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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ansichten Soodlands. In der Kassettendecke befand sich eine Reihe von Öffnungen, durch die das Sonnenlicht mithilfe eines komplizierten Spiegelsystems in das Innere des Labyrinths geleitet wurde. Dennoch war es in dem Thronsaal alles andere als hell. Aber Twikus hatte trotzdem gesehen, was er wissen musste. Er wandte sich nach links.
    Dort saß auf seinem goldenen Thron, vertieft ins Gespräch mit einem in Brokat und Samt gekleideten Höfling, der König von Soodland. Am gegenüberliegenden Ende der Halle standen zwei Wachen mit Schwertern und Lanzen. Etwa in der Mitte zwischen den beiden Pärchen hatte der Prinz den Saal betreten. Man nahm erst von ihm Kenntnis, als er seine Stimme erhob.   
    »Alle bleiben genau dort, wo sie sind. Wenn sich einer bewegt, stirbt euer König.« Mit schnellen Schritten lief Twikus an der Wand entlang auf den Thron zu. Er hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Selbst die Leibwachen, die darauf gedrillt waren, im Falle eines Falles für den König ihr eigenes Leben zu opfern, vermochten sich vor Schreck nicht zu rühren. Ehe die Benommenheit von ihnen weichen konnte, hatte der Prinz schon fast den Thron erreicht.
    Der Herrscher von Soodland war ein Mann mit halblangem grauem Haar, der die Lebensmitte bereits überschritten hatte. Selbst im Sitzen wirkte er stattlich, ja sogar majestätisch. Sein Wams aus schwarzem Samt nahm sich an ihm geradezu bescheiden aus – mehr schmückendes Beiwerk als ein paar senkrecht verlaufender Ziernähte aus goldenen Fäden gönnte er sich nicht. Hose und Stiefel waren ebenso schlicht. Sogar das lange Schwert an seiner Seite hatte die Farbe der Nacht. Es anzusehen, bereitete dem Prinzen Unbehagen.
    Irgendwie war Twikus überrascht, dass der »Herr in den Eisigen Höhen« nicht wie ein Ungeheuer aussah. Im Gegenteil entdeckte er in Wikanders Gesicht eine geradezu beunruhigende Ähnlichkeit mit sich selbst – kein Wunder, war er doch der Bruder seines Vaters. Doch dieses Antlitz wirkte grau und versteinert, fast wie Falgon und Múria in der Halle des schlafenden Glanzes ausgesehen hatten. Wie mit dem Meißel gegraben zogen sich dunkle Furchen zwischen Wikanders Mundwinkeln und Nasenflügel. Auch seine Stirn war mit Falten übersät. Aus graublauen Augen, die tief in ihren Höhlen lagen, must e rte er den Eindringling mit einer Mischung aus Abscheu und Neugierde.
    »Sagt Eurem Schatten, er soll hinter dem Teppich hervorkommen«, verlangte Twikus und deutete mit dem Kopf zur gegenüberliegenden Wand.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon…«   
    »Sofort!«, fiel Twikus seinem Oheim ins Wort.
    »Mein Schatten pflegt normalerweise nicht auszugehen…«, versuchte der König das Ansinnen des Besuchers ins Lächerliche zu ziehen, aber da fuhr dieser auch schon herum und schoss einen Pfeil auf den zuvor bezeichneten Wandteppich ab. Der sechste Sinn des Prinzen hatte ihn auf den dahinter in einem Alkoven verborgenen Scharfschützen aufmerksam gemacht. Das Geschoss durchbohrte einen gewebten Maulwurf. Ein Schrei scholl dumpf durch den Gobelin. In den Teppich kam Bewegung. Zuerst kl a pperte ein Langbogen samt Pfeil zu Boden, es folgten ein Poltern und dann ein Stöhnen.
    Der König besaß erstaunlicherweise genug Geistesgegenwart, um diese Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Er sprang vom Thron auf, legte seinen Unterarm um den Hals des Höflings und zog ihn als menschlichen Schutzschild zu sich heran.
    »Ergreift ihn!«, rief er den Leibwächtern an der Tür zu.
    In Windeseile schoss Twikus zwei weitere Pfeile ab. Der erste traf den linken Gardisten ins Bein. Der andere Soldat versuchte hinter einem Gestell Deckung zu finden, auf dem ein Feuerbecken ruhte. Ehe er so weit kam, durchbohrte Pfeil Nummer zwei seinen Oberschenkel dicht über dem Knie. Der Mann fiel schreiend zu Boden, schlitterte aber weiter und riss dabei das Becken um. Glühende Kohlen regneten auf ihn herab. Von Schmerz und Panik übermannt brüllte er wie wahnsinnig, schaffte es aber, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, bevor seine Kleidung von der Glut in Brand gesteckt werden konnte.
    Twikus hatte sich schon wieder dem König zugewandt und nutzte den Moment der Verwirrung, um einen dritten Pfeil ins Ziel zu lenken. Diesmal traf er das Bein des Höflings. Mit einem gequälten Laut brach der Mann zusammen.   
    »Tut das ja nicht!«, warnte der Prinz den König, weil dessen Hand zum Schwertgriff gefahren war. Der vierte Pfeil lag bereits auf der Sehne.
    Wikander hielt dem

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