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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Torlund dem Friedsamen. Deshalb müsst ihr in die Welt der Menschen zurückkehren. Wir werden es still und heimlich  tun, um den Feind nicht frühzeitig zu warnen – Wikanders tausend Augen entgeht so gut wie nichts.«
    »Wir?«
    »Natürlich wird mein Schwert auch euch dienen, so wie einst eure m Vater.«
    »Ich dachte, du wolltest dem Krieg abschwören.«
    »Das ist richtig und deshalb lehrte ich dich, deinen Verstand zu gebrauchen. Im Gegensatz zu einem e i nfältigen Helden, der im Kampfgetümmel glorreich, doch einsam untergeht, kann nämlich der Weise, wenn es zum Äußersten kommt, allein durch die Kraft des Wortes die tapfersten Krieger um sich scharen.«
    »Wenn sogar Triga sich vom Bösen verführen ließ, gibt e s dann überhaupt Hoffnung, solche Mitstreiter zu finden?«
    »Ich bin fest überzeugt davon. Viele wünschen sich ein Ende von Wikanders grausamer Herrschaft und einige besitzen auch den Mut, sich gegen ihn zu erheben.«
    Twikus und Ergil waren gleichermaßen err e gt, wenn auch aus höchst unterschiedlichen Gründen: Für den einen wurde ein Traum wahr, für den anderen ein Tor zu möglicherweise ungeahnten Schrecken aufgestoßen. »Wann brechen wir auf?«, fragte Ersterer voller Tatendrang.
    »Morgen.«
    »Schon so bald…?«, verschaffte Ergil seiner Sorge Gehör. Schekira tippelte über den Tisch zu dem Jungen hinüber und
    tätschelte seine Hand. »Habt keine Angst, ich werde euch beschützen.«
    »Du?«
    »Selbstverständlich komme ich auch mit euch. Du als mein Retter, Ergil, müsstest das doch wissen: Ich schulde dir noch ein Leben.«

6
DE R ERST E SCHRIT T IN S UNBEKANNTE
     
     
     
     
     
    Das Schnauben verriet die Anspannung des Tieres. Seine Nüstern waren weit geöffnet, die Ohren gespitzt. Der helle, fast weiße Schweif peitschte mal nach links, dann wieder nach rechts. Ergil machte noch einen Schritt auf den rotbraunen Hengst zu. Es war Trigas Pferd.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, mein Guter«, sprach er beruhigend auf den Fuchs ein, wobei er jede Silbe übertrieben dehnte. Endlich bekam er die Zügel zu fassen. Während er weiter sanft auf das Tier einredete, tätschelte er dessen Hals. Richtige Schlachtrösser zögerten nicht, wie er von Falgon wusste, einen Menschen in Grund und Boden zu stampfen, obwohl dergleichen wider die Natur von Pferden war. Der gro ß e Hengst hätte den Jungen mit Leichtigkeit niederrennen können, aber Ergils stilles und einfühlsames Wesen übte auf das Tier eine stärkere Wirkung aus, als jede Kandare es vermocht hätte. Trotzdem blieb es beängstigend nervös, glich einem Vulkan, der jeden Moment ausbrechen konnte. Immer wieder ging ein Zittern durch die kraftvollen Flanken. Spürte es, was mit seinem Herrn geschehen war? Hatte es dessen Ende gar gesehen? Ergil fragte sich, was wohl im Kopf eines Pferdes vorgehen mochte, das die Verwandlung eines Menschen in ein Knochengerüst und gleich darauf in ein Häuflein Staub beobachtete? Spürte der Fuchs noch den Nachhall jener Macht, die ebendas bewirkt hatte und die immer noch in dem Jungen schlummerte?
     
    Ein Flattern kam aus den Baumkronen herab. Auf Ergils Schulter landete ein Vögelchen, nicht schwerer als eine Nachtigall. Aus den Augenwinkeln sah er ein bunt schillerndes Gefieder, aber die Stimme, die sich flüsternd den Weg zu seinem Ohr bahnte, war eindeutig elvisch.
    »Das hast du gut gemacht, mein R etter. Ich bin stolz auf dich. Jetzt habt ihr zwei Pferde und kommt viel schneller voran.«
    »Pscht! Nicht so laut, Schekira. Vielleicht furchtet sich der Rotfuchs vor sprechenden Vögeln. Es könnte böse ausgehen, wenn er sich erschreckt.«
    »Keine Sorge, deinem Willen kann sich kaum ein Tier widersetzen.«
    Ergil war inzwischen neben das Pferd getreten und jetzt, wo er ihm den Hals tätschelte und die Wärme seines Körpers spürte, fühlte er sich auf eine schwer zu erklärende Weise eins mit ihm. Ja, die Elvenprinzessin hatte Recht. Der Hengst würde ihn nicht angreifen. Entschlossen krallte er sich in der Mähne fest und schwang sich in den Sattel. Das Pferd ließ es ohne Gegenwehr geschehen.
    Niemals zuvor hatte der Junge auf einem Ross gesessen und auch nicht auf einem anderen Tier dieser Größe (der zuvor eingefangene Rappe war ihm lammfromm zur Waldhütte gefolgt). Allein die Höhe ließ ihn schwindeln. Nachdem er sich einigermaßen an den Ausblick vom Pferderücken gewöhnt hatte, stellte sich Verwunderung ein. Der Hengst stand wie mit dem Erdboden verwurzelt.
    »Warum

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