichtspunkt betrachtet. Eine Belohnung? Die Vorstellung schien ihm zu gefallen. Er entblößte sein lückenhaftes, gelb - schwarzes Gebiss zu einem breiten Grinsen.
    »Ich diene meinem Herrn aus ehrlicher Überzeugung.« Die beiden Soldaten sahen ihn verdutzt an.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Twikus.
    »Nimm ihm die Waffen ab, Popi!«
    Die Anweisung galt einem der Untergebenen. Er war eher ein Stoppelhopser als schon ein richtiger Soldat: auffallend klein und schmal, hellblond, kaum älter als Twikus und mit einem unsteten Blick, der dem des Prinzen ständig auswich. Zu Wikanders erster Garde konnte das Kerlchen kaum gehören, eher schon zu den vielen armen Bauernburschen, die von den Rekrutenfängern des Königs zwangsverpflichtet worden war en. Auffallend zaghaft machte er sich an die Umsetzung des Befehls.
    Der Gefangene reichte ihm freiwillig Pfeile und Bogen. Popi wagte sogar den Prinzen – unter andauernden  Entschuldigungen – nach weiteren gefährlichen Gegenständen abzusuchen. Als solchen s tufte er sofort den Dolch ein, der unter dem herabhängenden Lendenschutz verborgen war, den gläsernen Gürtel hielt er dagegen für unbedenklich. Als seine Hand das merkwürdige Netz an der Innenseite des Umhangs berührte, zuckte er erschrocken zurück und verzog das Gesicht vor Schmerz.
    »Was ist?«, fragte ihn der Hauptmann barsch.
    »Weiß nicht. Meine Fingerspitzen brennen plötzlich wie  Feuer. So wie wenn ich sie in Lauge getaucht hätte.«
    Rolaf lachte. »Red keinen Unsinn, Popi. Aber wir haben ja immer noch unse r e Lanzen. Wenn unser junger Freund hier auf dumme Gedanken kommt, dann werden wir ihn spitzen Stahl spüren lassen.« An den Prinzen gewandt erklärte er: »Das war keine leere Drohung, Hoheit. So, und jetzt besuchen wir Euren Onkel, den König von Soodland.«
    Der Kommandant schickte den Stoppelhopser in die Verliese zurück, um die Kameraden von der Festnahme des Prinzen in Kenntnis zu setzen. Mit dem verbleibenden Posten und seinem  »Gefangenen« machte er sich sodann auf den Weg zum  Großkönig.
    Hinter dem Portal w urden sie von vier Posten der Palastwache angehalten. Rolaf nahm den Helm vom Kopf und erklärte kurz die Wichtigkeit des Gefangenen. Sodann bat er um einen Führer durch das Labyrinth. Der Wachhabende, der das Kommando innehatte – ein ziemlich rundlicher Soldat mit rotem Bart, ebenfalls unbehelmt –, erkannte für sich sofort die Chance auf eine Beförderung.
    »Diese Angelegenheit darf nicht in falsche Hände geraten. Ich werde dich begleiten, Rolaf.«
    »Soll mir recht sein, Wallin«, antwortete der grinsend und wi e s seinen Begleiter an, die verbliebenen drei Wachen zu unterstützen, bis er selbst von Seiner Majestät zurückkehre.   
    »Fesselt ihn und verbindet ihm die Augen!«, befahl der dicke  Wachsoldat.
    Zwei Männer packten Twikus an den Armen. Seine Hände wurden brutal auf dem Rücken zusammengezogen und mit einem Strick aus Hanf gefesselt. Hiernach senkte sich eine schwarze Binde über seine Augen. Dann war er blind – jedenfalls nach herkömmlicher Vorstellung. Sein Auftauchen in der Burg hatte die Leibgarde des Königs ni c ht wirklich überrascht, aber sie wussten anscheinend wenig oder nichts von seinen besonderen Fähigkeiten.
    »Immer der Nase lang«, sagte Wallin und Twikus spürte eine  Lanze im Rücken. Er setzte sich in Gang.
    »Von Rechts wegen müsste ich dir auch die Augen

Weitere Kostenlose Bücher