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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ist.«
    Bronstein wollte ins Wochenende. Er hatte keine Lust, so kurz vor Weihnachten auch noch Kindergärtner zu spielen. Aber die Moni hatte ihm damals schon ganz gut gefallen. Es war vielleicht ganz nett, sie nach all den Monaten wiederzusehen. »Wo bist denn g’rad?«
    »In der Rüdengasse. Wir könnten uns irgendwo in der Stadt treffen.«
    Bronstein überlegte die Optionen. »In einer halben Stunde im Herrenhof«, sagte er dann. Die Grettner schien begeistert und sagte ohne Umschweife zu.
    Als Bronstein 33 Minuten später sein Stammcafé betrat, saß die Grettner bereits an dem für ihn reservierten Tisch. In ihrem Gefolge befand sich ein elfenhaftes Wesen, das Bronstein für weit älter als 13 geschätzt hätte. Das Mädchen hatte langes blondes Haar, das ein ziemlich rundes Gesicht umrahmte. Die Augen waren gleichwohl dunkel und wirkten ob ihrer beachtlichen Größe ziemlich dominant. Dennoch registrierte Bronstein einen ungemein traurigen Blick und fragte sich, ob die Kleine deshalb so erwachsen wirkte. Er begrüßte die Grettler standesgemäß und reichte dann dem Mädchen die Hand, die dieses schüchtern ergriff. »Also«, sagte Bronstein, während er sich setzte, »was ist das jetzt mit dieser Sache?«
    Die Grettler wandte sich an die ihr Schutzbefohlene. »Liebes Kind, erzähle bitte dem Herrn Kommissar genau das, was du vorher mir erzählt hast. Und keine Scheu. Der Herr ist von der Polizei, der wird dir helfen.«
    Bronstein entging nicht, wie das Mädchen zu zittern begann. Da hatte ein Mensch wirklich abgrundtief Angst, und Bronstein bemühte sich um ein gütiges Lächeln. »Du brauchst dich wirklich nicht fürchten. Was immer passiert ist, ich mach’s wieder gut. Wie heißt du denn?«
    »Brigitte«, kam es stockend.
    »Sehr schön. Ich bin der David Bronstein. Und ich werde dir helfen. Allerdings musst du mir zuerst sagen, worum es überhaupt geht.«
    »Die Frau Kadivec«, begann Brigitte, »die haut mich immer.«
    Bronstein wartete eine Weile, doch es kam nichts mehr. »Ja, das ist nicht nett«, sagte er daher unverbindlich, »und weiter?«
    »Ich … ich hab’ so Angst.«
    Nun, das war natürlich. Jeder würde sich vor Prügel fürchten. Doch was hatte das mit ihm zu tun? Er sah die Grettler fragend an.
    »Brigitte«, übernahm diese daher die Initiative, »du musst dem Herrn Kommissar erzählen, was genau passiert, wenn dich die Frau Kadivec schlägt.«
    Der bittende Blick des Mädchens bedeutete wohl, dass es sich schämte und es gern vermieden hätte, darüber vor einem Mann zu sprechen. Doch die Grettler duldete keine Verweigerung. »Du musst. Sonst geht das ewig weiter. Und das willst du ja wohl nicht, oder? Also vertrau dich ihm an. Ein Polizist ist wie ein Onkel Doktor, da braucht man sich nicht zu genieren. Also erzähl’ ihm schon alles.«
    »Wenn die Frau Kadivec glaubt, dass wir etwas falsch gemacht haben, dann müssen wir zur Prügelstrafe antreten.«
    Bronstein war der Wechsel vom »ich« zum »wir« nicht entgangen. Offenbar gab es da mehrere Kinder, die in die Sache involviert waren. Doch er hob sich die diesbezügliche Frage für später auf, er wollte das Kind nicht in seiner Erzählung unterbrechen.
    »Wir müssen uns ausziehen.«
    Das Mädchen verstummte wieder. Zu bedrückend schien die Erinnerung an die Bestrafung. Ausziehen? Verabreichte die Lehrerin Hiebe auf das nackte Gesäß? Das war eine beliebte Strafe bei alpinen Rohlingen, die sich auf diese Weise bevorzugt an ihren Kindern vergingen, indem sie mit ihrem Ledergürtel bizarre Muster auf den Hinterteilen ihrer Nachkommen hinterließen. Doch selbst die hintersten Provinzler wendeten derlei barbarische Akte in der Regel nur bei Knaben an. Die Kadivec musste also schon ein besonderes Kaliber sein.
    »Und die Richter sehen zu«, fing Brigitte zaghaft wieder an.
    Wie bitte? Welche Richter?
    Bronstein war verwirrt, und die Grettler bedeutete ihm mit dem Heben einer Augenbraue bei gleichzeitigem Nicken des Kopfes, sie habe ihm ja gesagt, dass dies eine pikante Sache sei. Bronstein sah Brigitte eindringlich an: »Ich weiß, das ist nicht leicht für dich. Aber du musst mir jetzt ganz genau erzählen, wie so eine Bestrafung abläuft. Denn nur dann können wir sie für immer verhindern, verstehst du. Wer sind diese Richter, von denen du sprichst? Wer bestraft, und was müsst ihr euch ausziehen?«
    Das Atmen der Kleinen wurde unregelmäßig, ja, hektisch. »Sie führt uns … in einen Raum. Dort sitzen … die Richter… Wir

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