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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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finster drein,
daß ich davon Abstand nehme, sie zu uns zu bitten. Diese Atmosphäre würde ihren
Kummer nur steigern, sie braucht jetzt vor allem Schonung.
    Ich erfahre, daß Husni Allam die
Pension fast auf die Minute zu seiner üblichen Zeit verlassen hat. Er war eine
Weile lang sehr erregt über die Nachricht von der Bluttat, dann machte er sich
auf den Weg wie immer.
    Mansur Bahi hat gegen seine sonstige
Gewohnheit sehr lange geschlafen.
    Mariana seufzt: »Da haben wir nun den
letzten Tag des Jahres. Und der hat ihm das schrecklichste Ende beschert, das
man sich vorstellen kann! Was uns das neue Jahr wohl bringen wird?«
    Tolba Marzuq fragt nervös und
verdrossen: »Welcher Ärger wird uns hier bevorstehen?«
    »Solange wir unschuldig sind ...«,
murmle ich.
    »Sie können sich immer auf Ihr hohes
Alter berufen«, unterbricht er mich scharf. »Sie ficht nichts mehr an!«
    Da hören wir, wie sich Mansurs Tür
öffnet. Er geht ins Bad. Nach einer halben Stunde kehrt er in sein Zimmer
zurück.
    Kurz darauf erscheint er hinter dem
Wandschirm, schon in Anzug und Mantel, sehr bleich, mit düsterem Blick und
versteinerten Gesichtszügen. Madame weist ihn darauf hin, daß sein Frühstück
bereitsteht, aber er lehnt es mit einem Kopfschütteln ab und sagt weiter
nichts. Sein Anblick beunruhigt uns. Natürlich ist Madame die erste, die nach
einer Erklärung für sein Aussehen forscht.
    »Setzen Sie sich doch zu uns, Monsieur
Mansur! Fühlen Sie sich wohl?«
    »Mir geht es hervorragend«, sagt er,
ohne Platz zu nehmen, »ich habe nur länger geschlafen als gewöhnlich, das ist
alles!«
    Sie weist auf die Zeitung, die aufgeschlagen
auf dem Sofa liegt, und fragt ihn: »Haben Sie das Neueste schon gehört?«
    Er zeigt keinerlei Interesse, sie fährt
fort: »Sarhan al-Buheri ... Man hat ihn tot auf dem Weg zum Palma gefunden!«
    Er schaut sie lange an, ist gar nicht
erstaunt, nicht aufgestört. Aber er schaut ihr weiter in die Augen, als habe er
ihre Worte gar nicht gehört oder sie nicht richtig verstanden, oder aber als
litte er unter einer Krankheit, die ernster ist, als wir vermuten. Mariana
fordert ihn auf, sich die Zeitung anzusehen. Er wirft einen ruhigen,
bedächtigen Blick auf die Meldung, während wir ihn mustern. Dann hebt er den
Kopf und sagt: »Ja ..., er wurde tot aufgefunden!«
    Mitleidig fordere ich ihn auf: »Sie
sind überanstrengt. Setzen Sie sich doch!«
    Kühl oder vielleicht auch nur
gleichgültig wehrt er ab: »Mir geht es wirklich gut!«
    »Wie Sie sehen, sind wir höchst
beunruhigt«, erklärt Mariana.
    »Aber warum denn?« fragt er und läßt
den Blick von einem Gesicht zum anderen schweifen.
    »Wir erwarten, daß die Polizei
hierherkommt und uns unsere Ruhe nimmt.«
    »Sie wird bestimmt nicht kommen!«
    »Aber die Polizei ist, wie Sie wissen.
..«, will Tolba Marzuq sagen.
    »Ich bin der Mörder von Sarhan
al-Buheri!« unterbricht er ihn ruhig.
    Er geht zur Tür, bevor wir überhaupt
begriffen haben, was er gesagt hat, öffnet sie, schaut uns an und erklärt: »Ich
gehe selbst zur Polizei!« Dann schließt er die Tür hinter sich.
    Wir schauen uns betroffen an, eine
ganze Weile schauen wir uns schweigend und bestürzt an.
    »Er hat den Verstand verloren«, ruft
Mariana dann ängstlich.
    »Nein, er ist krank«, widerspreche ich.
    »Vielleicht ist er aber wirklich der
Mörder«, vermutet Tolba Marzuq.
    »Aber doch nicht dieser zurückhaltende,
höfliche junge Mann«, protestiert Mariana.
    »Kein Zweifel, er ist krank«,
wiederhole ich mitleidig.
    »Warum sollte er ihn denn ermordet
haben?« fragt Mariana.
    »Und warum sollte er freiwillig
gestehen, daß er der Mörder ist?« stellt Tolba Marzuq die Gegenfrage.
    »Ich sehe immer noch sein Gesicht vor
mir«, sagt Mariana, »irgend etwas hat ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. «
    »Er hat jedenfalls noch zu allerletzt
hier eine Auseinandersetzung mit ihm gehabt«, bekräftigt Tolba Marzuq seine
Meinung.
    »Aber hier hatte jeder mit ihm Streit«,
wende ich ein.
    Er weist auf das Zimmer von Zuchra und
sagt: »Dort liegt die Ursache!«
    »Er war aber doch der einzige, der ihr
keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat«, protestiere ich.
    »Das heißt doch nicht, daß er sie nicht
geliebt hat oder daß er nicht den Wunsch verspürt hätte, an einem Nebenbuhler
Rache zu nehmen.«
    »Mein Herr, Sarhan al-Buheri hatte sie
verlassen!«
    »Aber er hatte ihr Herz in Besitz
genommen, wie er ihr ihre Ehre geraubt hat!«
    »Pst, verleumden Sie die Leute

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