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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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läuft er nicht?«
    Du musst ihm die Sporen geben, antwortete es aus seinem  Kopf.
    »Guten Morgen, Schlafmütze. Kaum aufgewacht, musst du auch schon dumme Sprüche klopfen, was?«
    »Was hat dein Bruder gesagt?«, fragte Schekira.
     
    »Nichts. Er tut nur so, als wüsste er, wie man mit Pferden umgeht.«
    Weiß ich ja auch, weil ich schon immer reiten wollte. Falgon hat mir viel darüber erzählt.
    Tatsächlich? Ich habe nie von Pferden geträumt.
    Dafür ich von Pilzen und Schmetterlingen. Grauenvoll! Hau dem Gaul deine Hacken in die Seiten, dann wird er sich schon bewegen.
    Ergil seufzte. »Also gut.« Er folgte dem Rat seines Bruders. Und bereute es gleich darauf.
    Der Hengst stieg vorne in die Höhe, wieherte und als er wieder mit allen vi e ren den Waldboden berührte, stürmte er davon.
    Irgendwie hatte es der Junge geschafft, im Sattel zu bleiben. Er hielt es aber nicht für ausgeschlossen, dass dieser glückliche Umstand ein recht kurzes Vergnügen bleiben würde. Das Pferd ließ nämlich wenig Rü c ksicht walten, während es zwischen den Bäumen hindurchjagte. Ein tief hängender Ast raste auf Ergil zu. Er duckte sich und fiel dabei fast herunter. Tolle Idee!, japste er in Gedanken.
    Du hast die Hosen gestrichen voll, stimmt’s?, erkundigte sich  Twikus.
    S ag bloß, dir macht dieser Irrsinnsritt auch noch Spaß.
    Solange du auf unseren Kopf aufpasst, kann doch nichts passieren. Der Hengst wird schon nicht freiwillig gegen einen Baum…
    »Ergil?«, unterbrach Schekira ihren Freund. Sie hatte inzwischen wieder ihre Elvengestalt angenommen.
    »Wa s ist?«
    »Du solltest das Pferd allmählich zum Stehen bringen oder es wenigstens in eine andere Richtung lenken.«
    »Wieso?«
     
    »Weil vor uns die Wolfsklamm liegt.« Selbige war eine tiefe Furche, die wie von einer riesigen Axt geschla g en den Wald auf mehrere Meilen durchzog. Kein noch so kraftvolles Pferd vermochte die Schlucht im Sprung zu überqueren.
    Während Twikus noch versuchte sich zu erinnern, wie man ein Pferd lenkt, beklagte Ergil sich bitterlich: Hast du nicht gesagt, es könne überhaupt nichts passieren?
    Offenbar habe ich mich geirrt. Wie wär’s, wenn du mal an den Zügeln ziehst?
    Sehr komisch. Siehst du nicht, dass mir die Dinger aus der  Hand gerutscht sind?
    Oh! Das ist aber gar nicht gut …
    »Ergil«, drängte das Elvenmädchen, »die Klamm kommt imme r näher!«
    Der Junge zog an der Mähne des Hengstes, der sich davon nicht im Geringsten beeindrucken ließ. »Er gehorcht mir nicht, Schekira.«
    »Du hast es doch noch gar nicht versucht.«
    »Wi e bitte?«
    »Sprich zu dem Pferd.«
    »Bleib stehen!«, befahl Ergil, woraufhin der Fuchs einfach weitergaloppierte. Mit Schrecken sah der Reiter den dunklen Spalt der Wolfsklamm vor sich auftauchen. »Er hört nicht auf mich, Schekira. Ich muss abspringen.«
    Bist du jetzt völlig durchgedreht! Du wirst uns den Hals brechen, kreischte es in seinem Kopf.
    »Sprich es mit seinem Namen an«, empfahl die Prinzessin auf seiner Schulter.
    »Was? Woher soll ich wissen, wie dieser verrückte Gaul heißt?«
    »Du bist ein Sirilo – zumindest ein halber. Wenn du nur willst, kennst du den wahren Namen von jedem Wesen und jedem Ding auf dieser Welt. Vertrau mir.«
     
    Der Abgrund war schon gefährlich nah. Den wahren Namen? Ergil schloss die Augen, atmete tief durch und rief:
    »Feuerwind, bleib sofort stehen!«
    Das Pferd gehorchte auf der Stelle. Es stemmte seine Hinterhufe in den Waldboden und obwohl es dabei vorne hochging, flog Ergil in hohem Bogen über den Hals des Tieres hinweg. Laub und das weiche Erdreich verhinderten das Schlimmste, aber trotzdem war der Aufprall alles andere als angenehm.
    Das hat wehgetan, du ungeschickter Pilzhirt. Aus dir wird nie ein Reiter!, schimpfte Twikus.
    Das musst gerade du sagen. Von wegen, ich soll »ihm die  Spore n geben«.
    Schekira hatte sich mit ihren Libellenflügeln rechtzeitig in Sicherheit gebracht und schwirrte nun zu ihm herab. »Alles in Ordnung , Jungs?«
    Ergil stöhnte. »Jetzt weiß ich, wie sich unser Bettlaken fühlen muss, nachdem ich es auf dem Waschstein durchgewalkt habe.«
    Schekira kicherte. »Na, wenn’s nichts Schlimmeres ist! Ich nehme an, ihr müsst beide le i den, wenn einer vom Pferd fällt?«
    O ja!, jammerte Twikus.
    »Mehr oder weniger«, gab Ergil die Antwort seines Bruders in abgeschwächter Form weiter, weil er sich gegenüber einem Mädchen keine Blöße geben wollte. »Ehrlich gesagt habe ich seit zehn Jahren

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