Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
tauchten, sah Twikus, wie Zijjajim sich von Schmerz löste.
    »Das wirst du mir büßen.« Wikander stand etwa vier Stufen unterhalb des Prinzen und ballte die Fäuste.
    Twikus keuchte. Er fühlte sich kaum noch in der Lage, auf de n Be inen zu stehen, geschweige denn die alte Gabe ein weiteres Mal einzusetzen. Außerdem hatte er ja gerade erfahren, wie stark sein Oheim war. Zu ebener Erde hätte er vielleicht seine größere Beweglichkeit gegen ihn ausspielen können, aber hier, auf den schm a len Stufen, gab es keinen Raum zum Ausweichen – außer nach oben.   
    Also zog sich der Prinz weiter zurück, obwohl er wusste, dass dieser letzte Ausweg nur eine weitere Umrundung des Turmes währte.
    Wikander gab ihm keine Gelegenheit, zu verschnaufen und so mö g licherweise doch noch von seinen besonderen Fähigkeiten Gebrauch zu machen. Wutschnaubend setzte er dem Prinzen nach.
    An der Tür zum Turmzimmer vorbei hetzte Twikus ganz nach oben. Die Spitze des Bergfrieds war eine runde Plattform ohne Brüstung, aber mit Fahnenstange. Der Drache des Großkönigs knatterte daran im Wind.
    Nachdem für Twikus der Aufstieg beendet war, ging er zum Gegenangriff über. Sein Oheim musste zunächst auf die Plattform gelangen, und daran versuchte er ihn mit Fußtritten zu hindern. Schne l l wurde ihm bewusst, wie wenig das gegen den erfahrenen Kämpfer nützte. Schon beim ersten Tritt bekam der Ältere die Ferse des Jüngeren zu fassen, aber Letzterer konnte sich noch einmal losreißen. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Wikander ihn schon beim nächsten Mal in die Tiefe stoßen. Unbeirrt strebte der Angreifer nach oben.
    Da vernahm Twikus plötzlich ein Brummen. Im nächsten Moment schwirrte ein schillerndes Geschöpf auf den Kopf des Königs zu. Trotz des eigentlich unüberhörbaren Geräuschs reagierte er nicht. Múrias Worte blitzten durch das Hirn des Prinzen. Wikander ist seit Kindesbeinen auf dem linken Ohr taub.  Schekira blies aus ihren winzigen Händchen eine dunkle  Staubwolke in des Königs Gesicht.
    Der wurde sich jetzt erst des zweiten Angreifers b ewusst. Mit überraschender Plötzlichkeit schlug er nach der Elvengestalt – und fegte sie wie ein lästiges Insekt davon. 
    »Kira!«, schrie Twikus entsetzt. Unwillkürlich lief er zum  Rand des Turmes, sah noch einen Moment einen irisierenden  Schimmer in die Ti e fe trudeln, dann verschwand die Prinzessin hinter den Felsen.
    »Du Narr!« Die Stimme des Königs kam aus unmittelbarer  Nähe.
    Twikus fuhr herum und konnte gerade noch in die Hocke gehen, um von Wikander nicht ebenfalls in den Tod gestürzt zu werden.
    Mit dem g anzen Gewicht seines Körpers ließ sich der König auf den Prinzen fallen. Der hatte sich gerade noch umdrehen können, bevor ihn die Wucht des Aufpralls niederriss. Sein Kopf hing über dem Abgrund und kräftige Hände schlangen sich um seinen Hals. Instinktiv versuchte er die Klammern von seiner Kehle zu lösen, aber Wikander war zu stark und der Prinz längst viel zu erschöpft. Es dauerte nicht lang, bis er Sterne zu sehen begann.
    Tusans Vermächtnis!, schrie Ergils Stimme aus dem Dunkel der heraufziehenden Ohnm a cht.
    Twikus verstand. Aber: Ich komme nicht ran. Er hat gerade sein Knie auf meinen rechten Arm gesetzt.
    Dann befreie dich!
    Geht nicht!
    »Jetzt werde ich eben doch ganz alleine über die Welt herrschen«, presste der König zwischen den Zähnen hervor.
    Dann ni e ste er.
    Mit einem Mal rang er, obwohl ihm niemand den Hals zudrückte, selbst nach Luft. Sein Gesicht wurde tiefrot und ein Röcheln quoll aus seiner Kehle. Die kräftigen Hände des Königs ließen indes kaum locker.
    Mit einer riesigen Kraftanstrengung stemmte sich Twikus gegen Wikander an. Und plötzlich bekam er seinen am Boden fixierten Arm frei. Sofort zog er den abgebrochenen Pfeil aus dem Versteck, tastete nach der Spitze – sie bestand, wie man  später herausfinden würde, aus einem Flederfischzahn – und rammte sie seinem Gegner in den Leib.
    Wikanders Gesicht wirkte überrascht, während er vor Schmerz brüllte. Sein Oberkörper bäumte sich auf. Twikus konnte sehen, dass der Schaft nicht das Herz des Königs getroffen hatte, sondern darunter eingedrungen war. Wikander verschränkte die Finger beider Hände wie zum Gebet und hob die Arme weit über den Kopf – offensichtlich, um auf den Kopf des Prinzen einzuschlagen.
    Twikus packte Wikander mit der Linken am Wams und mit der anderen Hand griff er nach dem Pfeil. Dann zog er mit einem Ruck

Weitere Kostenlose Bücher