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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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fragte er: »Kennst du die Kleine?«
    »Nur aus Erzählungen. Sie ist eine Prinzessin.«
    »Tochter von Dormas, König der Waldelven, Sohn des Doriman, Enkel des Tachpanes, den man den Großen nennt«, fügte Schekira feierlich hinzu. Ihre vier Flügel fingen unvermittelt an zu schwirren und sie flog einmal um den Kopf des Jungen herum, als wolle sie ihn von allen Seiten mustern.
    »Du bist der Ande r e , nich t wahr?«
    Ein heißes Kribbeln lief Twikus den Rücken hinab. Die Frage hatte ihn wie ein Blitzschlag getroffen. Der Andere? Er musste an den Plagegeist denken. Sein umherirrender Blick blieb auf Falgons gespanntem Gesicht liegen. »Was ist?«, fragte er schroffer als beabsichtigt.
    »Ihre Hoheit hat dich etwas gefragt.«
    »Ich habe keine Ahnung, von wem sie spricht.«
    »Das glaube ich dir nicht.« Der Alte machte eine raumgreifende Geste, die den ganzen Uferplatz einschloss.
    »An die Grotans kann ich mich erinnern, aber der Riese dort, aus dessen Helm einer von deinen Pfeilen ragt, gibt mir Rätsel auf . Wa s is t hie r passiert?«
    Twikus berichtete es ihm.
    Sein Ziehvater kraulte sich den Bart. »So hat sich dein Traum also erfüllt. Ich war im Haus der Toten und du riefst mich wieder zurück.«
    Die Ruhe, mit der Falgon die Ereignisse zusammenfasste, stürzte Twikus in noch größere Verwirrung. Er breitete die Hände aus. »Aber wie konnte das alles geschehen? Männer altern nicht in wenigen Augenblicken, Speere lösen sich nicht in Luft auf und Tote werden nicht einfach wieder lebendig. Dich habe ich nie so etwas tun sehen, warum kann ich es dann? Und wie habe ich es angestellt?«
     
    »Du hast die Zeit aufgerollt.« Die Bemerkung kam von  Schekira.
    »Was soll ich gemacht haben?«
    »Di e Gro ßen unseres Volkes verfügen über diese Gabe.«
    »Welchen Volkes? Wenn man dich so reden hört, könnte man meinen, wir beide wären miteinander verwandt.«
    »Ich dachte, das hätte ich dir schon einmal erklärt.«
    »Nein, du meintest nur, wir beide seien uns ähnlicher, als ich es für möglich halte, aber…« Twikus stockte. Woher wusste er das?
    Schekira schmunzelte. »Du erinnerst dich also, obwohl es der  Andere war, zu dem ich es gesagt habe.«
    Er fasste sich an die Stirn. Ihm war schwindlig geworden. Sich wieder an Falg o n wendend, jammerte er: »Ich verstehe da s nicht . Wa s rede t si e da?«
    »Mir scheint, du weißt es längst, mein Lieber, nur willst du dich der Wahrheit nicht stellen.«
    »Welche r Wahrheit?«
    »Ich darf es dir nicht sagen. Nur wenn du es selbst herausfindest, kann sich Mirads Kraft voll in dir entfalten.«
    »Welche Kraft , Oheim?«
    Schekira verdrehte die Augen. »Offenbar bist du nicht der
    Hellste. Frag doch mal den Anderen?«
    »Der ist verschwunden.«
    »Un d wohin?«
    Twikus warf die Hände in die Luft. »Was weiß ich! Er versteckt sich irgendwo in meinem Kopf.«
    »Aha! Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Wann bist du ihm das erste Mal begegnet?«
    »Heute. Plötzlich war seine Stimme da.« Falgon horchte auf. »Was?«
    »Ja. Er hat die ganze Zeit an mir rumgenörgelt: Ich soll nicht daneben schießen, ich sei ein Hitzkopf…«
     
    »D a ha t e r Recht.«
    »Und seinen Namen sagte er dir nicht?«, erkundigte sich  Schekira.
    »Nein . Weiß t d u ih n denn?«
    »Wir drei kennen ihn.«
    »Ic h nicht.«
    »Wirklich?« Sie schmunzelte. »Nenne mir bitte, ohne lange nachzudenken, einen Namen, der dir für ihn am passendsten erscheint.«
    »Ergil.« Twikus erschrak, weil das Wort wie von selbst über seine Lippen gekommen war. Im nächsten Moment meldete sich in seinem Geist erneut die nun schon vertraute Stimme.
    Ich bin hier, mein Brude r .
    Falgon und Schekira sahen nur das Mienenspiel auf seinem Gesicht, aber sie schienen zu ahnen, was in diesem Augenblick geschah, denn sie nickten einander zu.
    Ergil?, wiederholte Twikus in Gedanken den Namen des  Anderen.
    So heiße ich.
    Wir sind Brüder?
    Zu diesem Schluss bin ich jedenfalls gekommen, nach reiflichem Nachsinnen.  Anscheinend ist das ja deine Spezialität.
    So wie das Bogenschießen die deine.
    »Spricht er gerade zu dir?«, erkundigte sich Falgon vorsichtig  Twikus nickte. »Wir sind Brüder.«
    Der Alte breitete die Handflächen zum Himmel aus, wandte den Blick nach oben und seufzte. »Es ist vollbracht! Hab Dank, du, De r - du - tust - was - di r - gefällt.«
    »Wovon sprichst du, Oheim?«
    »Das Siegel ist gebrochen«, antwortete Schekira und klang dabei noch feierlicher a l s zuvor bei der

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