Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
danach, dass er zu ihr kam und wie ein ungeduldiger Ritter, der die Dame seines Herzens treffen wollte, den Hügel heraufgaloppierte. Das war lächerlich. Das war albern.
Keinesfalls überraschend preschte er nicht den Hügel herauf. Er saß auf, zögerte einen Moment und ritt dann über die Allee zur Landstraße zurück.
“Gut!”, sagte Miranda. “Ich bin froh, dass er weg ist.”
Einen Moment später kehrte sie langsam zum Haus zurück.
5. KAPITEL
Mrs Bennett hatte Miranda einen Brief ausgehändigt. Aufgeregt nahm sie an, er sei von Leo, doch das Siegel war nicht das der Fitzgibbons. Sogleich beruhigte sie sich.
“Heute Vormittag habe ich etwas zu erledigen, Mrs Bennett”, sagte sie kühl. “Sorgen Sie dafür, dass die Bibliothek geheizt wird. Ich erwarte Mr Thorne.”
Nancy grinste dümmlich. “Ja, Madam.”
Sebastian Thorne war der Verwalter. Viel war vom Besitz nicht mehr übrig, nur noch einige Acres an Land, auf dem zwei Pächter lebten. Die Pächter hatten sich Miranda sehr schnell vorgestellt und vernünftige Klagen über den Zustand vorgebracht, in dem ihre Häuser waren. Außerdem hatten sie sich über Mr Thorne beschwert, der seine Pflichten vernachlässigte. Auf Mirandas mehrfache Aufforderung hin hatte er endlich seinen Besuch für diesen Tag um Punkt neun Uhr angekündigt.
Nancy knickste und verließ den Raum. Miranda warf einen Blick in den Park. Es regnete, und das trübe Wetter trug nicht dazu bei, ihre Stimmung zu heben. Sie hatte sogar daran gedacht, Mr Harmons Angebot, ihr behilflich zu sein, anzunehmen. Er konnte ihr zumindest gute Ratschläge geben. Sie brauchte dringend jemanden, der ihr einen guten Rat gab. Aber selbst in der tiefsten Niedergeschlagenheit war nicht er derjenige, der ihr in den Sinn kam. Dauernd sah sie in Gedanken Leos Gesicht, ob sie es wollte oder nicht. Die Tatsache, dass er nur fünf Meilen von ihr entfernt war, beeinflusste sie stark. In ihren Träumen kam er ihr wie ein Leuchtfeuer vor, das sie anlockte.
Niemand musste ihr sagen, wie dumm sie war, von einem Mann zu träumen, der sie für ihre verruchte Stiefmutter hielt und sie unbedingt loswerden wollte, das heißt, wenn er sie nicht gerade küsste. Sie wünschte sich, es möge eine Arznei geben, die sie einnehmen konnte, um die Erinnerung an ihn zu tilgen.
Um sich abzulenken, riss sie den Umschlag auf, zog den Brief heraus und las: “Sehr verehrte Mrs Fitzgibbon, ich bedauere die unerwartete Verzögerung bei der Freigabe der Gelder Ihres verstorbenen Gatten. Seien Sie versichert, dass wir diese Angelegenheit so schnell wie möglich erledigen werden. Hochachtungsvoll, Paul Ealing.”
Miranda legte den Brief beiseite, hob langsam den Kopf und schaute zum Fenster hinaus. Sie war sehr auf das Geld angewiesen, nicht nur, weil dringende Reparaturen ausgeführt werden mussten, sondern auch, um die zur Aufrechterhaltung des Haushaltes erforderlichen Mittel zu haben. Sie begriff nicht, wieso es zu dieser Verzögerung gekommen war. Möglicherweise steckte Leo dahinter. Vielleicht hatte er sich in ihre Angelegenheiten gemischt und amüsierte sich über das von ihm angerichtete Unheil. Unwillkürlich fröstelte Miranda. Wenn Leo für die Verzögerung bei der Auszahlung des Geldes verantwortlich war, dann würde er feststellen, dass sie nicht klein beigab. Sie war wieder sie selbst, ganz gleich, wie unüberlegt sie sich in London verhalten hatte. Sie war nicht nach “The Grange” gekommen, um sofort alles hinzuwerfen, nur weil man ihr Hindernisse in den Weg legte. Wirklich nicht!
Wenn Leo glaubte, er könne sie irgendwie unter Druck setzen und zwingen, etwas wider ihren Willen zu tun, dann tat er gut daran, sich seine Absicht noch einmal zu überlegen. Sie konnte sehr sparsam sein, falls das erforderlich war.
Mr Thorne war nicht gekommen. Außerdem hatte Mrs Bennett die Bibliothek nicht geheizt. Miranda verließ den Raum und traf auf Mr Bennett.
“Dieser Mr Thorne wird nicht kommen, Madam”, sagte er. “Er weiß, dass Sie ihn sonst in Stücke reißen würden.”
“Er hat es verdient, in Stücke gerissen zu werden.”
“Sie werden ihn nie unterkriegen, Madam.”
“Nun, das wird sich zeigen.”
Kritisch betrachtete Miranda den alten Mann, der wie üblich wie eine auf krummen Beinen wandelnde Vogelscheuche aussah.
“Sie haben einen großen Fleck auf dem Rock, Mr Bennett.”
Er schmatzte grinsend. “Soße von Nancys Lammbraten. Sie macht den besten in ganz Somerset.”
“Ich habe den Fleck
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