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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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würde dir nie verzeihen,
wenn du das auch nur annähmst!«
    Während der Rückfahrt
nach Alexandria frage ich mich, ob ich die Gnade zu leben überhaupt verdiene.
Ich suche nach einer Lösung für verschiedene Widersprüche. Diese Lösung wird
nicht einfach werden, so scheint mir.
    Warum kann nicht der Tod der letzte
Ausweg sein? Eigentlich wollte ich mich für ein Weilchen ins Trianon setzen,
aber ich sehe von draußen Sarhan al-Buheri und Husni Allam miteinander im
Gespräch. Da ich Widerwillen gegen beide empfinde, gehe ich weiter.
    Wolken in Farben, die aufeinander
abgestimmt scheinen, treiben schnell am Himmel dahin. Windböen bringen
angenehme Erfrischung. Die Wellen türmen sich so, daß das Wasser auf die Straße
sprüht. Besäße ich Kostbarkeiten, ich würde sie jetzt zerstören. Nur ein
gewaltiges Erdbeben kann die Dinge wieder ins Gleichgewicht bringen.
    Zuchra bringt mir den Tee. Im Vertrauen
darauf, daß mich alles interessiert, was sie betrifft, erklärt sie: »Meine
Angehörigen waren hier, um mich zu holen. Ich habe mich jedoch geweigert
mitzugehen.«
    Trotz meiner generellen
Gleichgültigkeit ist mein Interesse für Zuchra nicht erloschen. So unterstütze ich
sie: »Das hast du vollkommen richtig gemacht!«
    »Aber sogar der sympathische Amir Wagdi
hat mir geraten, wieder auf mein Dorf zurückzukehren.«
    »Er hat ganz einfach Angst um dich. Das
ist alles!«
    Prüfend schaut sie mich an und sagt
dann: »Diesmal lächeln Sie aber nicht wie sonst immer.«
    Ich lächle ihr gedankenlos zu.
    »Ich verstehe!« meint sie.
    »Du verstehst was?«
    »Ihre Ausflüge nach Kairo jede Woche
und daß Sie jetzt immer so in Gedanken sind.« Unwillkürlich muß ich lachen, und
sie sagt glücklich: »Ich würde Ihnen so gern gratulieren!«
    »Dein Wort in Gottes Ohr, Zuchra!«
    Wir schauen uns gegenseitig
verständnisvoll an. Sie macht eine Handbewegung, als wolle sie mich auffordern,
fröhlicher zu sein.
    »Es gibt jemanden, der mir Kummer
bereitet«, sage ich.
    »Wer ist es denn?«
    »Jemand, der seinen Glauben verraten
hat.«
    Sie macht eine abwehrende Handbewegung.
    »Jemand, der seinen Freund und Lehrer
betrogen hat.«
    Wieder die Handbewegung.
    »Ob ihm der Fehler verziehen wird, daß
er liebt?«
    »Die Liebe eines Mannes, der Verrat und
Betrug geübt hat, ist so schmutzig wie er selbst«, urteilt sie voll Verachtung.
    Ich stürze mich in die
Arbeit. Und immer, wenn meine Nerven zum Zerreißen gespannt sind und mir die
Gedanken durcheinander geraten, fahre ich nach Kairo. Dort ist das Glück der
Liebe. Aber was für ein Glück ist das eigentlich? Ich war aufrichtig glücklich,
als ihr Widerstand schwächer wurde und sie mir ihre Hand überließ. Aber später
befiel mich eine fiebrige Unruhe. Ein seltsamer Gedanke beherrschte mich,
nämlich, daß Liebe der Weg ist, der zum Tod führt. Und daß ich, da ich in allem
zur Übertreibung neige, das Ende dieses Weges bald erreicht haben würde.
    Einmal sagte ich zu ihr: »Ich habe dich
schon vor langer Zeit geliebt. Du erinnerst dich sicher daran. Dann wurde ich
plötzlich davon überrascht, daß du dich verlobt hattest. «
    Traurig entgegnet sie: »Du bist immer
so unschlüssig bei allem, was du tust, daß man dich leicht mißverstehen kann.«
    »Ich habe mich damals für Fauzi
entschieden, weil er mich charakterlich sehr beeindruckt hat. Du weißt, er
verdient Verehrung und Bewunderung«, bekennt sie dann.
    Um uns herum sitzen viele Pärchen, und
ich frage sie: »Sind wir eigentlich glücklich?«
    Sie mustert mich erstaunt und sagt
dann: »Was für eine Frage, Mansur!«
    »Ich meine, vielleicht kränkt es dich,
daß ich dich um deinen guten Ruf gebracht habe.«
    »Mich kümmert das nicht, aber Fauzi ...
« Offensichtlich wollte sie jetzt wiederholen, was ich so oft von Fauzis
verständnisvollen Art und seiner Großherzigkeit gesagt habe, aber sie schweigt.
Und ich mag die abgespielte Platte nicht noch einmal auflegen.
    Dann frage ich sie: »Durrejja,
zweifelst du eigentlich auch an mir wie die anderen?«
    Sie verzieht mißbilligend das Gesicht,
denn sie hat mich mehr als einmal gebeten, dieses Thema nicht zur Sprache zu
bringen, aber ich bleibe hartnäckig: »Wenn du es tätest, fände ich es nur
natürlich!«
    Protestierend sieht sie mich an: »Warum
mußt du dich nur immer quälen!«
    »Ich habe mich schon oft gefragt, warum
du dich nicht der allgemeinen Meinung anschließt«, lenke ich lächelnd ein.
    Ungehalten gibt sie zurück: »Du bist
doch einfach kein

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