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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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fügte sie schließlich hinzu.
    Wenn er es geschickt anfing und ein wenig Glück hatte, dann würde es ihm gelingen, den ganzen Laden auffliegen zu lassen, dachte Bronstein.
    »Du hast völlig richtig gehandelt«, sagte er also zur Grettler, »das ist von allergrößter Wichtigkeit. Wer weiß, wie sehr diese armen Mädchen leiden, da muss sofort eingeschritten werden. Kümmere du dich um Brigitte hier. Ich sehe einmal, was ich tun kann.«
    »Wie bleiben wir in Verbindung?«
    »Hast du ein Telefon?«
    »Leider nicht. Aber meine Nachbarin.«
    Man vereinbarte, dass Bronstein später dort anrufen würde. In der Zwischenzeit solle die Grettler das Mädchen mit zu sich nehmen. Bronstein fuhr zur genannten Adresse und besah sich zunächst einmal das Haus. Ein typischer Bau aus den letzten Jahren der Monarchie. Groß, stattlich, Ehrfurcht gebietend. Bronstein trat ein und ging nach kurzem Zögern auf die Hausbesorgerwohnung zu. Dort klopfte er an.
    Eine ältliche Frauensperson mit gestrengem Dutt und noch gestrengerem Blick öffnete. »Und wer sand nocha Sie?«, belferte sie ihn an.
    Anstelle einer Antwort zog Bronstein seine Kokarde. Die Frau starrte auf das Metall, dann wieder auf Bronstein.
    »Und des soi mi jetzt nachher beeindrucken, oder was?«
    »Na«, lenkte Bronstein ein, »nur a bisserl milder stimmen.«
    »Für die Milde ist der Herr Prälat zuständig. Den finden S’ in der Kirchen.«
    »Gnä Frau, jetzt zieren S’ Ihnen ned so. I brauchat a Auskunft.«
    »Dafür ist des …«
    Bronstein wurde unwillig. »Amt zuständig. Ich weiß. Aber so viel Zeit hab’ i ned. Was können S’ mir über die Frau Kadivec erzählen?«
    »Fragen S’ als Kieberer oder als Galan?«
    Die Geduld begann Bronstein endgültig zu verlassen. Er hatte schon oft mit Hausmeisterinnen zu tun gehabt, und die meisten redeten wie ein Wasserfall. So eine wie die war ihm unter Garantie noch nicht untergekommen.
    »Jetzt sagen S’ halt schon, was Sie wissen. Sonst muss ich Sie mitnehmen auf’s Revier, und das wollen S’ ja wohl ned, oder?«
    »Kummt drauf an. Wenn S’ an feschen Inspektor dort habt’s.«
    Bronstein war fassungslos. Die Frau stand immer noch da wie Lots Weib, nachdem es sich umgedreht und zur Salzsäule erstarrt war, und sie tändelte mit einem absolut ausdruckslosen Gesichtsausdruck wie die ärgste Grabennymphe.
    »I bin der Fescheste, den’s dort gibt«, sagte er knapp.
    »Na dann.«
    Die Frau war eine Statue. Keine Regung war erkennbar.
    »Was woll’n S’ wissen?«
    »Können wir das vielleicht bei Ihnen besprechen?«
    Die Hausmeisterin drehte kaum merklich ihren Körper, sodass gerade genug Platz entstand, dass Bronstein in die Wohnung treten konnte. Hinter ihm schloss sie die Tür und schaffte es dabei, fast am selben Fleck stehen zu bleiben. Bronstein wartete nicht auf eine allfällige Erlaubnis und setzte sich an den Tisch. Um den amtlichen Charakter der Unterredung zu unterstreichen, zog er einen kleinen Notizblock hervor und legte einen Stift dazu. Dann richtete er seinen Blick auf die Frau aus.
    »Die Kadivec. Was ist das für eine?«
    »Mitte 40 wird s’ sein. Alleinstehend, heißt’s. Sprachunterricht gibt s’, sagt sie. Französisch. Ja mei, des wird sogar stimmen, gell. Aber anders halt. Und Griechisch a no. Gegen Aufpreis, versteht sich.«
    »Sie meinen also, die Frau Kadivec ist eine Vertreterin des … horizontalen Gewerbes?«
    »Schmarren. A Kupplerin is’, a ausg’schamte. Die lasst sie von Mannsbildern dafür zahlen, dass s’ zuschauen dürfen, wenn die ausbanelte Badhur’ junge Madeln wixt.«
    Ohne auch nur mit der kleinsten Wimper zu zucken, war die Hausmeisterin in derbes Idiom gewechselt.
    »Mit der … Bad…edings meinen S’ jetzt das Fräulein Degrassi?«
    »Ja. Sonst hätt’ i ja oide Badhur’ g’sagt, ned!«
    Immer noch verzog die Concierge nicht die geringste Miene.
    »Und diese Madeln, die sind offiziell Sprachschülerinnen, oder wie?«
    »Mir is des wurscht, was de san. Mir is überhaupts ollas wurscht. War’s des?«
    Der gestrenge Blick wurde stechender, und Bronstein fühlte sich zunehmend unwohl. »Äh, nicht ganz«, begann er daher vorsichtig, »wissen Sie, ob die Dame heute zugegen ist, wissen Sie weiters, ob sie zur Zeit … nun … Herrenbesuch hat, und wissen Sie schließlich drittens, ob ein Stieglitz unter ihren Gästen ist?«
    »Jo, na, ha?«
    Bronstein sah die Frau irritiert an: »Wie belieben?«
    »Na, des war doch jetzt ganz afoch. Jo, die Kadivec is’ daham. Na,

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