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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stimme.
    »Twikus? Warst du das eben?«
    Er blickte nach oben, konnte aber in der von Zijjajims Licht strahlenden Wolke nichts sehen. »Meisterin?«
    »Dem-der-tut-was-ihm-gefällt sei’s gedankt – du lebst! War da nicht eben noch eine andere Stimme? Ist die Prinzessin bei dir?«
    »Ja. Uns beiden geht es gut.«
    »Und hast du das Kristallschwert?«
    Twikus schluckte. »Nein. Kaguan ist damit von der Klippe gesprungen.«
    »Von der…? Glaubst du, er ist tot?«
    »Ich wünschte, es wäre so. Er hat dieses Wesen mit seinem Gesang herbeigerufen. Eine Kometenschlange. Sie sah genauso aus wie das Seeungetüm, das ihm Schmerz aus dem Schollenmeer heraufgebracht hat. Der Zoforoth ist in das Maul des Monstrums gesprungen, aber bestimmt nicht, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Irgendwie habe ich das Gefühl, diese Schlange gehörte von Anfang an zu seinem Plan.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Als ich ihm am Schollenmeer nachgespürt habe, sah ich ihn mit der Hand nach Norden deuten, in Richtung Eisiger Ozean. Dabei schien er dem Ungetüm mit seinem Gesang irgendwelche Anweisungen gegeben zu haben. Vielleicht sollte es ihn hier erwarten.«
    »Inzwischen traue ich Kaguan fast alles zu.«
    Twikus zuckte müde die Achseln. »Wie auch immer, jetzt ist er für uns unerreichbar und kann in Windeseile zu Magos zurückkehren, um ihm das schwarze Schwert zu übergeben.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Falgon und blickte düster in das Lagerfeuer, das Dormund am Rand der Straße angezündet hatte. Die Gefährten, einschließlich der geretteten Prinzessin, saßen drum herum, stärkten sich mit dem Proviant aus ihren Satteltaschen und warteten auf die Ankunft des Mazars und seines Gefolges.
    Múria breitete die Hände aus. »So ist es aber nun mal, mein Lieber. Eine Kometenschlange mag groß und träge sein, aber ihre Ausdauer ist kaum zu übertreffen. Wenn sie ohne Unterbrechung Tag und Nacht um das Herzland herumschwimmt, dann könnte selbst unser tapferer Bombo mit seiner Meerschaumkönigin sie nicht einholen. Man bräuchte schon ein Sirilimschiff.«
    »Die dürften seit mindestens viertausend Jahren vermodert sein, Inimai.«
    Nachdem Twikus und Nishigo von den Gefährten mit Seilen aus der Felsspalte geborgen worden waren, hatte die Prinzessin nicht mehr viel gesprochen. Vielleicht weil sie spürte, dass Múria, wäre sie an Twikus’ Stelle gewesen, sich wohl für das Schwert Schmerz entschieden hätte, anstatt ein sechzehnjähriges Mädchen zu retten. Jetzt aber meldete sich Oramas’ Tochter zu Wort.
    »Verzeiht bitte, Herr Falgon und Dame Múria, wenn ich mich in Euer Gespräch einmische, aber meines Wissens nach können die Schiffe der Sirilim nicht verrottet sein.«
    Twikus bemerkte, wie sich die feinen Augenbrauen Múrias hoben, ein untrügliches Zeichen für ihre gesteigerte Aufmerksamkeit. »Und warum nicht, Hoheit?«
    »Wie Ihr zweifellos wisst, sind die Sirilim der Legende nach in Susan an Land gegangen.«
    Múria nickte. »An der Mündung des Bans. Dort, wo heute Silmao liegt.«
    Nishigo nickte, wobei es eher wie eine Verbeugung aussah. »Ich betrachte es als Ehre, dass Ihr unsere Geschichte so genau kennt. In der Bibliothek meines Vaters gibt es viele alte Schriften mit den vielleicht ältesten niedergeschriebenen Fassungen der Legende. Ich kenne sie praktisch auswendig.«
    »Die gleiche Neugierde, wie auch ich sie schon als junges Mädchen hatte.« Jetzt lächelte die soodländische Geschichtsschreiberin sogar. Ihre erwartungsvolle Miene ermutigte die Prinzessin zum Weiterreden.
    »In diesen ältesten Aufzeichnungen der Sirilimlegenden habe ich ein Lied mit einem merkwürdigen Namen gefunden. Es heißt Der ewige Schwarm.«
    Twikus saß so dicht neben Nishigo, wie es der Anstand zuließ. Jetzt reckte er den Rücken. »Ewig?«
    Die Prinzessin lächelte. Sie räusperte sich, wobei Staub aus ihrem Haar rieselte. Dann rezitierte sie die alten Verse:
     
    »Die Schönen kamen übers Nimmermeer,
    Woher, das wissen wir nimmer mehr.
     
    Ins Herzland flogen sie auf weißen Schiffen,
    Versteckten den Schwarm in grünen Kliffen,
     
    Wo wartet er in Ewigkeit,
    Zur Heimkehr immerfort bereit.«
     
    Múria wechselte einen langen Blick mit Falgon. Dormund und Popi sahen ratlos aus. Schekira hockte auf Twikus’ Knie und schaute ihn erwartungsvoll an. Wenn je irgendein Käuzchen hatte schmunzeln können, dann sie in diesem Moment. Vermutlich dachte sie genauso wie er an die Frage, die sie während des Ritts über das

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