Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
Schule gegangen sind. Sie sind eng befreundet.”
Miranda kannte nur einen Leo. Unbehaglich regte sie sich. “Ich begreife nicht ganz, Miss Lethbridge. Sie meinen doch nicht … Ist es möglich, dass Sie von Julians Vetter, dem Duke of Belford, reden?”
Sophie riss die grünen Augen auf. “Doch! Plappere ich? Jack sagt immer, ich würde schwatzen und alle Leute verwirren. Das ist nicht meine Absicht. Aber die Gedanken kommen mir so plötzlich, dass ich sie nicht aussprechen kann, ohne alles durcheinanderzubringen. Ergibt das einen Sinn?”
“Hm, ja”, äußerte Miranda ausweichend.
“Wussten Sie, dass mein alberner Bruder es sich in den Kopf gesetzt hat, ich solle Leo heiraten? Er begreift nicht, dass Leo und ich nicht zusammenpassen. Leo würde sich schon nach einem Tag mit mir langweilen und mich wahrscheinlich am nächsten aus dem Haus werfen. Wissen Sie, er kennt die schönsten und klügsten Frauen, hat aber nie das mindeste Interesse an einer von ihnen bekundet. Manche Leute sagen, er habe kein Herz und könne deshalb nicht lieben. Das glaube ich jedoch nicht. Er kann so nett sein, und ich meine, ein herzloser Mann kann nicht nett sein. Stimmen Sie mir zu?”
“Das scheint die Schlussfolgerung zu sein.”
Sophie holte hastig Luft. “Heute Morgen habe ich von Jack einen Brief bekommen. Deshalb bin ich so früh unterwegs. Ich bin sehr böse auf ihn. Er hat mir geschrieben, dass Leo nach Ormiston kommt und ich freundlich zu ihm zu sein hätte. Als ob ich je unfreundlich wäre! Ich kenne ihn so lange wie meinen Bruder und war nie unfreundlich zu ihm, obwohl es Zeiten gab, in denen ich mir sehr gewünscht habe, unfreundlich zu ihm sein zu können.” Sie hielt inne und schaute unbehaglich Miranda an. “Fühlen Sie sich wohl, Mrs Fitzgibbon? Sie sind so blass geworden.”
Miranda war nicht blass geworden. Sie war leichenblass geworden. Sie musste sich mehrmals räuspern, ehe sie sicher sein konnte, sprechen zu können.
“Wie kann Leo … Wollen Sie damit sagen, dass er herkommt? Aber er lebt doch in London.”
Sophie nickte langsam, als habe sie eine geistig Zurückgebliebene vor sich. “Ja, das ist richtig. Ormiston ist der Familiensitz der Fitzgibbons. Haben Sie gedacht, Leo sollte hier wohnen? Ich glaube, seine Vorfahren haben früher hier gelebt. Für die Herzöge war das Haus jedoch nie groß und pompös genug. Deshalb wurde Ormiston erbaut. Dieses Anwesen hat man der Nebenlinie überlassen, aus der Julian …”
Miranda hörte Miss Lethbridge nicht mehr zu. Leo war hier, in dieser Gegend. Er war nicht in London. Er war ihr gefährlich nah. Ruckartig setzte sie sich auf und überlegte, wie gefährlich nah er ihr sein mochte.
“Wo liegt Ormiston?”
Mitten im Satz hielt Sophie inne. Sie war überhaupt nicht irritiert. Offenbar war sie es gewohnt, unterbrochen zu werden. “Es ist ungefähr fünf Meilen vom Dorf entfernt. Leo und wir sind Nachbarn. Natürlich ist Ormiston ein viel größerer Besitz als unserer. Wussten Sie das nicht, Mrs Fitzgibbon? Hat Leo Ihnen das nicht erzählt? Wie erstaunlich! Vielleicht wollte er Sie nicht erschrecken. Er macht einem zwar keine Angst, ist aber etwas einschüchternd. Er hat den Titel schon in sehr jungen Jahren geerbt.”
Miranda war viel zu schockiert, um ein Wort herauszubringen. Natürlich hatte sie nicht ahnen können, dass ihre angeheirateten Verwandten auf der anderen Seite des Dorfes, in dem sie zu leben gedachte, wohnten und nur darauf lauerten, zum Schlag gegen sie auszuholen. Großer Gott! Was musste Leo von ihr gedacht haben, nachdem sie ihm erzählt hatte, sie wolle in “The Grange” wohnen, und er müsse sie nie mehr sehen? Im Stillen musste er sich vor Lachen gebogen und gedacht haben, sie sei restlos dumm. Nun fiel ihr auch seine verdutzte Miene ein, die er im Hotelseparee gemacht hatte, und seine Frage, ob sie wisse, wo “The Grange” liege. Und nach der schrecklichen Szene mit Mr Harmon hatte er geäußert, sie solle nicht glauben, sie hätte ihn zum letzten Mal gesehen.
Beinahe hätte Miranda laut aufgestöhnt. Noch schlimmer war die Vorstellung, was er seinen Freunden und Nachbarn über sie erzählen würde. Er war überzeugt, Adela vor sich zu haben, die sogenannte “dekadente Gräfin”. Sie selbst hatte ihn in diesem Glauben bestärkt. Ihr Leben würde unerträglich werden.
“Fühlen Sie sich wohl, Mrs Fitzgibbon?” Sophies fragender Blick richtete sich auf sie. “Haben Sie meinetwegen Kopfschmerzen bekommen? Jack sagt,
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