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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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abgespielt hat?«
    Die Elvenprinzessin schöpfte tief Atem. Auch ihr ging das Erlebte erkennbar nahe. Sie schüttelte traurig den Kopf. »Nicht viel. Der Zoforoth und sein Gapa hatten den Erstgeborenen des Patriarchen als Geisel genommen und drohten ihn umzubringen, wenn man nicht Kaguans Anweisungen bedingungslos Folge leiste. Die Frauen und Kinder sind hierauf in den Schuppen gesperrt worden und haben nichts mehr mitbekommen. Das war vor drei Tagen.«
    »Ich habe in der Schmiede das tote Harpyienwesen gesehen. Es lag neben einem alten Mann.«
    Schekira nickte. »Múria hatte eine der Frauen in die Schmiede begleitet. Die Alte hatte darauf bestanden. Es war die Gemahlin des Sippenoberhauptes. Sie soll mit versteinerter Miene an all den Toten vorbeigeschritten sein und tonlos ihre Namen ausgesprochen haben. Dann zeigte sie auf die Leiche, die halb unter dem Harpyienwesen lag, und sagte: ›Das ist Gumo, mein Erstgeborener. ‹ Anschließend wanderte ihre deutende Hand ein Stück weiter und sie fügte hinzu: ›Und dieser dort unter der Esse ist Kubuku, mein geliebter Mann.‹ Wie es aussieht, scheint der Patriarch den Gapa erschlagen zu haben, bevor er seinerseits von Kaguan getötet wurde.«
    Ergil schüttelte fassungslos den Kopf. »Das ist alles so sinnlos. Vom Ältesten bis zu den Kleinsten hat diese Bestie niemanden verschont. Als wenn diese Menschen Magos irgendwie hätten gefährlich werden können.«
    »Das Hinschlachten Unschuldiger und Schwacher ist keine Erfindung des dunklen Gottes vom Kitora. Desgleichen hat es immer wieder gegeben«, sagte Schekira traurig. »Das sei die Unparteilichkeit des Bösen, pflegte meine Mutter zu sagen. Die sich ›Gerechte‹ nennen, blicken verächtlich auf die Armen, Kranken, Fremden oder Ungebildeten herab und wollen mit solchen nicht einmal gesehen werden. Der Böse dagegen macht keinen Unterschied; er rafft alle dahin, ob edel oder gemein, ob Mann oder Frau, ob Greis oder Kind.«
    »Schlimm ist nur, wenn diese ›Unparteilichkeit des Bösen‹ über das Gute zu siegen scheint.«
    Schekira sah ihn mitfühlend an. »Ich kann deine Niedergeschlagenheit gut verstehen, Ergil. Die dunkelsten Augenblicke fühlen sich an wie die Ewigkeit. Aber dem Sehenden zeigt sich das Licht der Hoffnung überall. Kubukus Witwe hatte noch etwas gesagt, nachdem die Namen all ihrer Söhne und Enkel, Schwager und Neffen über ihre Lippen gekommen waren. Leise fügte sie hinzu: ›Aber einer fehlt.‹«
    Ergil horchte auf. »Der Mann mit dem blutigen Gesicht! Er ist aus der Schmiede entkommen.«
    Die Elvin nickte. »Das muss Tiko gewesen sein, Kubukus jüngster Sohn.«
    »Ist er schwer verletzt? Wird er überleben?«
    »Das wissen wir nicht. Tiko ist spurlos verschwunden.«
     
     
    Der Diwan war so weich wie eine Wolke. Aber selbst im bequemsten Bett findet der ruhelose Geist keinen Schlaf. Als Twikus erwachte, war für ihn die Nacht vorbei.
    Eine Zeit lang lag er mit offenen Augen da, starrte in die Dunkelheit über sich und wagte sich nicht zu rühren. Er hatte das unbestimmte Gefühl, sein Kopf könnte bei der geringsten Bewegung wie die Schale eines rohen Eis zerplatzen. Diese Befürchtung erschien ihm merkwürdig, denn er spürte keine Schmerzen. Aber da war jener beunruhigende Traum gewesen – sein Schädel hatte sich wie eine Weltkugel angefühlt, die unter den Fußtritten ihrer Bewohner litt…
    Selbst jetzt, wo er wach war, plagten ihn Erinnerungen. Die Bilder aus der Schmiede der Bartarin glitten durch seinen Geist wie vom Wind gejagte Wolken. Kaguan hatte mit einem Balken über ihm gestanden, ihn erschlagen wollen, aber aus irgendeinem Grund musste er es sich entweder anders überlegt haben oder an seinem Vorhaben gehindert worden sein. Die darauf folgende tiefe Bewusstlosigkeit war für Twikus wie ein Schweben in einer dunklen See gewesen. Daraus tauchten andere Visionen auf: die Vorstellung vom Globus als Kopf und dann dieses unbeschreiblich schöne Gesicht mit den Mandelaugen und dem kupferfarbenen Haar. Viel mehr hatte er nicht erkennen können, weil es sich scheu hinter einem hölzernen Schnitzwerk verbarg. Twikus ahnte, dass sein Traum etwas mit den Wahrnehmungen seines Bruders zu tun haben könnte, und so rief er nach ihm.
    Ergil?
    Er lauschte in sich hinein, konnte aber nur ein fernes Schwingen wahrnehmen, vergleichbar mit den regelmäßigen tiefen Atemzügen eines Schlafenden. Der Glückliche, dachte Twikus und traute sich endlich seinen Oberkörper aufzurichten und die Beine

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