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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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großem Ernst. »Sogar wir spüren die Veränderungen, die Mirad mit bedrohlichem Griff umschließen. Neuerdings steigen die Ischschsch aus dem Grundwasser auf und machen uns das Leben schwer. In den Schwesterflüssen des Fendenspunds, jenseits der Grenzen unseres Reichs, soll es eine wahre Flederfischplage geben, diese blutgierigen großen Biester. Erst neulich hat mein Vetter Flusch, der Herzog von Mitte l - Kitoragosan, gesagt…«
    »Betrachtet es nicht als Ungezogenheit, wenn ich Euch unterbreche«, warf sich Schekira mit zuckersüßer Höflichkeit in Platschs Atempause – sie war im Umgang mit den geschwätzigen Flussgolder offenbar schon sehr geübt. Der Redefluss des fischschwänzigen Grafen versiegte und sie wandte sich Falgon zu: »Es mag noch eine Stunde dauern, bis euer Floß fertig ist. Wenn ihr also ein Feuer machen und noch ein warmes Mahl zubereiten wollt, dann tut es am besten gleich. Für die nächsten Tage müsst ihr euch nämlich mit eurem Trockenfleisch begnügen.«
    Plitsch nickte zustimmend. »Verbindlichsten Dank für diesen Hinweis, Hoheit. Unsere fleißigen Helfer, die Drachenkrebse, mögen es nicht besond e rs, wenn man auf ihren Rücken Feuer anzündet. Eine Kerze lassen sie vielleicht noch durchgehen, bestenfalls eine Fackel, aber eine richtige Kochstelle –  niemals! Meine Cousine Flitsch behauptet immer – si e ist übrigens die Baronin von…«
    »Auf ihrem Rücken?«, stieß Dormund entsetzt hervor. »Ich weigere mich entschieden auf einen Trebekrebs zu steigen.« Er hatte mit unverhohlenem Abscheu den anderen Namen der emsigen Krustentiere benutzt, der ihre Gewohnheit ansprach, sich aus dem Kreis der Artgenossen ohne erkennbaren Grund davonzustehlen und allein größere Strecken über Land zurückzulegen. Vermutlich fragte sich der Schmied, wie viele solcher Einzelgänger sich in dem wuselnden Floßhaufen versteckten.
    Die Antwort der Flussgolderin klang ein wenig schnippisch.
    »Das wird sich nicht vermeiden lassen, wenn Ihr Eure Reise in Eile bewältigen wollt, wie es Ihre Hoheit Schekira von Gandim - zafaroth, Tochter des ehrenwerten…«
    »Dormund ist es nur nicht gewohnt, auf lebendigen Flößen durch die Welt zu reisen«, ging Scheki r a beschwichtigend dazwischen.
    »Wozu ist das Treibgut?«, fragte Ergil, als seien die Bedenken seines Freundes völlig an ihm vorbeigegangen. Damit provozierte er Platsch zu einer weitschweifigen Antwort, die im Wesentlichen Folgendes besagte: Pferde sind z u schwer für ein Floß aus ineinander verhakten Drachenkrebsen. Das von ihnen zusammengehaltene Treibgut verleihe dem Gefährt eine größere Tragfähigkeit. Der Prinz nickte verstehend.
    »Das Ding hat ja nicht einmal ein Ruder«, beklagte sich  Dormund.
    »So etwas brauchen wir nicht«, beschied ihm Plitsch. »Wir werden die Krebse für Euch durch alle Stromschnellen lenken. Sie sind wie gesagt sehr folgsame Tiere. Oder wenn die Umschreibung Euch angenehmer ist, Herr Dormund, dann  betrachtet sie einfach als Eure Packpfe r de. Natürlich haben sie weitaus mehr Qualitäten als…«
    »E s sind abe r Krebse.«
    »Das war nur ein Vergleich, werter Herr. Daschi, meine jüngere Schwester, hätte vermutlich gesagt…«
    Erneut verhinderte Schekira taktvoll die Verstrickung im Tang flussgolderischer Familiengeschichten. »Wie wäre es, werte Freundin, wenn ihr zwei unter euren fleißigen Helfern einmal nach dem Rechten seht, damit der Floßbau vorankommt? Ihr wisst ja: Man darf das Gesinde nicht zu lang aus den Augen lassen. Meine Gefährten und ich bere i ten uns derweil auf die Abreise vor.«
    Die in ihrem Verantwortungsgefühl gekitzelten Flussgolder folgten geradezu ungestüm dem Rat. Nachdem sie kopfüber ins grüne Wasser getaucht waren, lächelte Schekira die Männer an und bemerkte: »Ich sagte ja, diese Flu s sgolder sind ungemein geschwätzig. Aber unterschätzt sie nicht. Sie dürften das Beste sein, was uns in der jetzigen Lage widerfahren konnte.«
    Das Treibgutschiff glich einer Möwe, die im Gleitflug dicht über die Wasseroberfläche strich. Besonders an den m it Felsen gespickten Stromschnellen, die alle fünfzig oder hundert Meilen den mäandernden Lauf des Flusses aufwühlten, zeigte sich, wie zutreffend dieses Bild war. Unter Führung von Plitsch und Platsch manövrierten die Krebse das Gefährt sicher durch die g efährlichsten Klippen und wenn nötig, hoben sie es mit ihren kräftigen Zangen sogar empor. Es war tatsächlich ein Gefühl, als schwebe man über das

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