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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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seltsamen Unverschämtheit angegriffen hat
und daß auch wir uns zu prügeln begannen. Das war für mich überraschend, sehr
überraschend. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, daß auch er ein Verehrer
von Zuchra ist. So aber wird mir der Grund für seine seltsame Abneigung mir
gegenüber klar. Madame kommt zu uns. Sie hat beschlossen, mich fallenzulassen.
    Die alte Kupplerin! Sie sagt, die
Pension kenne keine Ruhe mehr, seitdem ich hier bin. Ich habe sie in einen
barbarischen Markt für Unflätigkeiten und Prügeleien verwandelt.
    Mit rücksichtsloser Offenheit fordert
sie mich auf: »Suchen Sie sich eine andere Wohnung!«
    Nun gibt es nichts mehr, das mich
veranlassen könnte zu bleiben. Aber ich beschließe, erst am nächsten Nachmittag
auszuziehen, am letzten Tag der Woche, für die ich die Miete im voraus bezahlt
habe. Es sind zuerst und zuletzt meine Starrköpfigkeit und mein Stolz, die mich
dazu treiben.
    Ich verlasse die Pension und irre lange
unter einem wolkenbedeckten Himmel umher, lasse mich von pausenlosen kalten
Windböen schütteln. Ein wenig Trost finde ich schließlich in den Auslagen der
Läden, die vor Neujahrsgeschenken nur so glitzern. Müde schaue ich auf den
guten alten Weihnachtsmann.
    Dann gehe ich zum Pedro zu einer
Verabredung mit dem Ingenieur Ali Bakir, die ich schon vorher getroffen hatte.
    »Hast du die Geldanweisungen erledigt?«
fragt er mich.
    Da ich bejahe, sagt er: »Morgen in
aller Frühe ... Morgen in aller Frühe geht's los!«
    Während ich am nächsten Morgen zur
Gesellschaft gehe, spreche ich mir Mut zu: »Die erste Morgenfrühe ist vorbei.
So ist das Spiel gelaufen!«
    Ich bin unruhig, begierig auf
Neuigkeiten. Ich telefoniere mit der Fabrik und verlange Ali Bakir. Man sagt
mir, er mache seine Runde. So ist also der Plan gut und erfolgreich realisiert,
und er erledigt jetzt gerade seinen alltäglichen Routinegang! Trotzdem bin ich
unruhig und breche unter irgendeinem Vorwand vorzeitig auf. Als ich am
Rundfunkgebäude vorbeigehe, sehe ich Mansur Bahi und ein hübsches Mädchen
herauskommen. Wer sie wohl ist? Seine Verlobte? Seine Geliebte? Ist Zuchra
wieder abgehalftert? An Zuchra denke ich voller Wehmut. Die Liebe zu ihr hat mich
immer noch nicht ganz verlassen. Das war das einzige aufrichtige Gefühl in
meinem von so vielen Begierden geplagten Herzen.
    Ich mache mich auf, Alejja Mohammed zu
besuchen, werde aber sehr lau, ja ausgesprochen unfreundlich aufgenommen. Ich
will wie sonst einige Lügenmärchen auftischen, aber ihr Vater sagt ärgerlich:
»Stellen Sie sich doch unsere Lage vor, als dieses Dienstmädchen uns zur Rede
stellte!«
    Die Mittagszeit kommt, aber ich werde
nicht eingeladen. Ich verlasse die Wohnung ohne Hoffnung darauf, daß sich das
zerbrochene Porzellan kitten läßt. Tatsache ist, daß ich mich auch nicht allzu
sehr darum bemüht habe.
    Nur noch wenige Stunden trennen mich
vom Reichtum. Und dann werde ich mit Sicherheit die geeignete Ehefrau finden,
eine Frau, mit der ich Ehre einlegen kann!
    Bei Panioti — oder besser bei Machmud
Abul-Abbas — esse ich zu Mittag.
    Dann gehe ich zur Wohnung von Ali
Bakir, treffe ihn aber nicht an. Brennend vor Begier auf Neuigkeiten begebe ich
mich in die Pension. Ich packe meinen Koffer und bringe ihn ins Entrée. Dann
rufe ich Ali Bakir an und bin ungeheuer erleichtert, als ich ihn »Hallo!« sagen
höre.
    »Hier ist Sarhan! Guten Tag! Wie
steht's?«
    »Alles in Ordnung! Nur den Fahrer habe
ich noch nicht getroffen!«
    »Wann werden wir endgültig erfahren,
wie die Dinge stehen?«
    »Komm heute abend um acht Uhr ins
Casino Pelikan!«
    »Gut, also heute abend um acht Uhr. Ich
erwarte dich im Pelikan!« entgegne ich ungeduldig. »Auf Wiedersehen!«
    »Auf Wiedersehen!«
    Von der Pension Miramar siedle ich in
die Pension Eva über. Ich schlendere von einem Cafe zum anderen, trinke hier
ein Glas und dort, gebe planlos mein Geld aus. Mit Alkohol betäube ich meine
Unruhe. In ihm suche ich meine sterbende Liebe zu ertränken. Meinen Angehörigen
verheiße ich in Gedanken einen Wohlstand, von dem sie seit dem Tod meines
Vaters nicht mehr träumen konnten. Kurz vor der verabredeten Zeit begebe ich
mich ins Casino Pelikan. Am Eingang treffe ich Tolba Marzuq, der mir äußerst
ungelegen kommt. Aber ich schüttle ihm die Hand und gebe mich freudig
überrascht.
    »Was führt Sie denn hierher?« fragt er
mich.
    »Eine wichtige Verabredung!«
    »Bitte, ich möchte Ihnen nichts
schuldig bleiben. Wir wollen uns zusammensetzen,

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