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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Aufzählung ihrer Ahnenreihe.
     
    »Könnt ihr zwei euch nicht ein Mal klar und verständlich ausdrücken?«, jammerte Twikus.
    Reiß dich zusammen!, maßregelte ihn Ergil. Es liegt doch auf der Hand, dass uns bis heute irgendetwas voneinander getrennt hat.
    »Meinst du, das Siegel ist unter dem Druck der Gefahr zerbrochen oder durch die Angst um den Oheim?« Twikus merkte nicht, dass er vor Aufregung laut zu reden begonnen hatte.
    Weil Schekira sich von ihm angesprochen fühlte, antwortete sie: »Gewiss haben deine Gefühle beschleunigt, was früher oder später ohnehin geschehen wäre. Normalerweise.«
    »Du machst mir Spaß, kleine Elvin…«
    »Sprich nicht so respektlos zu Ihrer Hoheit!«, fiel ihm Falgon ins Wort.
    »Das geht schon in Ordnung. Ich hab’s Ergil erlaubt«, beruhigte Schekira den Alten. »Übrigens darfst du, alter Freund, dich getrost dem Jungen anschließen. Ich kenne dich ja immerhin seit deiner Geburt.«
    Falgons Mund blieb offen stehen und war somit für weitere  Zurechtweisungen blockiert.
    Derweil verlieh Twikus seinem Erstaunen Ausdruck. »Gibt es denn irgendwo auf Mirad ein Land, in dem Jungen wie ich norma l sind?«
    »Sagen wir, es gab s o ei n Reich.«
    »Un d w o la g es?«
    »Im Süden, nicht sehr weit von hier. Die Menschen nennen es den Grünen Gürtel.«
    »Du meinst Bilath - berdeor ? Da s Reic h de r Sirilim?«
    »D u sags t es.«
    »Das kann nicht sein. Sehe ich etwa aus wie einer vom Alten  Volk?«
      »Ein bisschen schon: Du bist schlank, sehnig, ausdauernd, wirst einmal von hohem Wuchs sein, und dein goldenes Haar…«
    »Falgon hat gesagt, in Soodland gibt es viele blonde
    Burschen.«
    »Warte ab, bis du einige von ihnen gesehen hast, mein Retter, dann kennst du den Unterschied zwischen ihrem und deinem Haar. Überdies würde es mich sehr wundern, wenn auch nur einer deine grasgrünen Augen besäße.«
    »Falgon meint, die hätte ich von meiner Mutter.«
    »Daran zweifle ich nicht. Hat er dir nicht erzählt, dass sie ein e Siril a war?«
    Der Junge blickte überrascht zu dem Alten. »Ist das wahr, Oheim?«
    Sein Ziehvater brachte nur ein verunglücktes Lächeln zustande.
    Twikus schnappte nach Luft. »Aber du weißt doch, wie sehr ich danach gehungert habe, irgendetwas von Mutter zu erfahren.«
    Schekira erhob sich sirrend in die Luft, schwebte zu ihm herüber und landete auf seiner Schulter. Nachdem sie sich dort niedergelass e n hatte, sagte sie sanft: »Jetzt sei ihm nicht böse, mein Retter. Er hat es nur gut mit dir gemeint.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, wieso ich unbedingt selbst darauf kommen musste, dass zwei Jungen in meinem Körper stecken.«
    Es ist ebenso mein Leib wie der deine, meldete sich Ergils schnippische Stimme.
    »Das hat mit deiner Natur zu tun«, erklärte Falgon, dem der innere Disput der beiden entging. »Du bist ein Sirilim- Zwilling.
    Das bedeutet, ihr zwei teilt euch einen Körper. Er gehört also nicht dir allein, sondern auch Ergil.«
    Siehst du!, sagte ebender.
    Halt deinen Mund!, entgegnete Twikus.
    Danke, dass du ihn mir freiwillig überlässt. Was willst du dafür haben? Ich könnte dir einen Zeh anbieten oder …
    »Ihr dürft euch das nicht so vorstellen, dass euer Körper in der Mitte geteilt ist«, bemerkte Schekira, als ahne sie, worüber die beiden Brüder stritten, »sondern jede seiner Fasern gehört dem einen wie dem anderen.«
    »Dann sag das mal Ergil. Er hat vorhin versucht meine Beine unter seine Gewalt zu bringen«, murrte Twikus.
    Nur weil du so rumgetrödelt hast, verteidigte sich der  Angeklagte.
    »Als ich noch ein kleines Elvenmädchen war, habe ich meiner Mutter ständig in den Ohren gelegen, damit sie mir mehr über die Sirilim - Zwillinge erzählt. Auch unter uns Elven werde n nämlich hin und wieder solche Kinder geboren, allerdings noch seltener als beim Volk der Weisen. Einmal sagte sie: ›Ich bin froh, kleine Kira – so hat sie mich immer genannt –, dass du kein Sirilim - Zwilling bist, denn dann müsste ich viele Dinge in meinem Herzen aufbewahren, die ich dir so schon heute sagen darf.‹ Meine Mutter meinte, einem dieser Zwillinge seine wahre Natur zu offenbaren, sei genauso falsch, wie einem Küken vor der Zeit die Eierschale aufzubrechen: Es muss diese Anstrengung aus eigener K raft schaffen, um stark genug für das Leben zu sein.«
    »Hat dir deine Mutter auch etwas über unsere Träume erzählt?«
    »Ja. Es heißt, lange bevor sich die Zwillinge das erste Mal begegnen, sehen sie die Welt auch

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