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Mirad 02 - Der König im König

Titel: Mirad 02 - Der König im König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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uns haben, will ich darauf verzichten. Ich komme jetzt mit meinen Männern heraus und wir überbringen Euch unsere Waffen. Danach könnt Ihr Euch mit ein paar Eurer Recken in der Höhle umschauen. Ihr werdet alles so vorfinden, wie ich es gesagt habe.«
    Selten hatte Twikus seinen Ziehvater mit solcher Autorität sprechen hören. Seine furchtlose Antwort verfehlte ihre Wirkung nicht. Nach kurzem Bedenken gab Waltran nach.
    »Dann kommt, Herr Falgon. Und bewegt Euch nicht zu hastig. Meine Bogenschützen sind sehr schreckhaft.«
    Twikus hörte, wie sich die Schritte seines Ziehvaters, Dormunds und des Schildknappen entfernten. Gleich darauf spürte er Múrias Hand auf der seinen. »Es wird alles gut«, flüsterte sie.
    »Und ich werde mich fürs Erste unsichtbar machen«, fügte Schekira hinzu.
    Es dauerte nicht lang und neue Schritte waren zu vernehmen. Dem Geklapper nach zu urteilen näherten sich etwa eine Hand voll geharnischter Männer. Schnell drangen sie in die Höhle ein. Irgendwo fauchte leise eine Fackel. Oder ein Brandpfeil?
    »Die Könige liegen hier«, sagte Múria.
    Jemand stampfte klirrend näher.
    »Was fehlt ihnen?«
    »Wisst Ihr es nicht?« Die Stimme der Geschichtsschreiberin bekam einen Klang, der Twikus nur allzu vertraut war. Die Macht der Sirilim war darin eingewoben.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht«, antwortete der Recke.
    »Wie lautet Euer Name?«
    »Ich bin Brist, der Hauptmann des Grafen, Herrin.«
    »Ihr sprecht die Wahrheit, Brist. Sagt Eurem Herrn, dass ihn hier nichts Schrecklicheres erwartet als ein schwaches Weib und ein todkranker Jüngling.«
    Der Hauptmann stapfte zum Eingang der Höhle und gab Entwarnung.
    Wenig später stand eine größere Anzahl von Männern in der Höhle, darunter Graf Waltran und Falgon. Dormund und Popi hatte man draußen gefesselt. Der Geruch von geöltem Eisen lag in der Luft. Kettenhemden klickerten. Múria erzählte einmal mehr die Geschichte der sterbenskranken Könige.
    »So ergeht es Schwächlingen, wenn sie sich anmaßen die Welt zu retten«, sagte Waltran mit einem farblosen Allerweltsorgan.
    »Hütet Eure Zunge!«, warnte Falgon.
    »Warum seid Ihr hinter uns her, Graf Waltran?«, fragte Múria rasch, wohl nicht nur aus Neugierde, sondern auch um die erhitzte Atmosphäre abzukühlen. Der Klang ihrer Stimme vermittelte Twikus ein Gefühl davon, wie gebieterisch sie in diesem Augenblick anmuten musste. Ihre kleinen Tricks waren ihm nur allzu vertraut. Der Edelmann kam endlich zur Sache.
    »Gebt uns das schwarze Schwert.«
    »Wie belieben?«
    »Das Schwert Schmerz. Gebt es uns und Ihr könnt ziehen, wohin Ihr wollt.«
    »Wie kommt Ihr darauf, dass wir es haben?«
    »Lassen wir das Versteckspiel, Herrin Múria. König Entrin hat aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass Schmerz aus dem Schollenmeer geborgen wurde. Daraufhin sind die soodländischen Könige mit einer kleinen Gefolgschaft aufgebrochen, um es in ihren Besitz zu bringen. Und jetzt treffen wir sie und Euch hier in Ostgard.«
    »Wie Ihr unschwer erkennen könnt, sind Ihre Majestäten dem Tode näher als dem Leben.«
    »Es überrascht mich nicht, wenn der bisherige Träger dieser machtvollen Waffe sie Euch nicht ohne heftige Gegenwehr überlassen hat.«
    »Ihr verkennt die Lage, Graf…«
    »Und Ihr solltet im eigenen Interesse mit diesen Ausflüchten aufhören, Herrin Múria.«
    »Seid Ihr so schwer von Begriff, Graf? Wir haben das schwarze Schwert nicht«, knurrte Falgon.
    »Vielleicht nicht hier in dieser Höhle. Ich kann mir schon denken, dass Ihr es irgendwo versteckt habt, als Ihr uns nahen hörtet.«
    »Hirngespinste!«
    »So leicht lasse ich mich von Euch nicht abspeisen, Waffenmeister Falgon. Ich wiederhole ein letztes Mal mein Angebot: Gebt mir Schmerz und ich lasse Euch frei.«
    »Oder…?«
    »Oder ich nehme den Königen jeden Tag einen ihrer Gefährten. Heute Nacht könnt ihr darüber nachdenken. Morgen früh wird der Erste von euch sterben. Ich will kein Unmensch sein. Wir fangen mit dem Kleinsten an, dem, der so wie Espenlaub zittert.«
     
     
    In der Nacht schlug Ergil plötzlich die Augen auf. Er verspürte ein leichtes Schwindelgefühl. Einen Moment lang war er überrascht. Sein Körper gehorchte ihm wieder! Er rief nach seinem Gespinstling.
    Nisrah, bist du da?
    Es dauerte eine Weile, bis aus einem abgelegenen Winkel seines Bewusstseins die Antwort herüberhallte. Geweckt hast du mich, aber ja, hier bin ich.
    Warum kann ich nichts sehen?
    Warte, ich bin noch nicht

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