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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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in einem Nebelmeer, kaum zu erkennen und unmöglich festzuhalten.
    Im Verlauf des vergangenen Tages hatten die Gefährten eine unbewohnte, hügelige Graslandschaft durchquert, in der sich nur hin und wieder Kaninchen und Füchse blicken ließen. Manchmal streiften sie kleinere Nadelgehölze. Twikus konnte zwei Fasane erlegen. Sehr zu Dormunds Verwunderung hatte sich einer der Vögel in einem Busch verborgen und war trotzdem von dem Durchdringer entdeckt worden. Aus Rücksicht auf die erschöpften Sirilim - Zwillinge schl u g man bereits am Nachmittag das Nachtlager auf und setzte die Reise am folgenden Morgen erst drei Stunden nach Sonnenaufgang fort.
    Als das wärmende Himmelslicht im Zenit stand und die drei Reiter gerade eine Anhöhe überquerten, sahen sie unter sich endlich den Mäander des Fendenspunds. Das grüne Wasserband glich einem gigantischen Lindwurm, der sich in seinem Bett aus dicht wuchernden Pflanzen schlafend räkelte. Aus Südwesten kommend folgten seine Windungen einem breiten Tal, um sich hier, eine Tagereise vor der Dinganschlucht, nach Nordwesten zu wenden. Einige Meilen  weit floss der Strom scheinbar bergauf, bis er hinter einem  Hügelrücken verschwand.
    Etwa zwei Stunden später erreichten die Männer den Fluss, der an dieser Stelle nicht sehr breit war. In der N ähe flüchteten zwei Otter ins Wasser. Unzählige Vögel lärmten in den Bäumen am Ufer. Aber von Schekira war nichts zu sehen.
    »Ob sie einfach wieder nach Hause geflogen ist?«, grübelte  Dormund laut. Noch waren sie nicht abgestiegen.
    Ergils Blick wanderte den Strom hinauf bis zur nächsten Biegung. Ohne den Schmied anzusehen, erwiderte er: »Nein. Nicht Schekira.«
    »Mit Verlaub, aber das sagst du jetzt schon seit gestern früh und…«
    »Soll ich an meiner Gefährtin zweifeln, nur weil du sie nicht kennst?«
    Dormund erschrak ob der scharfen Erwiderung des Prinzen. Mit einem Mal war er froh, nicht in Ergils grasgrüne Augen blicken zu müssen. Brummend versuchte er das Thema zu wechseln. »Ich war noch nie ein großer Freund von Schiffsreisen. Zu viele Tücken: Man kann untergehen, an Klippen zerschellen, von Fiederfischen gefressen werden…«
    »Kira wird uns keinen unnötigen Risiken aussetzen. Ich glaube an sie. Du etwa nicht?«
    Der Schmied stöhnte leise. »Vielleicht sollte ich mal sehen, ob ich ein paar Bäume finde, die sich zum Bau eines Floßes eignen würden. Nur für den Fall.«
    »Tu das. Aber es wird nicht nötig sein.«
    Falgon lenkte seinen Rappen zwischen die beiden und sagte zum Schmied: »Besser, du machst ein Feuer, damit wir das Kaninchen braten können, das ich heute früh erle g t habe.« Während Dormund sich trollte, musterte er seinen Zögling aus sorgenvollen Augen. Schließlich fragte er: »Was ist mit dir, Ergil?«
    Endlich riss sich der junge Mann von der Flussbiegung los, um seinen Ziehvater anzublicken. »Ich mache mir Sorgen, Oh eim.«
    »U m di e Elvin?«
    »Nein. Kira weiß ganz gut auf sich aufzupassen. Ihr beide seid es, Dormund und du, um die ich Angst habe. Naja, ein bisschen auch um mich.«
    Der Waffenmeister nickte. »Ich verstehe. Der Überfall im Wald war nur ein Scharmützel, aber gestern hast du begriffen, wozu dein Oheim in der Lage ist.«
    Ergil ließ den Kopf hängen. »Twikus meint, ich sei ein  Feigling.«
    Falgon legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sagen wir, du bist vorsichtig. Das ist nicht immer das Schlechteste.«
    Der Prinz sah wieder auf, mit ebenjenem bohrenden Blick, dem Dormund eben noch ausgewichen war. »Du bist schon einmal tot gewesen. Dormund wäre gestern Nacht fast in die Dinganschlucht gestürzt. Und mich hätten in der Schmiede beinahe die Ischschsch in… ich weiß nicht was aufgelöst. Wie wird das enden, Oheim?«
    Die Pranke auf seiner Schulter schloss sich und übte dadurch einen milden Druck aus. »Ich weiß nicht, wie das enden wird, Ergil. Aber ich glaube, dass dem Bösen auf Dauer nicht der Sieg gehören darf.«
    »Dann führt also kein Weg daran vorbei: Ich muss dem  Bruder meines Vaters gegenübertreten.«
    Der Waffenmeister nickte abermals. »Ja, mein Junge. Du bist Torlunds Erbe. Und du allein besitzt die Gabe deiner Mutter und ihres Volkes. Du vermagst Raum und Zeit zu durchdringen. Ich weiß nicht, wer sonst Wikander die Stirn bieten könnte, wenn nicht du.«
     
    Ergil wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als er ein tiefes Brummen vernahm. Im nächsten Moment landete die Elvin auf seiner Schulter.
    »Kira!«
    »Möge

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