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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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der etwas dümmliche Ausdruck, den er bereits zuvor gezeigt hatte.
    »Aber die Idee kommt von meinem Bruder«, fügte der junge Mann rasch hinzu. Seine rechte Hand bewegte sich zu der Stelle über der Brust, wo das Elvenschwert hing. Er zögerte.
    Das Käuzchen regte sich auf seiner Schulter. Spitze Krallen drangen einmal mehr durch das Hemd bis in die Haut. Bedeutete das nun: T u es ! oder Wage es j a nicht! ? Wenn sich jetzt gleich jemand blamierte, dann war er es, nicht Ergil, der sich in Schweigen hüllte.
    Twikus schöpfte tief Atem und folgte von nun an seinem Gefühl. Er zerrte den Anhänger unter dem Hemd hervor, zog den silbernen Dorn aus der Scheide, visierte kurz das Loch an und stach zu. Der Stift glitt in die Bohrung, als sei er zu  keinem anderen Zweck erschaffen worden, nur der Griff ragte noch heraus. Dann geschah etwas Erstaunliches. Wie an Dormunds stählerner Blüte bewegten sich auch die B l ätter am winzigen Handschutz des Elvenschwerts. Sie klappten zusammen und der Dorn verschwand gänzlich im Loch.
    Twikus schob die Waffe über die Steinplatte zum Schmied.
    »Bitt e schön.«
    »Ich fass es nicht!«, sagte der Schmied verblüfft.
    Auf Falgons Antlitz m ischten sich väterlicher Stolz und  Besorgnis.
    »Der Stift ist aus Satim«, erklärte Twikus großspurig. »Aber das allein ist nicht des Rätsels Lösung.«
    Dormund verzog das Gesicht. »Das hoffe ich sehr. Zwar ist das Edelmetall der Sirilim fest, aber ich fürcht e , nicht stark genug, um Griff und Blatt bei einem richtigen Zweikampf zusammenzuhalten.«
    Anstatt den Versuch zu unternehmen, seine Gefühle in Worte zu fassen, umschloss der junge Mann Zijjajims Blütengriff. Sogleich wurde die Waffe wieder starr. Auch das grüne Leuchten kehrte zurück, wenn auch weniger hell als zuvor. Er hob das Schwert über den Kopf. Für die Dauer eines Wimpernschlags erinnerte er sich an die vielen heimlichen Schattenkämpfe, die er mit Falgons Schwertern gefochten hatte. Dann holte er tief Luft und ließ Himmelsfeuer niederfahren. Während es noch herabsauste, schoss ein gleißender Blitz aus der Klinge. Als sie den schwarzen Steinblock traf, erfüllte ein Singen, lauter als zuvor, die Luft, ließ sie regelrecht vibrieren. Vor Twikus’ Augen explodierten tausend Bilder, zu schnell, um seinem Bewusstsein das Erkennen zu gestatten. Erschrocken ließ er den Griff los und stolperte zwei, drei Schritt zurück.
    Die geblendeten Männer brauchten einen Moment, bis das Flimmern vor ihren Augen verschwand. Ab e r dann sahen sie das Unfassliche.
    »Die Klinge steckt zwei Handbreit in dem Basalt!«, keuchte  Dormund.
    Falgon nickte, als habe er nichts anderes erwartet. Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen. »Ja, und jetzt ist sie wieder so schlaff wie am Anfang.« Er tippte mit dem Zeigefinger vorsichtig gegen den schwach baumelnden Knauf. Als ihn weder ein Feuer verzehrte noch irgendeine Hitze versengte, zog er probehalber am Griff der Waffe, erst sacht, dann mit aller Kraft. Er schüttelte den Kopf. »Wie ich’s mir gedacht habe: Das Ding hängt so fest wie der Schwanz an einem Schneekrokodil.«
    Dormund warf einen ehrfürchtigen Blick auf den Prinzen, bevor auch er sich der Prüfung des Schwertes widmete. Seine Erwiderung war nur ein Murmeln. »Jazzar - sirils Spross wird e s wieder herausbekommen. Erstaunlich, wie gut der Satimstift gehalten hat!«
    Twikus öffnete und schloss rhythmisch die Hände. Sie kribbelten, als wären sie ihm eingeschlafen. Nicht ohne Stolz verkündete er: »Von nun an sind Griff und Blatt eine Einheit.«
    » D u meinst, man kann sie nie mehr voneinander trennen?«
    »Das will ich nicht behaupten. Ich glaube, mir würde es schon gelingen, das Elvenschwert wieder aus dem Loch herauszubekommen.«
    Der Schmied riss die Augen auf. »Der Dorn ist ein… Schwert de r Elven?«
    »O h , hatt e ic h vergessen , da s z u erwähnen?«
    »Allerdings. Woher…?« Dormund verstummte. Anstatt seine Frage zu vollenden, starrte er entsetzt auf den Steinboden zu Füßen des Prinzen. Und dabei wurde er kalkweiß. Den Arm  wie zur Abwehr vor die Stirn reißend, taumelte er zurück, bis die Hitze des Kohlenbeckens ihn zum Ausweichen zwang.
    »Gib Acht!«, rief Fungor. Auch er zog sich rasch von dem schwarzen Block zurück.
    Und sogar Schekira floh unters Dach auf einen Balken. Twikus hatte zwar das leise Zischen vernommen, ihm aber  keine weitere Bedeutung zugemessen – aus dem Kohlenbecken fauchte und knackte es ja unentwegt. Doch jetzt

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