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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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weiße Hügel in sich zusammengefallen ist?«
    »Dampf.«
    »Kizmoh! Du möchtest doch sicher gerne auch weiterhin dem Herrn in den Eisigen Höhen dienen, nicht wahr?«
    Die Augen des Gapas wurden noch blasser. »Aber gewiss, Meister!«
    »Dann gib dir ein wenig mehr Mühe. Waren da irgendwelche Schemen in der Wolke? Hast du brennende Körper gesehen? Verkohlte Leichen, die vom Strom der Zornigen Feuer davongetragen wurden? Erzähl mir etwas Erfreuliches, das mich aufmuntern kann.«
    »Ich müsste Euch belügen, Meister, wenn ich etwas anderes sagen sollte als das, was ich schon berichtet habe. Da war nur ein großes Durcheinander.«
    Die Schuppen des Zoforoths richteten sich auf. Ihre Farbe wechselte ins Schwarze. Ein Zittern ging durch die schimmernden Hautplättchen. Dann legten sie sich wieder eng an den Körper an und reflektierten die Sonne so intensiv, dass sie Kizmoh blendete.
    In bedrohlich ruhigem Ton sagte Kaguan: »Ich will es mal anders versuchen: Glaubst du, die Söhne der zwei Völker sind tot?«
    Der Gapa wagte nicht zu antworten.
    »Kizmoh?« Der Zoforoth zog den Namen übertrieben in die Länge.
    »Ja!«, stieß der Gapa hervor.
    »Heißt das nun ›Ja, hier bin ich‹ oder: ›Ja, sie sind verbrannt‹?«
    »Sie können nicht überlebt haben.«
    »Und was lässt dich da so sicher sein?«
    »Wie hätten sie denn aus dieser ausweglosen Lage entkommen sollen, Meister?«
    »Wie sind sie denn hineingeraten?«
    Kizmoh schwieg.
    Eine unangenehme Stille trat ein, die nur von dem leisen Fauchen der allmählich im Erdreich versickernden Zornigen Feuer gestört wurde.
    »Möglicherweise hast du Recht«, sagte plötzlich Kaguan entspannt, was Kizmoh nicht daran hinderte, trotzdem zusammenzuzucken. Ein unsicheres Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Die rote Farbe der Augen wurde wieder etwas kräftiger.
    Die beiden Nebenhände seines Meisters breiteten sich nach Osten hin aus. »Seit deiner Beobachtung scheint die Macht der Sirilimsprosse erloschen zu sein. Wie du weißt, kann ich sie sehen, wenn sie mich sehen. Und falls sie ihre Alte Gabe anderweitig gebrauchen, wüssten wir – der Herr in den Eisigen Höhen und damit auch ich –, dass sie zumindest irgendwo auf Mirad die Falten der Welt zum Schwingen bringen. Aber seit dem Verschwinden des Schneehaufens spüren wir ihre Gegenwart nicht mehr. Das ist ein viel versprechendes Zeichen.«
    »Bestimmt sind sie tot, Meister«, freute sich Kizmoh.
    »Du wirst mir den Beweis liefern. Bevor wir uns nicht selbst davon überzeugt haben, dass der Feind besiegt ist, dürfen wir uns auf keinen Fall in Gewissheit wiegen. Sollten die Söhne der zwei Völker unsere heutige Begegnung überlebt haben, dann müssen wir unsere Taktik ändern.«
    »Das ist eine gute Idee, Meister! Und was bedeutet das?«
    Kizmoh musterte den Gapa durchdringend, ehe er antwortete: »Wie du selbst gesehen hast, liegt ihre Macht nicht allein in der Alten Gabe der Sirilim. Sie schöpfen Kraft aus der Gemeinschaft. Jeder steht für den anderen ein. Um sie zu besiegen, müssen wir zunächst diesen Bund zerschlagen.«
    »Aber wie? Sie sind wie eine Kette aus lauter starken Gliedern.«
    Kaguan lächelte. »In jeder Kette gibt es auch ein schwaches, Kizmoh. Vielleicht ist es dieses kleine Hasenherz.«
    »Ihr meint den, der Kraboh aufgespießt hat?«
    Ein strafender Blick aus dem Schuppengesicht traf den argwöhnenden Gapa. »Im Schlachtgetümmel kommt auch der lausigste Kämpfer mal zum Stich. Lass uns den Spieß umdrehen, Kizmoh. Lass uns den Königen zeigen, was es bedeutet, einen treuen Gefährten zu verlieren. Spätestens dann werden sie aufgeben.«
    »Ich hoffe, Ihr erwartet nicht von mir, den übermütigen Kleinen…«
    »Keine Sorge, Kizmoh. Die Macht des Schwertes Schmerz ist verlockend; viele wollen sie für sich gewinnen. Damit machen sie sich – manche freiwillig, andere unbewusst – zu unseren Bundesgenossen. Und sollten diese scheitern, dann werde ich die Angelegenheit persönlich regeln. Der Herr in den Eisigen Höhen hat mir Gewalt über die Elemente verliehen. Unser Feind mag dem Feuer trotzen, aber wir haben noch Erde, Wind und Wasser. Irgendwann wird er untergehen.«
    »Ganz bestimmt, Meister! Was soll ich als Nächstes für Euch tun?«
    »Du kannst dich vorerst in deinem eigenen Element, der Luft, nützlich machen. Schicke mir Zelez, mein tapferes Drachenross, damit ich nicht zu viel Zeit verliere. Und danach begibst du dich auf die Suche nach den Söhnen der zwei Völker. Ich

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