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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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bepacken.«
    Da Ergil kein drittes Pferd zum Transport der Ausrüstung hatte auftreiben können, mussten sie sich mit dem Nötigsten begnügen.
    Der Waldläufer schlug vor, den Großen Alten in Richtung Westen zu verlassen und zunächst nach Fungor zu reiten. Dort konnten sie sich auf dem Markt mit allem ausstatten, was sie für die Reise brauchten.

    Am späten Vormittag verließen sie die Blockhütte. Ergil war schwer ums Herz. Alles, woran er sich erinnerte, war an das Haus im Wald geknüpft. Es womöglich niemals wiederzusehen schnürte ihm die Kehle zu. Wie gerne wäre er noch länger hier, im Schoß des Großen Alten, geblieben! Und jetzt zog ihn deswegen auch noch sein Bruder auf.
    Du bist eine alte Heulsuse, Ergil. Sei froh, dass wir endlich in die Welt hinausreiten dürfen.
     
    Nenne mir einen einzigen Grund, warum ich mich darüber freuen sollte.
    Wir werden Abenteuer bestehen.
    Du meinst solche wie gestern Morgen? Herzlichen Dank.
    Wir sehen f e rne Länder.
    Nicht, wenn wir nachts reiten, um nicht entdeckt zu werden.
    Wir lernen Mädchen kennen.
    Wirklich?
    Falgon meint, die Hälfte aller Bewohner von Mirad tragen  Röcke.
    Stimmt. Er hat aber auch mal gesagt, Frauen bereiten einem nur Kummer.
    Du bist ein alter Miesmacher.
    Ich will nur nicht blindlings in die erstbeste Falle rennen.
    Und ein Angsthase.
    Furcht ist wie Schmerz, beide schützen dich vor Gefahr – das hat Falgon uns gelehrt.
    Und außerdem ein Schwätzer.
    »Worum geht es denn in eurer Unterhaltung?«, mischte sich Schekira unvermittelt ein. Sie saß auf Feuerwinds Kopf, hatte die nackten Füßchen unter der Mähne des Pferdes versteckt und hielt sich an dessen Ohren fest. Der Hengst machte nicht den Eindruck, als würde ihn das Gezupfe und Gekitzel stören, e her im Gegenteil. Weil Ergil sich mittlerweile entnervt in sein Schneckenhaus zurückgezogen und die Kontrolle über den gemeinsamen Körper Twikus überlassen hatte, antwortete nun auch der.
    »Der Hasenfuß hat jetzt schon Heimweh.«
    »Du solltest nicht so abfällig über deinen Bruder reden, junge r Mann.«
    »Aber wenn er nun mal ein Weichling ist. Wenn’s drauf ankommt, wird er jämmerlich versagen.« Twikus kontrollierte demonstrativ den mit einem einzigen Zug zu öffnenden Knoten  des Lederbandes, mit dem er seinen Jag d bogen am Sattel befestigt hatte, als wolle er damit Schekira klar machen: Schau her, ich kneife nicht den Schwanz ein wie ein feiger Hund, sondern werde mich im Notfall wehren.
    Die Prinzessin zeigte sich von der martialischen Geste unbeeindruckt und erwiderte mit einem wissenden Lächeln:
    »Vielleicht unterschätzt du ihn.«
    »Wohl kaum. Ich beobachte ihn schon seit längerem, weißt du.«
    »Du hast ihn nur für eine Illusion gehalten, das ist etwas anderes. Immerhin sollte dir aufgefallen sein, was er für mich getan hat.«
    »Ich erinnere mich nur noch verschwommen an den Traum. Irgendwie muss ich weggedämmert sein, als Ergil sich mit einem Mooshörnchen über Winterbevorratung unterhalten hatte. Als ich wieder zu mir kam, sah ich nur verschwommen einen großen Vogel wegfliegen. Danach bist du aufgetaucht und alles wurde sehr traurig.«
    »Der Vogel war eine Tarpunhenne, die ihre Brut verteidigt und dabei meinen Liebsten getötet hat. Wäre Ergil nicht gekommen, müsste sich Feuerwind jetzt von einer anderen die Ohren kraulen las sen.«
    »Ei n Tarpun?«, japste Twikus. »Mein Bruder, der Angsthase, soll einen ausgewachsenen Tarpun verscheucht haben? Wie denn? Hat er den Vogel so lange voll gequatscht, bis er geflüchte t ist?«
    »Nein, Ergil ist ihm wie ein Ritter entgegengetreten. Mag sein, dass er manchmal übervorsichtig ist, aber wenn es darauf ankommt, dann kann er sehr beherzt sein. Deshalb gefällt es mir überhaupt nicht, wenn du so über ihn redest.«
    »Das mit dem Tarpun habe ich nicht gewusst«, entschuldigte sich Twikus kleinlaut.
    »D u w eißt so manches nicht, mein Prinz.«
    »Nenn mich nicht so.«
    »Aber du bist der Sohn eines Königs und einer Prinzessin.«
    »Mag ja sein, aber ich fühle mich trotzdem nur als Waldläufer; so hat mich Falgon erzogen. Und ›mein Retter‹ sagst du am besten auch nicht mehr zu mir. Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken.«
    Schekira schmunzelte. »Höre ich da die Melodie der Einsicht bei meinem tollkühnen Junker?«
    »Ihr braucht Euch nicht über mich lustig zu machen, Prinzessin.«
    Sie faltete die Hände vor der Brust und nickte. »Und nun wird der junge Bursche auch noch

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