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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ich einen Vorschlag machen, Hoheit?«, fragte  Dormund ehrerbietig.
    »Ja. Unter einer Bedingung.«
    »Un d di e wäre?«
    »Redet mich nicht wie einen König an. Ich bin nur ein gewöhnlicher Junge.«
    »Gewöhnlich?« Der Schmied schüttelte den Kopf. »Ganz gewiss nicht. Ihr seid ein Mann, wenn auch noch ein ziemlich unfertiger.«
    Hoffentlich hat der Oheim das gehört. Dann lässt er uns vielleicht endlich ein Schwert tragen, nörgelte Twikus.
    Sein Bruder seufzte. »Meinetwegen. Bitte sagt Ergil zu mir. Kein Euer und Ihr – einfach nur Ergil.«
    »Aber das kann ich nicht, Hoheit. Wenn ich Euch anseh e, dann erblicke ich das Gesicht Torlunds, Eures Vaters, vor mir. Ihn hätte ich nie wie meinesgleichen angeredet.«
    »Ich dachte, ich sehe aus wie mein Großvater?«
    Dormund deutete auf Falgon. »Hat der Waffenmeister Euch da s eingeredet?«
    »Ja.«
    »Er kann doch höchstens ein Schwert von einer Streitkeule unterscheiden. Mit Grinwald habt Ihr nicht die geringste Ähnlichkeit. Aber Ihr seid Torlund, Eurem Vater, wie aus dem Gesicht geschnitten. Deshalb würde ich es auch niemals wagen, Euch wie einen gewöhnlichen…«
    »Dann will ich auch Euren Rat nicht hören. «
    Der Schmied zuckte zusammen. Er wirkte verunsichert. Seine Hilfe suchenden Blicke fanden beim Waffenmeister nur ein breites Grinsen und kehrten unverrichteter Dinge zur entschlossenen Miene des Prinzen zurück. Dormund schluckte einen imaginären Kloß hinunter und zwang sich spürbar zu eine m »Als o gut : Ergil.«
    Falgon nickte nachdrücklich. »Gute Gelegenheit, mich auch endlich von sämtlichen Titeln zu erlösen.«
    Dormund stöhnte, als bräche gerade sein gesamtes Weltbild z usammen. Nach einem tiefen Atemzug sagte er zu Ergil: »Na schön. Aber dann will auch ich von dir wie ein treuer Gefährte angesprochen werden, mein König.«
    »Ich bin noch kein König.«
    Ein bisschen aber schon, gab Twikus zu bedenken. Halt die Klappe!, raunzte Ergil.
    »Aber du wirst es sein«, sagte der Schmied. »Davon bin ich  ganz fest überzeugt.«
    Ich auch, flüsterte Twikus.
    Falgon kicherte in seinen Bart hinein. »Du willst ja nur wieder deine Haare wachsen lassen. Ein ziemlich verzwicktes Gelübde hast du dir und unserem Prinzen da auferlegt. Er muss den Tyrannen von den Klippen stoßen…«
    »Das kann ich nicht«, warf Ergil ein. »Und Twikus wird es auch nicht schaffen.«
    Unerhört!, beschwerte sich einmal mehr die Stimme des
    Bruders. Du kannst doch nicht einfach behaupten, ich… Doch, ich kann. Zum allerletzten Mal: Gib endlich Ruhe! Wir sollten die Plätze tauschen.
    Später. Ich habe dieses Gespräch begonnen und möchte es auch ungestört zu Ende bringen. Danach kannst du meinetwegen mit dem Schwert spielen.
    Na gut.
     
    Di e Be g riffsstutzigkeit stand dem Schmied förmlich ins Gesicht geschrieben. Unübersehbar kaute er noch an der letzten Äußerung des Prinzen und ließ dabei seinen Blick, als suche er nach einem dritten Gast, durch den Raum wandern. Schließlich fragte er: »Twikus?«
    »Das erkläre ich dir später«, brummte Falgon. Er stand über den Tisch gebeugt und tippte mit dem Zeigefinger gegen das gläserne Schwert, so vorsichtig, als sei die Waffe eine Schlange, deren Giftzähne jeden Moment zuschlagen konnten.
    »Du wolltest mir einen Rat geben«, erinnerte Ergil den
    Schmied.
    »Ich… Ach, ja! Es ging um Zweifel und Zuversicht. Um die Zukunftsängste eines jungen Mannes, der sich fühlt, als könne er die Welt aus den Angeln heben, und trotzdem jeden Schritt scheut, der ihm unumkehrbar schein t.«
    »Denkst du dabei an mich?«
    »Das musst du selbst beurteilen, Ergil. Wenn du dich in meiner Beschreibung wiedererkennst, dann lass dir sagen, dass ich mich in deinem Alter genauso zerrissen gefühlt habe. Ich wusste nicht richtig, ob ich noch ein Junge oder schon ein Mann war. Mein Vater wurde nicht müde, mir seine Schmiede als Erbe und sicheres Auskommen für die Zukunft schmackhaft zu machen. Aber irgendwie erfüllte mich das nicht mit jenem Gefühl der Zufriedenheit, das mein alter Herr als angemessenen Ausdruck der Dankbarkeit erwartete.«
    Ergil konnte diesen emotionalen Schwebezustand gut nachvollziehen. »Und was hast du getan?«
    »Ich bin in die Welt hinausgezogen. Habe Augen und Ohren aufgesperrt. Habe beobachtet und zugehört. Habe gelernt, gelernt und immer wieder gelernt.«
    »Um der beste Waffenschmied von Mirad zu werden?« Dormunds Blick sprang für einen Moment zu Falgon, dann
    wieder zu Ergils Gesicht

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