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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Königen allein zurückzulassen.
    Twikus wunderte sich, dass der Vorfall im Hain der Pyramiden bereits zwei Tage zurücklag. Er konnte sich nur schemenhaft an ein kurzes Erwachen erinnern. Stimmen waren zu hören gewesen. Popi hatte wie ein Wasserfall auf ihn eingeredet und grauenhafte Dinge über Gapagift erzählt. Ein verzweifelter Hilferuf nach Ergil war unbeantwortet geblieben. Danach hatte ihn wieder der Schlaf übermannt.
    Und jetzt dieses verwirrende Erwachen! Was für Reiter verfolgen uns da?, fragte er sich. Hatte die Räuberbande doch irgendwie dem Zungenwald entkommen können?
    »Es sind Menschen gewesen«, sagte dicht vor seinem Gesicht ein helles und dennoch voll tönendes Stimmchen. Kira!
    »Ich bin bei dir, mein Retter«, fügte die Elvin hinzu, als hätte sie ihn gehört.
    Deine Gedanken spüren kann die Prinzessin, meldete sich unvermittelt die Stimme des Netzlings im Kopf des Gelähmten.
    Nisrah! Du bist wieder da?
    Als Múria deine Wunden versorgte, hatte sie mich dir und Ergil abgenommen, aber jetzt sind wir aufs Neue miteinander verbunden. Auch zu Schekira habe ich Kontakt aufgenommen. Sie besitzt nicht dieselben Fähigkeiten wie ein Sirilo, aber ihr Geist zeigt ihr verschwommene Bilder, wenn du zu ihr sprichst. Versuch es!
    Kira? Hörst du mich?
    »Ich glaube, Twikus ruft nach mir«, vernahm er ihre Stimme.
    »Kannst du verstehen, was er sagt?«, fragte Múria.
    Wann bekomme ich endlich die Gewalt über meinen Körper zurück?
    »Er ist ungeduldig«, mutmaßte die Elvin.
    »Wem würde das nicht so gehen?« Múria drückte den reglosen König im Sattel weit nach vorn. Ihr Krodibo setzte über irgendein Hindernis hinweg. Die Hufe der Tiere stampften für einen Moment über unbedeckten Waldboden, dann ging das Getrappel wieder im Rascheln des Laubes unter. »Ich nehme mal an, du bist das, Twikus«, fuhr sie anschließend fort. »Ergil wäre weniger erpicht darauf, gerade jetzt in das Geschehen einzugreifen.«
    Richtig geraten, Meisterin.
    »Es ist Twikus«, übersetzte Schekira.
    »Gleich kannst du dich wieder hinlegen, das verspreche ich«, versicherte ihm Múria.
    Ich fühle mich schon viel besser.
    »Seht mal, da! Diese Erdfalte dort zwischen den großen Bäumen«, meldete sich Dormunds Stimme zu Wort.
    »Die Zwillinge müssen dringend zur Ruhe kommen!«, mahnte Múria.
    »Also gut«, brummte Falgon.
    Die Krodibos sammelten sich an einem Ort, in dem der Schall ihrer Hufe dumpf klang.
    »Wir haben Glück. Die Erdfalte mündet in eine Höhle«, erklärte Dormund.
    »Sei vorsichtig!«, warnte der Waffenmeister. »Wir wissen nicht, wer vielleicht in diesem Bau haust. Wir beide gehen zuerst hinein.«
    Das Klappern von Waffen drang an Twikus’ Ohr.
    »Popi, hilf mir bitte, die Könige vorsichtig vom Krodibo zu nehmen«, bat Múria den Knappen.
    Twikus hätte am liebsten laut aufgeschrien, als zwei Paar Hände seinen schlaffen Strohpuppenkörper ins Laub bugsierten, obwohl sie äußerst behutsam mit ihm umgingen.
    »Ich glaube, er ist unglücklich«, erklärte Schekira.
    Aus der Ferne drang das Donnern von Hufen herüber.
    »Sie kommen«, flüsterte Popi.
    »Falgon, Dormund! Wir haben keine Zeit mehr!«, raunte Múria.
    Schritte näherten sich aus der Höhle.
    »Der Bau ist unbewohnt«, erklärte der Waffenmeister. »Ich bringe die Jungen rein. Kümmert ihr euch um die Tiere.«
    Wieder wurde Twikus gepackt, diesmal weniger sanft. Falgon trug ihn in die Höhle und legte ihn auf den Boden. Ein muffiger Geruch stieg dem Gelähmten in die Nase.
    »Geht vom Eingang weg und haltet die Tiere ruhig!«, befahl der Waffenmeister.
    Twikus glaubte die Anspannung der Gefährten spüren zu können. Alle lauschten. Das in der Höhle zunächst leiser gewordene Getrappel der Verfolger nahm bald wieder an Intensität zu. Dumpf trommelten die Hufe von drei Dutzend Pferden auf den Waldboden.
    »Das verstehe ich nicht. Sie kommen genau hierher«, flüsterte Dormund.
    »Vermutlich benutzen sie Hunde, die am letzten Lagerplatz unsere Witterung aufgenommen haben«, sagte der Waffenmeister leise.
    »Ich höre kein Bellen.«
    »Grottenhunde kläffen so gut wie nie.«
    Twikus erinnerte sich an die Erzählungen seines Ziehvaters von diesen Tieren. Sie hatten eine lange Schnauze, einen gedrungenen Körper und ein kurzhaariges, dichtes Fell. Man nannte sie auch Minenhunde, weil sie von pandorischen Edelsteinsuchern eingesetzt wurden, um in den Stollen am Rande der Dinganschlucht nach Ratten zu jagen. Es hieß, Grottenhunde

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