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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Raum.
    »Was liegt an, Chef?« Pokorny, bereits fix und fertig angekleidet, stand in der Zimmertür.
    »Da schau her, hast das g’rochen oder was?«
    »G’rochen? Was?«
    »Dass wir zu einem Fall ausrücken müssen!«
    »Nein! Ned sag, dass das wahr ist. Ich hab’ glaubt, wir fahren jetzt ins Schweizerhaus.« Auf Pokornys Gesicht machte sich grenzenlose Enttäuschung breit.
    »Tja, Pokorny, in diesem Fall ist Bier Bier und Dienst Dienst.«
    Bronstein orderte über die Vermittlung einen Einsatzwagen und versuchte, Pokornys Gemaule bestmöglich zu ignorieren. »Immer dasselbe! Können diese Trottel ihre Taten ned in der Dienstzeit begehen? Das ist doch wirklich eine Frotzelei sondergleichen.«
    »Du, ich werd’ eine Interpellation ans Parlament schreiben. Morde, bitteschön, ab sofort nur noch zwischen 8 und 16 Uhr.«
    Pokorny verzog seine Miene zu einem schiefen Grinsen: »Wahnsinnig lustig. Ich lach‹ mich krank… Ha, das ist die Lösung! Kranklachen! Krankenstand! … Wiederschaun.«
    »Du bleibst schön da. Nibelungentreue ist angesagt.«
    »Komm mir nicht du auch noch mit diesem teutonischen Geschwafel. Das halt’ ich schon bei unsere Ostler ned aus.«
    »Siehst, jetzt geht’s erst einmal in den Westen.«
    Sie waren bei dem Wagen angelangt, und Bronstein nannte dem Fahrer die Adresse. Am Anfang der Zehetnergasse verlangsamte der Chauffeur das Tempo und hielt nach einem uniformierten Beamten Ausschau, der das Auto stoppen würde. Tatsächlich ruderte vor dem Haus Nummer 14 ein Polizist hektisch mit den Armen.
    »Bitte schen, hier ist Tatort.«
    Bronstein kletterte aus dem Automobil und sah angewidert auf den Mann aus Galizien. Mit einer leichten Drehung des Kopfes wandte er sich an Pokorny: »Mach du das, sonst vergesse ich mich.« Ohne Kapuszczak weiter zu beachten, betrat er das Haus.
    In der Wohnung einer Frau Hellebrand sah es aus wie nach einem Granateneinschlag. Der Kleiderkasten lag umgestürzt und schwer beschädigt mitten im Raum und befand sich dabei in merkwürdiger Schräglage, da er teilweise auf dem Bett der alten Dame ruhte. Die Frau selbst war auf eine Decke gelegt worden und wimmerte in einem fort, während der herbeigeholte Arzt sich darum bemühte, sie medizinisch zu versorgen. »Na, Herr Doktor«, sagte Bronstein, während er mit seiner Kokarde wedelte, »wie schau’n wir aus?«
    »Wer immer das g’macht hat, er war ein Wahnsinniger«, antwortete der Arzt, »aber ein vertrottelter Wahnsinniger. Mit so einer Anzahl an Hieben einen Menschen nicht zu töten, das ist fast auch schon wieder eine Kunst. Die Frau da hat ein Mordstrum Massl, dass s’ ned ermordet ist.«
    Kurz fragte sich Bronstein, ob der Doktor ob des Wortspiels hatte witzig sein wollen, doch er fand, dies tat eigentlich nichts zur Sache. »Wie viele?«, fragte er nur.
    »Insgesamt neun«, entgegnete der Mediziner, »die meisten sind so dilettantisch ausgeführt, dass sie jeweils seitwärts am Kopf abglitten. Dadurch ist dann nur minimaler Schaden entstanden.«
    Schaden! Als handelte es sich um eine Sache. Aber so waren die Jünger Äskulaps ja immer. Für sie waren Patienten irgendwelche Werkstücke. Nicht umsonst sprach man von ›Behandlung‹.
    »Also, wie schwer ist der Grad der Verletzungen?« In Bronsteins Stimme klang deutlich Missfallen mit.
    »Sie ist nicht in Lebensgefahr, wenn S’ das wissen wollen. Aber so, wie die Hiebe ausgeführt wurden, liegt eindeutig Tötungsabsicht vor. Dass die Frau noch lebt, ist nur der Unfähigkeit des Täters zuzuschreiben. Aber ins Krankenhaus muss sie auf jeden Fall sofort, weil diese ganzen Wunden, die müssen ganz dringend gereinigt und ordnungsgemäß versorgt werden, sonst erreicht der Unhold schließlich doch noch sein Ziel.«
    Bronstein nickte. »Kann ich sie trotzdem befragen?«
    Als ob die Hellebrand der Unterhaltung gefolgt wäre, ließ sie just an dieser Stelle ihr Wimmern anschwellen. »Die Rosl«, stöhnte sie. Dann begann ihr Blick zu flackern, und sie wurde sichtlich ohnmächtig.
    In der Zwischenzeit betrat auch Pokorny die Wohnung und verdrehte demonstrativ die Augen nach oben. »Diese Ostler! Chef, ich sag’s dir, mit denen machst ’was mit. So gebrochen sie Deutsch reden, so geschwätzig sind sie. Du kannst dir das gar nicht vorstellen: da stellst du ihnen eine ganz einfache Frage, und sie erzählen dir etwas, von dem du nur vermuten kannst, dass es ihre Lebensgeschichte ist. Wenn da unten jetzt nicht die Hausmeisterin dazugekommen wär’, ich wissert jetzt

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