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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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hier schlafen!«
    Doch sie schreit rücksichtslos: »Du
läßt mir etwas ausrichten und haust ab!
    Ich habe dafür gesorgt, daß du etwas zu
essen, zu trinken und anzuziehen hast, und nun willst du einfach davonlaufen,
du Mistkerl!«
    Ich schlage sie, und sie schlägt
zurück. Wir ringen erbittert miteinander.
    Zuchra versucht vergeblich, uns
auseinanderzureißen. Sie fordert sie auf:
    »Bitte, dies ist ein anständiges Haus!«
Da das nichts nützt, ruft sie: »Verschwinden Sie, oder ich hole die Polizei!«
    Safejja tritt einen Schritt zurück,
wendet sich zu Zuchra und ruft hochmütig: »Du, ein Dienstmädchen ... « Bevor sie
ihren Satz beenden kann, verschließt ihr Zuchras Hand den Mund. Sie stürzt sich
auf Zuchra, aber das Mädchen schlägt so kräftig auf sie ein, daß sie fast zu
Boden fällt. Nun ist die Pension erwacht. Türen öffnen sich. Schritte kommen
näher. Da steht plötzlich Husni Allam als erster vor uns, packt Safejja an der
Hand und führt sie hinaus.
    Blind vor Wut gehe ich auf mein Zimmer.
Madame folgt mir und fragt verärgert, was geschehen sei. Ich drücke ihr mein
Bedauern aus, aber sie will wissen: »Wer war sie?«
    Um die Situation zu retten, lüge ich: »Sie
war meine Verlobte, und ich habe gerade die Verlobung gelöst.«
    Sie schüttelt den Kopf und unterstützt
mich: »Ihr Verhalten hat gezeigt, daß Sie recht getan haben, aber ...« Sie
schweigt einen Augenblick und fährt dann fort: »Aber ich bitte Sie, Ihre
Rechnung mit ihr nicht in diesen Räumen zu begleichen!«
    »Ich lebe schließlich von meinem guten
Ruf!« betont sie, schon auf dem Weg, die Pension zu verlassen.
    Als Zuchra zur üblichen Zeit in mein
Zimmer kommt, sieht man ihrem Gesicht das Vorgefallene immer noch an. Ich danke
ihr und entschuldige mich bei ihr für das, was ihr geschehen ist. Wir werfen
uns gegenseitig traurige Blicke zu, bis ich nicht umhinkomme, ihr zu sagen:
»Ich habe sie deinetwegen verlassen!«
    Sie fragt schroff: »Und wer ist sie?«
    »Eine Prostituierte. Ich kannte sie von
früher her. Madame mußte ich anlügen und ihr erklären, sie sei meine Verlobte
gewesen.« Voller Dankbarkeit und Bedauern küsse ich sie auf die Wange.
    Draußen dröhnt der Sturm
wie unaufhörliches Donnern. Abenddämmerung hängt im Zimmer, obwohl es noch
nicht einmal Nachmittag ist. Ich stelle mir die Wolken vor, die sich am Himmel
zu Bergen türmen, und ich denke an die sich aufbäumenden Wogen des Meeres. Als
Zuchra kommt — wir haben uns seit gestern nicht mehr gesehen -, zündet sie das
Licht an. Ich habe die ganze Zeit schmerzlich auf sie gewartet und überfalle
sie nun mit der leidenschaftlichen Bitte: »Laß uns doch gehen, Zuchra!«
    Sie stellt die Tasse auf den Tisch und
schaut mich in bitterem Vorwurf an.
    »Wir werden für immer zusammenleben,
für immer!« versichere ich ihr.
    »Und dann wird es keine Schwierigkeiten
geben?« spottet sie.
    »Die Schwierigkeiten, unter denen ich
zu leiden hätte, kämen nur durch eine Ehe!« entgegne ich ihr offen, wenn auch
voller Bedauern.
    »Ich kann meine Liebe zu dir nur
bereuen!« murmelt sie in verhaltenem Zorn.
    »Sag das nicht, Zuchra«, bitte ich sie
leidenschaftlich und voller Überzeugung, »du mußt mich verstehen. Ich liebe
dich, und ohne die Liebe zu dir wäre mein Leben sinnlos und öde. Aber eine
Heirat würde mir zahllose Schwierigkeiten familiärer und beruflicher Art
bringen. Sie würde meine Zukunft gefährden, mehr noch, unser beider gemeinsames
Leben in Frage stellen. Was soll ich denn nur tun?«
    »Ich wußte gar nicht, daß ich so viele
Katastrophen bewirken könnte!« erwidert sie, nun deutlich verärgert.
    »Nicht du, sondern die Dummheit, die
harten sozialen Schranken, die stinkenden Realitäten! Was soll ich denn tun?«
    Ihre Augen werden schmal vor Zorn: »Ja,
wirklich, was kannst du tun?
    Aus mir eine Frau machen wie die von
gestern?«
    »Zuchra, wenn du mich liebtest, so wie
ich dich liebe, so verstündest du mich sehr gut!«
    »Ich liebe dich«, entgegnet sie scharf,
»leider kenne ich kein Mittel dagegen!«
    »Die Liebe ist stärker als alles, als
alles, Zuchra ...«
    »Aber sie ist nicht stärker als die
Schwierigkeiten!« setzt sie sarkastisch dagegen.
    Wir schauen uns schweigend an, ich sie
fiebrig und verzweifelt, sie mich hartnäckig, wütend. Hätte ich nicht einen so
starken Willen oder besser: hätte ich nicht so viel Angst, hätte ich meinen
Widerstand längst aufgegeben.
    Ich überlege blitzschnell und sage:
»Zuchra, es gäbe einen

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